Zurück zur amerikanischen Vormacht?

11.06.2018

Dr. Mathilde Lemoine, Group Chief Economist bei Edmond de Rothschild / Foto: © Edmond de Rothschild

US-Steuerreform könnte positive Wirkung haben

Die Ende des letzten Jahres verabschiedete Steuerreform in den USA verändert das amerikanische Steuersystem grundlegend und soll amerikanische Unternehmen zu Investitionen in den Produktionssektor bewegen und zugleich die Kreditkosten anheben. Laut vorliegenden Berechnungen könnten sich die Steuersenkungen auf netto 111 Mrd. Dollar belaufen und so die Investitionsbereitschaft von Unternehmen fördern. Deutlich weniger würden davon die amerikanischen Haushalte profitieren, die insgesamt lediglich um 17 Mrd. Euro netto entlastet werden dürften. Für die amerikanische Wirtschaft rechnet Dr. Mathilde Lemoine in diesem Jahr mit einem Wachstum von 3 %. Aufgrund der erwarteten mangelnden Dynamik des privaten Verbrauchs und des Fortbestehens eines Arbeitskräfteüberschusses dürfte dieses Wachstum aber nicht zu einem bedeutenden Anstieg der Inflation führen.

Weiterhin Spannungen zwischen China und USA

Mathilde Lemoine sieht in den angedrohten und erfolgten Anhebung von Importzöllen eher Trümpfe im Verhandlungspoker als den Auftakt für einen protektionistischen Handelskrieg. Die amerikanischen Hauptforderungen würden vielmehr in der Steigerung der US Exporte zur Verringerung des amerikanischen Handelsdefizits, der Achtung von Rechten an geistigem Eigentum und der Möglichkeit, auch ohne chinesische Partner in China Geschäfte zu betreiben, um den Technologietransfer einzudämmen. Die USA wollten also den Handel nicht eindämmen, sondern im Gegenteil sogar intensivieren. Da die amerikanische Steuerpolitik jedoch einen Anstieg der Einfuhren bedingen dürfte, würde es zu einem immer größeren Handelsdefizit kommen, weshalb Lemoine mit stärken Spannungen der beiden größten Wirtschaftsmachten der Erde kommen.

Unterschiedliche Wachstumsraten Quelle neuer Instabilität?

Mathilde Lemoine zeigt auf, dass die Verbesserung des weltweiten wirtschaftlichen Umfelds auf eine allgemeine Zunahme der Verschuldung zurückzuführen ist. Die Notenbanken intervenieren weiterhin massiv, um die Preise von Vermögenswerten zu manipulieren und die Verschuldung zu fördern. Dies erhöht das Risiko einer Instabilität der Finanzmärkte. Sie warnt vor einem Auseinanderdriften des weltweiten Wachstums als einer der Ursachen erheblicher Zinsschwankungen. (ahu)

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