„Wir zählen zu den Big Five der Pool-Landschaft“

20.02.2025

Dr. Johannes Neder, Vorstand VEMA / Foto: © VEMA

Exklusiv

Die VEMA ist die einzige Genossenschaft unter den Maklerpools in Deutschland. Oberstes Ziel ist es nicht, wie bei anderen die Gewinnmaximierung für Eigentümer oder Aktionäre voranzutreiben, sondern Mehrwerte für die Partnerbetriebe zu schaffen. Dr. Johannes Neder, Vorstand bei der VEMA, spricht im Interview über die Vorteile für Makler, die sich aus der Firmierung als Genossenschaft ergeben, die fortschreitenden Konzentrationsprozesse in der Branche und die Geschäftsentwicklung.

finanzwelt: Herr Dr. Neder, wie ist die VEMA im Markt der deutschen Maklerpools positioniert? Wie grenzen Sie sich vom Wettbewerb ab? Welche Vorteile ergeben sich aus Ihrer Firmierung als Genossenschaft?
Dr. Johannes Neder» Die VEMA zählt zu den führenden Intermediären am deutschen Maklermarkt. Bei afrikanischen Safaris gibt es den Begriff der ‚Big Five‘. Auf die ‚Pool-Landschaft‘ umgelegt zählen wir von der Marktbedeutung her dazu. Aus unserer Unternehmensform der Genossenschaft ergeben sich verschiedene Vorteile für die uns angeschlossenen Makler. Bei uns steht beispielsweise die Erfüllung des Satzungszwecks an erster Stelle und nicht die Ertragsmaximierung für einen Inhaber oder Investor. Die Genossenschaft bleibt in der Hand ihrer Genossen und das sind unsere Makler selbst.

finanzwelt: Wie verlief Ihre Geschäftsentwicklung im Jahr 2024? Was waren die Highlights?
Dr. Neder» Wir werden das Jahr 2024 erneut mit sehr guten Zahlen in allen Bereichen abschließen. Der Umsatz wird höher ausfallen als letztes Jahr. Auch fusions- und übernahmebereinigt wuchs unsere Maklergemeinschaft um mehr als 200 Häuser. Wir steuern auf eine Belegschaft von 300 Mitarbeiter zu und sind zufrieden. Ein Highlight ist sicher unser Maklercover VEMA ProRisk – die erste digitale Industrieversicherungslösung eines Intermediär in Deutschland.

finanzwelt: Wie bewerten Sie die zunehmenden, teils auch von Finanzinvestoren getriebenen Konzentrationsprozesse bei Maklerpools? Was bedeutet das für Makler und die VEMA?
Dr. Neder» Wir beobachten die Entwicklung teils mit Sorge. Es bleibt zu hoffen, dass die agierenden Finanzinvestoren den Endkunden nicht aus dem Auge verlieren und ein Ziel verfolgen, dass die aktive Beratungsleistung am Kunden erhalten bleibt. Dies zeichnet sich noch nicht überall ab. Für VEMAMakler sehen wir die Chancen größer als je zuvor. In unserer genossenschaftlichen Struktur gewährleisten wir Sicherheit und weiterhin hervorragende Prozesse, Produkte und Services ausschließlich am Maklerbedarf ausgerichtet und in unserer Satzung als Genossenschaftszweck verankert. Gewinnmaximierung ist dabei zweitrangig. Es geht um die Dienstleistung, die der Makler dem Kunden angedeihen lässt.

finanzwelt: Die fortschreitende Digitalisierung ist ja ein kritischer Erfolgsfaktor von Maklerpools. Wie ist der aktuelle Stand bei der VEMA?
Dr. Neder» Unser Digitalisierungsprojekt VEMAdata läuft weiter auf Hochtouren. Über unser Tool VEMAoffice werden Intranet der Versicherer, Verwaltungsprogramm und unsere Dienste im VEMAextranet immer stärker miteinander vernetzt, so dass sich bereits erste Automatismen beim Abruf von Dokumenten und Zuordnung im Verwaltungsprogramm ergeben. Hier haben wir noch viel vor. Mit Berufung von Thomas Hirsch als neuem IT-Vorstand sind Projekt und der gesamte Bereich IT in guten Händen und können auch in Zukunft kompetent in die richtigen Bahnen geleitet werden.

finanzwelt: Die vielbeachtete VEMA-Makler-Umfrage zeigt regelmäßig die Favoriten in verschiedenen Versicherungssparten auf. Welche Bedeutung hat diese Umfrage für Sie, auch für Ihre Wahrnehmung nach Außen?
Dr. Neder» Wir führen diese Umfragen bereits seit vielen Jahren durch. Hauptziel ist es, unseren Maklerkollegen eine Orientierungshilfe zu bieten und zu zeigen, was ‚der Schwarm‘ zu einer bestimmten Sparte aktuell denkt und wie Anbieter bewertet werden. Diese Erkenntnisse teilen wir über die Fachpresse gerne auch mit Versicherungsmaklern, die den Weg zu uns bislang noch nicht gefunden haben. Wir sind schließlich eine Versicherungsmaklergenossenschaft.

finanzwelt: Welche Themenschwerpunkte werden Sie auf Ihren nächsten VEMA-Tagen setzen?
Dr. Neder» Nach wie vor wird der Austausch unter Gleichgesinnten vorrangig eine Rolle spielen. Dabei kommen Themen der derzeitigen Servicewüste bei vielen Marktakteuren sicherlich nicht zu kurz. Ein umfangreiches spartenübergreifendes Fortbildungsprogramm in gewohnt guter Qualität rundet die VEMA-Tage ab.

finanzwelt: Wie ist Ihre Einschätzung zur Reform der geförderten privaten Altersvorsorge? Was bewerten Sie positiv, wo sehen Sie noch Nachholbedarf?
Dr. Neder» Es ist wie bei jeder Reform: Die Absichten sind gut, aber… Natürlich gibt es Positives. Für Kunden scheint alles einfacher zu werden. Das ist grundsätzlich positiv zu werten. Auch eine Absenkung der Garantie auf 80 % ist vernünftig, zeitgemäß und wird zu höheren Renten führen. Dass Einzelaktien förderfähig werden, ist hingegen schon verrückt – Wirecard, GameStop… die Vergangenheit zeigt, dass es dramatische Entwicklungen an der Börse geben kann. Nicht alle Eier in einen Korb zu legen, ist nicht ohne Grund eine alte Börsenwahrheit. Aber man muss sicher auch erst einmal abwarten, was von allem Kunden durch ihre Produktwahl für sich relevant machen.

finanzwelt: Wie ist Ihr Ausblick für das Geschäftsjahr 2025? Welche Themen werden im Vordergrund stehen?
Dr. Neder» Wie jedes Jahr werden wir versuchen, unser Gesamtangebot in der Summe weiter voranzubringen. Ein besonderes Thema wird aber ganz sicher wieder der Bereich der Industrieversicherung sein. Hier werden wir die Services weiter ausbauen und unseren Maklern beiseite stehen. (mho)

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