Wie aktiv ist die Fondsindustrie?

28.07.2013

Aktiv gemanagten Investmentfonds sehen sich seit einigen Jahren einem neuen Gegner gegenüber – den Exchange Traded Funds (ETFs). Im Zentrum dieses Konflikts steht die Frage, ob sich aktives Management überhaupt auszahlt.

Kritiker von aktiv gemangten Investmentfonds sehen in diesen nichts anderes als verdeckte, passiv agierende Indexfonds. Die German Capital Management AG (GECAM) ist in einer neuen Studie der Sache auf den Grund gegangen. Eine Überrendite (Outperformance) wird von einigen Fondsmanagern erwirtschaftet, aber oftmals dominiert die Nähe zur jeweiligen Benchmark, Outperformance bleibt die Ausnahme.

Fonds orientieren sich an Referenzindizes (Benchmarks). Aktiv gemanagte Investmentfonds haben das Ziel, ein „Mehr" an Rendite zu erzielen, indem sie besser sind als die jeweilige Benchmark und somit den Markt schlagen.

Das Ziel, eine möglichst andauernde Überrendite im Vergleich zur Benchmark zu erzielen, wird oftmals nicht erreicht. Investoren sind dabei die Leidtragenden, denn sie bezahlen dafür mit hohen Gebühren, ohne Mehrgewinn zu erzielen. Ein indexnaher konstruierter Fonds hat kaum eine Chance auf eine Überrendite gegenüber dem zugrunde liegenden Index. Dafür sind hier die jährlich anfallenden Kosten für das Management gering. Exchange Traded Funds, die es mittlerweile auf allen großen Aktienindizes gibt, weisen eine jährliche Kostenbelastung zwischen 0 % und 1 % pro Jahr auf. Die jährliche Managementgebühr bei aktiven gemanagten Aktienfonds beträgt hingegen zwischen 1 und 2 %. Diese Mehrkosten machen dann nur wirklich Sinn, wenn sich die aktiv gemanagten Fonds von ihrer Benchmark nach oben lösen. Auch in schwachen Börsenjahren können aktive und erfolgreiche Fondsmanager mit dem richtigen Markttiming zumindest die Verluste ihrer Investoren begrenzen.

Bereits zum sechsten Mal hat die GECAM AG das Korrelationsverhalten von Investmentfonds hinsichtlich ihrer Indexorientierung und Managementerfolge untersucht. Insgesamt 9.428 in Europa zum Vertrieb zugelassene Aktien-, Renten-, Geldmarkt-, Dach- und Mischfonds aus 161 Anlagekategorien sind vom unabhängigen Finanzdienstleister hinsichtlich ihrer Indexorientierung und Managementerfolge über den Zeitraum von drei Jahren analysiert worden. „Eine hohe Orientierung am jeweiligen Vergleichsindex erschwert die Generierung von Outperformance. Eine Voraussetzung, die Benchmark zu schlagen, ist aktives Management. Allerdings ist es keine Garantie für Outperformance", bemerkt Vorstand Uwe Leonhardt. Auffallend ist, dass insbesondere bei Mischfonds in den vergangenen drei Jahren eine abnehmende Orientierung zu ihren Referenzindizes festzustellen ist. Dies lässt im Umkehrschluss auf benchmarkunabhängige und flexible Anlagerichtlinien schließen. „Wir als Stockpicker gehen von der Annahme aus, dass die Märkte ineffizient sind. Daher glauben wir an unsere Strategie des aktiven Managements, die sich beispielsweise im Nebenwerte-Segment bezahlt macht", kommentiert Guy Lerminiaux, CIO Aktien bei Petercam. Diese Aussage deckt sich mit den Ergebnissen der GECAM-Studie. Vorstand Leonhardt sieht in erster Linie bei kleinen Segmenten die Chance gegeben, dass die Fonds eine signifikante Outperformance liefern und fasst zusammen:

  • Nebenwerte-Fonds. „Diese Kategorien konnten erneut mehr Outperformer als die Kategorien in den Standardwerten liefern, weil die Nebenwerte-Fonds nicht die großen Werte kaufen (müssen) und zudem ihre eigene Story bzw. ihr Segment ausspielen können.
  • Volumenkleine Fonds. Die volumengrößten Fonds blieben hinsichtlich der Höhe des erzielten Mehrertrages hinter der Durchschnitts-Outperformance der jeweiligen Peergroup zurück. Kleinere und mittelgroße Fonds tun sich offensichtlich leichter, sich deutlicher von der Benchmark abzuheben und einen größeren Performanceunterschied zu erzielen. Die besten Ergebnisse wurden nicht mit den größten Fonds erzielt, sondern gehen auf das aktive Management der mittleren bis kleinen Aktienfonds zurück.

In der Diskussion, was denn nun der bessere Investmentansatz ist, bezieht auch Allianz Global Investor (AGI) klar Stellung und legt die Vorteile des aktiven Managements in einer aktuellen Analyse dar. „Aktives Fondsmanagement bei der Kapitalanlage ist das Gebot der Stunde" und dafür gebe es einige Gründe. So bildeten passive Investments die Welt von gestern ab, aktives Management könne eine rechtzeitige Branchenrotation vornehmen und verbinde die Aufteilung des Kapitals auf mehrere Anlageklassen (Diversifikation) mit strategischen und taktischen Umschichtungen. Ferner ließen sich auch bei den einzelnen Investmentstilen, beispielsweise Value versus Growth, Marktphasen ausfindig machen, die Chancen für aktives Management eröffneten.

Die positive Entwicklung bei passiven Investments hält derweil an. Gemessen an den Mittelzuflüssen steuern börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds/ETFs) auf das beste Halbjahr ihrer Geschichte zu. Inzwischen ist die Branche weltweit mehr als 2.100 Mrd. US-Dollar schwer und hat sich seit der Lehman-Pleite 2008 nahezu verdreifacht. In jüngster Zeit zeichnet sich sogar ab, dass nach institutionellen Investoren (Marktanteil rund 90 %) auch immer mehr Privatanleger die Produkte für sich entdecken. „Das kontinuierliche Wachstum der ETF-Branche verdeutlicht, dass eine zunehmende Zahl von Investoren nicht nach Outperformance sucht, sondern schlicht in einen bestimmten Markt bzw. ein bestimmtes Segment investieren will", sagt Leonhardt.

  • Aktives Fondsmanagement Beim aktiven Fondsmanagement geht es darum, durch gezielte Einzeltitelauswahl überdurchschnittliche Erträge zu erwirtschaften. Investmentansätze gibt es dabei viele. Ziel ist es, durch die Analyse von Einzeltiteln, Branchen oder Regionen Unter- und Überbewertungen am Markt aufzuspüren und die vorteilhaften Ein- und Ausstiegszeitpunkte abzupassen.
  • Messung aktiven Management Eine wesentliche Kennzahl ist der Tracking Error (TE). Dieser misst die Differenz zwischen einem Fondsportfolio und seiner zugrunde liegenden Benchmark. Je höher der Tracking Error, desto mehr traut sich der Fondsmanager außerhalb der für seinen Fonds geltenden Benchmark zu investieren. Je niedriger der TE, umso ähnlicher verläuft die Wertentwicklung des Fonds zu seinem Benchmark.

(Alexander Heftrich)

Aktives Management - Printausgabe 04/2013

http://finanzwelt.de/wp-content/uploads/Durchschnittliche_Korrelation_nach_Fondsgattung_seit_2007.pdf