Aktienselektion entscheidend

04.05.2018

Ufuk Boydak, Vorstandsvorsitzender der LOYS AG / Foto: © LOYS AG

In den zurückliegenden Wochen ging es am Aktienmarkt wieder nach oben. Neben den guten wirtschaftlichen Rahmendaten werfen viele einen intensiven Blick auf die Währungshüter dies- und jenseits des Atlantiks. Was machen FED und EZB? Zu diesen Aspekten und der außergewöhnlich guten Performance des LOYS Europa System sprach finanzwelt im Interview mit Ufuk Boydak, Vorstandsvorsitzender und Fondsmanager der LOYS AG. 

finanzwelt: Seit Ende März hat der deutsche Leitindex rund 6 Prozent hinzugewonnen. Mitunter haben sich die Anleger auf die geopolitischen Spannungen eingestellt. Bleiben Sie für die deutsche Volkswirtschaft optimistisch gestimmt?

Boydak: Der europäische Aktienmarkt eröffnet uns aufgrund der noch moderaten Bewertung im Vergleich zum amerikanischen Markt deutlich mehr Investitionsmöglichkeiten. Natürlich liegt unser Fokus hier auch auf der europäischen Wirtschaftslokomotive Deutschland. Den deutschen Markt haben wir in allen unseren Fonds übergewichtet. Wir nutzen Kursrücksetzer konsequent zum Nachkauf und bleiben hier nicht zuletzt aufgrund der erfreulichen wirtschaftlichen Rahmendaten weiter optimistisch. Allerdings gewinnt die Aktienselektion mehr und mehr an Bedeutung, da der Markt in der Breite schon seit einiger Zeit nicht mehr unterbewertet erscheint. Vor allem das Nullzinsumfeld wird den Aktienmarkt aber vorerst weiterhin stützen.

finanzwelt: Am Donnerstag, 26. April, haben Währungshüter getagt. Was erwarten Sie bezüglich der anstehenden Entscheidungen?

Boydak: Im Zentrum der Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer stehen zurzeit die US-Zinsen. Zum einen bietet das auf inzwischen 3% gestiegene Zinsniveau bei den langlaufenden Staatsanleihen eine Alternative zum eher überdurchschnittlich bewerteten amerikanischen Aktienmarkt und zum anderen nährt die drohende inverse Zinsstrukturkurve die Sorgen um ein Ende des langjährigen Aufwärtstrends. Schließlich gelten inverse Zinsstrukturkurven als verlässlicher Vorbote einer Rezession. Wir erwarten bis zu zwei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr durch die Fed, die mit hoher Wahrscheinlichkeit die Zinsstrukturkurve zum Kippen bringen sollten. Allerdings könnte eine weitere Aufwertung des Dollar gepaart mit einer günstigen Entwicklung der Inflationszahlen den Druck für weitere Zinserhöhungen nehmen. Auf dem heutigen Zinsniveau hat die FED im Gegensatz zur EZB zumindest wieder einen Handlungsspielraum, um im Rahmen einer konjunkturellen Abkühlung mit Zinssenkungen gegenzusteuern. Da negative Markteinflüsse am US-Markt zumeist in verstärkter Form den europäischen Markt beeinflussen, ist auch hier Vorsicht angebracht obwohl die EZB die Zinswende frühestens erst in 2019 einleiten wird und auch die Bewertungen der europäischen Aktien attraktiver erscheinen. Sollte die Wachstumsdynamik nicht zu stark abnehmen, könnte sich auch 2018 noch zu einem guten Börsenjahr entwickeln.

finanzwelt: Mit Ihrem LOYS Europa System setzen Sie auf unterbewertete Unternehmen in den europäischen Ländern. Laut Citywire-Ranking belegen Sie sowohl auf Ein- als auch Dreijahres-Basis vordere Plätze. Was machen Sie anders als viele Wettbewerber?

Boydak: Aktuell kommt es mehr denn je auf die Aktienselektion an. Denn zum einen finden sich unterbewertete Titel längst nicht mehr in der Breite und zum anderen gilt es in Vorbereitung auf eine konjunkturelle Abkühlung in den kommenden 18 Monaten die richtigen Geschäftsmodelle auszuwählen. Wir meiden hierzu in unserem Europa-Fonds LOYS Europa System konjunktursensible Unternehmen und achten auf stabile Bilanzkennzahlen unserer Titel. Für uns bildet die Bewertung der Unternehmen die maßgebliche Orientierung bei der Steuerung unserer Fonds. Eine konservative fundamentale Aktienselektion bietet den besten Schutz des Kapitals für schwierige Marktphasen der Zukunft. Bei der Suche nach unterbewerteten Titeln werden wir inzwischen vorwiegend bei den Mid- und Smallcaps fündig. Die großkapitalisierten Unternehmen der ersten Reihe zeigen dagegen heute zumeist zu hohe Bewertungsaufschläge.