Am seidenen Faden

14.12.2023

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Unternehmen stehen stetig weiterwachsenden Bedrohungen gegenüber. Nach Jahren mit Finanzkrisen, Corona, Krieg in Europa, Inflation und aktuell schwächelnder Konjunktur geht vielen Unternehmen die finanzielle Puste aus.

Gesetze für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit wälzen ganze Branchen um und versalzen dabei die Investitionsfreude. Über 3,3 Millionen Unternehmen sind ohnehin vielen existenziellen Gefahren permanent ausgesetzt, welche auf die Probe stellen und schlimmstenfalls in Geschäftsaufgaben oder Insolvenzen münden. Die vielfältigen Risiken variieren dabei je nach Branche, Betriebsgröße und Standortauswahl. Die Priorisierungen der notwendigen Schutzlösungen angesichts immer knapperer Unternehmenskassen entwickeln sich zur großen Herausforderung in der Versicherungsberatung.

In dem Unternehmen

Die abzusichernden Sach- und Vermögenswerte bedürfen umfangreicher Erhebungen. Korrekte Versicherungswerte beispielsweise für Büro- und Betriebsausstattungen, Gebäude sowie Technik sind enorm wichtig, um im Schadenfall nicht in eine Unterversicherung zu rutschen. Die Verwendung der Buchwerte aus den Finanzbereichen ist dabei ein klassischer Fehler, der mit Vertragsübernahme per Maklerauftrag im betreuten Bestand landet. Neue Abschreibungen forcieren dann mit der Zeit die Unterdeckung. Grundsätzlich basieren Versicherungssummen auf dem Neuwert bzw. Listenpreis ohne Rabatt. Wenige Ausnahmen sind z. B. der Zeitwertersatz für extrem abgenutzte oder Taxen für altersbedingt wertvolle Sachen. Betriebsgebäude, Produktionsanlagen und Großlager ergeben mitunter erhebliche Summen sowie Wiederherstellungskosten, die im Totalverlustfall umfassender ausfallen können als mögliche Haftpflichtansprüche Dritter. Deshalb stehen für Industrie- und Großgewerbebetriebe die Feuer- und Allgefahrendeckungen für versicherte Sachen mehr im Vordergrund als für kleine und mittlere Unternehmen, die KMU. Eine Ausfallversicherung schützt vor den Verlusten aus einer Betriebsschließung oder einer Betriebsunterbrechung. Behördliche Verfügungen oder ein Feuer- und Sturmschaden lösen einen Ersatz von Fixkosten und Gewinneinbußen aus. Aufgrund der umfassenden coronabedingten Betriebsschließungen ist vielen Unternehmen die Bedeutung eines ausreichenden Ausfallschutzes mittlerweile ins Bewusstsein gerückt. Täglich greifen Kriminelle die Unternehmen mit ausgefeilten Cyber-Attacken an und zerstören im Erfolgsfall mit blockierter IT oder unterschlagenem Unternehmensvermögen deren Existenz. Deshalb setzen Experten auf Cyber-Schutzlösungen inklusive umfassender Ausfall- und Vertrauensschadendeckungen.

Um das Unternehmen

Cyber-Angriffe attackieren ebenfalls das Unternehmensumfeld. Ransomware oder Virenbefall gefährden Abnehmer und Lieferanten, denn Liefer- und Produktionsketten wachsen oft auch digital zusammen. Solche Bedrohungen sichern Cyber-Policen sowie dafür erweiterte Beruf- bzw. Betriebshaftpflichtversicherungen ab. Die Finanzverluste Dritter etwa nach beratenden oder planenden Unternehmenstätigkeiten decken Vermögensschadenhaftpflicht-Policen. Für einige Berufsgruppen wie Architekten und Ingenieure sind Personen- und Sachschäden im Schutz mit eingebunden. Manager und andere Unternehmensentscheider benötigen in der Regel eine Directors & Officers-Police, kurz D&O, zum Schutz gegen finanzielle Rückgriffe nach Managementfehlern. In den Finanzkrisen verschärfte der Gesetzesgeber die Haftungen als Geschäftsleiter und erhöhte so die Nachfrage nach D&O-Schutz. Angesichts der sich ausweitenden Regulatorik mit hohen Strafen raten Experten ebenso zur Strafrechtsschutzversicherung. Viele gesetzliche Regelungen wie z. B. für Datensicherheit, gegen Geldwäsche, für Arbeitsschutz samt der Lieferketten oder für die Umwelt bringen bei Managerversäumnissen oder Sicherheitsverstößen sehr empfindliche Strafen auf den Plan. In Extremfällen drohen sogar Berufsverbote. Die Verurteilung mit einer Strafe erleichtert die Durchsetzung der Haftpflichtforderungen, so dass vielfach Geschädigte solche Strafverfahren ins Rollen bringen.

Um das Unternehmen herum

Unternehmen können Gefahren nicht steuern oder Naturereignisse verhindern. Liefer- und Produktionsketten lösen sich durch Ausfälle in der Kette auf. Partner in Arbeitsgemeinschaften straucheln nach einem Schaden. Verlässlichste Geschäftsverbindungen können verschwinden. Dann fehlen ggf. wichtige Lieferungen und Leistungen. Häufig bleiben Rechnungen unbezahlt. Große Insolvenzen können selbst fremde Unternehmen im weiteren Umfeld treffen, sofern sich Zahlungsunfähigkeiten wellenförmig ausbreiten. So hinterlassen beispielsweise Bauträger ihre Bauherren mit Geldverlusten, Neubauruinen und insolvenzgefährdeten Gewerken. Ohne Baubürgschaften über Banken oder Kautionsversicherer gelangen Vorleistungen auf Bauvorhaben ersatzlos in die Insolvenzmasse. Handwerker, Lieferanten und Produzenten kalkulieren mit der zügigen Bezahlung ihrer Leistungen und Lieferungen. Bleiben höhere Rechnungsbeträge aus, fehlt die Liquidität und die eigene Insolvenz rückt näher. Frei nach der Börsenregel: Das Geld ist nicht weg, es hat nur ein anderer. Mit Warenkreditversicherungen steuern die Unternehmenskunden solchen Liquiditätsengpässen entgegen und finden mittels Services wie Bonitätsprüfungen neue solvente Geschäftsbeziehungen.

Zusammengefasst…

Die Wechsel- und Rückwirkungen aus Konjunkturverläufen, neuen Gesetzen sowie kleinen und großen Katastrophen lassen sich schwer überblicken und kaum steuern. Dafür können Unternehmen die Auswirkungen managen und die finanziellen Folgen vieler existenzbedrohender und existenzzerstörender Risiken an erfahrene Versicherer delegieren. Eine Steilvorlage für Versicherungsmakler, denn deren Expertise, Beratungsleistungen und Dokumentationen sind im Risikomanagement von Unternehmenskunden zunehmend gefragt. Gehen Kunden derartige intensive Verbindungen zu ihren Maklern ein, stehen fruchtbare und langfristige Geschäftsbeziehungen an. (gg)