Die unerträgliche Leichtigkeit des Zinses

19.12.2016

André Kunze, Geschäftsführender Gesellschafter der Prometheus Vermögensmanagement GmbH/ Foto: © Prometheus

72,2 Millionen Versicherungsverträge für die Altersvorsorge mit einem Anlagevolumen von rund einer Billion Euro gibt es laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) derzeit. Zieht man die jungen und jüngsten Generationen ab, die noch nicht für ihr Alter vorsorgen können, hat statistisch betrachtet jeder Deutsche mindestens eine Versicherung zur Altersvorsorge abgeschlossen. Rechnet man das Anlagevermögen in Pensionskassen und Pensionsfonds hinzu, summiert sich das Anlagevolumen der Deutschen in der privaten Altersvorsorge auf stattliche gut zwei Billionen Euro. Das klingt auf den ersten Blick nicht nach Katastrophe.

Bedenkt man jedoch, wie dieses Vermögen derzeit angelegt wird, müsste eigentlich jeder unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschen und eine kurzfristige Teilnahme bei Wer wird Millionär? ins Auge fassen. Denn: Knapp 90 Prozent des Vermögens in Lebens- und Rentenversicherungen sowie in Pensionsfonds und Pensionskassen sind in festverzinslichen Wertpapieren bzw. Anleihen von Staaten, Unternehmen und Banken investiert. Für erstklassige, vermeintlich sichere Anleihen aus diesen Segmenten liegen die Zinssätze bereits seit längerem nahe oder gar unter der Nullmarke.

Nehmen wir beispielsweise eine Unternehmensanleihe von BAYER. Hier erzielt man derzeit bei einer Laufzeit von rund vier Jahren eine Rendite von gerade einmal 0,25 Prozent pro Jahr. Die deutsche Bundesanleihe mit fünfjähriger Laufzeit unterbietet sogar diesen Mini-Zins noch und rentiert mit minus 0,4 Prozent im negativen Terrain. Selbst wenn die verbleibenden zehn Prozent des Vermögens von Versicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds eine jährliche Rendite von acht Prozent einfahren würden, kann der Gesamtertrag derzeit kaum über die Ein-Prozent-Marke hinausreichen. Und das vor Kosten.

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