Ruhestand wird zur Horrorvorstellung

26.06.2018

Immer mehr Deutsche fürchten sich vor ihrem Ruhestand / Foto: ©DenisProduction.com-stock.adobe.com

Die häufigen Berichte über Altersarmut verunsichern die Menschen in Deutschland: Bei immer mehr Berufstätigen überwiegen beim Blick auf den Ruhestand mehr Zukunftsängste als Freude. Aktuelle Ruheständler berichten von Verlust an Lebensqualität. In allen Bundesländern haben die Menschen immer weniger Vertrauen in die Politik.

Der vierte AXA Deutschland Report zeigt, dass sowohl Erwerbstätige als auch Ruheständler mehr Geld für Ruheständler fordern. Diese Forderung ist über alle Altersgruppen, Einkommensschichten und Bundesländer weitgehend gleich verteilt. Insgesamt sagten 70 % der ca. 3.600 Befragten, dass das wichtigste Ziel staatlicher Politik sein solle, dass Menschen im Ruhestand mehr Geld bekommen sollen. Andere staatliche Aufgaben wie eine verbesserte Gesundheitsversorgung (52 %) oder bessere Schulen und Ausbildungsmöglichkeiten (51 %) werden dagegen als weniger wichtige Ziele betrachtet. Interessant: Trotz der ständigen Diskussionen über steigende Mieten sagten nur 40 % der Befragten, dass mehr Wohnraum ein wichtiges Ziel staatlicher Politik sein sollte.

Baldige Rentner fordern mehr Geld –und misstrauen Politik

Die Forderung nach höheren Ruhestandseinkommen ist besonders bei der Altersgruppe der 55- bis 64-jährigen verbreitet, deren Ruhestand unmittelbar bevorsteht. Dieser Zeit blicken sie weitgehend pessimistisch entgegen: So gaben 56 % dieser Altersgruppe an, dass sie eine Verschlechterung ihres Lebensstandards erwarten, nachdem sie aus dem Berufsleben ausgeschieden sind. Lediglich 2 % glauben, dass sich ihre Lebensqualität im Ruhestand verbessern wird. 63 % macht das Thema Altersvorsorge mehr Angst als früher. Besonders von der Politik fühlen sich die baldigen Rentner im Stich gelassen: So stimmten 78 % von ihnen der Aussage zu, „das Vertrauen in die Politik beim Thema Altersvorsorge verloren zu haben.“

Ruhestandsfreude wird verdrängt durch Zukunftsangst

Lediglich ein Drittel aller Berufstätigen freut sich heut sich auf den Ruhestand. Bei 51 % der Berufstätigen überwiegen hingegen die Sorgen. 64 % aller Berufstätigen haben mit Blick auf das Thema Altersvorsorge heute sogar mehr Angst als früher. Entsprechend ist der Anteil derjenigen, der Angst hat, im Ruhestand zu verarmen, von 32 % vor zwei Jahren auf 39 % bei der jetzigen Untersuchung gestiegen. Die einzige Sorge, die noch größer ist, ist die vor Erkrankungen (60 %). Ein weiterer Grund, dass sich immer weniger Menschen auf die Zeit nach dem Arbeitsleben freuen, ist das damit offenbar ein Prestigeverlust einhergeht. So gaben 72 % der Ruheständler an, dass Menschen im Ruhestand ein geringeres gesellschaftliches Ansehen genießen würden. Diese Meinung teilen auch 54 % der Berufstätigen.

Rentner sind immer unzufriedener

Die aktuelle Erhebung zeigt auch, dass die Ruheständler mit ihrer Lage immer unzufriedener werden. So ist nur jeder zehnte Befragte mit seiner Lebensqualität zufriedener als während seines Berufslebens, vor zwei Jahren lag dieser Wert noch bei 24 %. Als Grund für diese veränderte Situation geben die Studienautoren an, dass vor allem Neu-Rentner ihre veränderte Situation negativ beurteilen. „Es hat seit 2016 zwei vergleichsweise deutliche Erhöhungen der gesetzlichen Renten gegeben – und dennoch wächst die Unzufriedenheit der Ruheständler weiter. Das zeigt, dass die Ursachen tiefer liegen müssen. Sie entzündet sich offenkundig vor allem an der finanziellen "Fallhöhe" zwischen dem Berufs- und Rentner-Leben in Deutschland", macht Dr. Patrick Dahmen Mitglied des Vorstandes im AXA Konzern, mögliche Gründe hierfür aus.

weiter auf Seite 2