Die Aufsicht hat wieder versagt

06.04.2020

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Nun wussten es wieder alle. Der Markt musste korrigieren. Aber die Prognosen der Analysten waren auf steigende Aktienkurse ausgerichtet. Denn wo sollte das Geld bei Null-Zinsen auch hin, außer in Aktien. Die Prognosen der Analysten für die Kursentwicklung für Aktien in 2020 im Handelsblatt Ende Dezember sprechen Bände. Dabei lief die Wirtschaft schon von dem Einbruch nicht mehr rund. Meine Bedenken in den letzten 3 Kolumnen („Ist Corona, der black swan“, oder „Alles im Griff, auf dem sinkenden Schiff“ und „Tanz auf der Rasierklinge“) und dann auch meine Empfehlung die Aktienquote zu reduzieren, wurden nicht ernst genommen.

Bereits im April 2019 schrieb ich, der Crash kommt zu 100 Prozent. Auch für meine Warnung, dass die viel zu hohe Verschuldung nicht nur der Staaten, sondern auch von Unternehmen und Privaten (besonders in USA) zum Problem werden wird, könnte jetzt trotz der Zig-Milliarden neuer Staatsschulden eintreten. Hier liegt das Schlimmste noch vor uns, wenn die negativen Folgen der völlig richtigen Maßnahmen zur Virusbekämpfung in die Bilanzen einfließen.  Erst vor 4 Wochen riet ich die Höchstkurse zu Gewinnmitnahmen zu nutzen, zumal der DAX-Chart negative Divergenzen auswies. Ich schloss einen DAX von 8.000 nicht aus. Nur wenige Tage später war es Realität. Auch für mich überraschend schnell.

Corona hat die Krise ausgelöst, aber selbst wenn irgendwann ein Gegenmittel gefunden ist, ist die Krise noch lange nicht vorbei. Auch Dank der fatalen Notenbankpolitik, die in der Boomphase die Wirtschaft mit weiteren Zinssenkungen noch befeuert hat. Sie führten zu Blasenbildung bei Aktien, Renten und Immobilien. Die Aktien haben bis jetzt in der Spitze etwa 40 Prozent verloren (per 2.4. ca. 30 Prozent). Eine Blase ist also geplatzt. Viele Anleger haben etliches Geld verloren. Der Verantwortliche wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Auch die Immobilienaktien sind eingebrochen. Ein schlechtes Omen für die Immobilien selbst? Diese Blase wird spätestens dann platzen, wenn die Zinsen gegen alle Erwartungen steigen, weil Anleger jetzt die Risiken erkennen und das Eingehen mit Zinsen belohnt wissen wollen. Oder weil die großen Fonds, allen voran die Hedgefonds, Liquidität um jeden Preis benötigen und Staatsanleihen noch keine großen Verluste bringen und sie noch verkauft werden können. Auch dieses  Thema habe ich in „Wehe, wenn die Notenbanken die Kontrolle über den Zins verlieren“ im Mai 2019 angesprochen.

Wie die riesigen Tagesverluste zustande kamen, lesen Sie auf Seite 2