Geht die Party weiter oder ist jetzt Schluss?

19.12.2018

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Bei J O Hambro Capital Management (JOHCM) gibt es keine „Hausmeinung“ über Länder, Märkte oder einzelne Aktien, und unsere Fondsmanager vertreten naturgemäß unterschiedliche Sichtweisen. Im Folgenden gibt eine Reihe von Fondsmanager eine Einschätzung ab, wie sie das kommende Jahr in ihrer jeweiligen Anlageklasse einschätzen, was sie sich wünschen würden und welche Überraschungen 2019 bringen könnte.

Aktien global: Für Illusionen ist nicht der Zeitpunkt

Von Ben Leyland, Senior Fund Manager JOHCM Global Opportunities Fund

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Ben Leyland, Senior Fund Manager JOHCM Global Opportunities Fund / Foto: © JOHCHM[/caption]

Seit die Notenbanken weniger billiges Geld in die Märkte pumpen und die Phase extremer Niedrigzinsen zu Ende geht, stellen preissensitive Momentum-Anleger plötzlich fest, dass ihnen der Boden unter den Füßen fehlt. Hinzu kommt, dass zurzeit ein ganzes Bündel von Problemen die Börsen belastet: In Italien droht eine Haushaltskrise samt Konflikt mit der EU, in den USA könnte die öffentliche Verwaltung demnächst aus haushaltstechnischen Gründen zum Erliegen kommen, der Brexit und alles, was damit zusammenhängt, sorgt für Kopfschütteln und Verzweiflung, und der schädliche Handelskrieg zwischen den USA und China, angefacht von einem höchst unberechenbaren US-Präsidenten, droht sich zu verschärfen. Vor diesem Hintergrund weicht die bisherige Sorglosigkeit an den Finanzmärkten dem Gefühl, dass doch Risiken vorhanden sind, und die Volatilität nimmt entsprechend zu.

Die Bewertungen an den Aktienmärkten bereiten uns schon seit Jahren Sorge. Deshalb haben wir es auch vorgezogen, unser Pulver trocken zu halten und einen hohen Kassenanteil in Kauf zu nehmen. Auf einem von der Realität abgekoppelten Bewertungsniveau zu investieren, würde aus unserer Sicht die Gefahr von Kapitalvernichtung bedeuten. Im volatilen Oktober haben wir bei einigen Titeln zugegriffen, und unsere Liquidität ist dadurch leicht gesunken. Alles in allem glauben wir aber nicht, dass durch die Verkaufswelle bereits eine klare Einstiegsgelegenheit entstanden ist. Besonders groß waren die Kursverluste in konjunkturempfindlicheren Bereichen (Industrie, Rohstoffe, Technologie), und da die Bewertungen der meisten Titel, die wir dort beobachten, auf stark erhöhtem Niveau lagen, sind sie auch jetzt noch nicht sonderlich attraktiv. Zur Verdeutlichung: Der MSCI AC World Industrials Index notierte Ende Oktober ca. 34 Prozent über dem Tiefstand von Anfang 2016. Selbst wenn man die USA herausnimmt, um die Auswirkungen der Steuersenkungen auf die Gewinnprognosen auszuklammern, betrug der Zuwachs noch ca. 29 Prozent (Quelle: Bloomberg). Wir wagen keine Vorhersagen für den Makrozyklus, sehen aber für den Fall einer Rezession noch beträchtliches Verlustpotenzial. Es wäre jedenfalls eine Illusion zu glauben, dass es an den Börsen immer nur aufwärts gehen kann.

Wie die Aussichten für US-Nebenwerte sind, lesen Sie auf Seite 2