Was tun gegen die Gender Saving Gap?

20.08.2019

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Was tun gegen die Sparlücke?

Die Befragten, die von einer Sparlücke ausgingen, wurden auch gefragt, wie die Lücke geschlossen werden kann. Als wichtigste Gegenmaßnahme nannten die Befragten weniger Benachteiligung und die bessere Unterstützung von Alleinerziehenden (45 %). Vor allem Frauen (51 %) nannten dies als wichtige Gegenmaßnahme, bei Männern waren hingegen nur 39 % dieser Meinung. Das dürfte sicherlich damit zusammenhängen, dass es deutlich mehr alleinerziehende Frauen als Männer gibt und deshalb das Wissen über die Folgen der Alleinerziehung vor allem Frauen bekannt sind. Dass die Geschlechter Maßnahmen zur Schließung der Sparlücke unterschiedlich sehen, zeigt auch, dass 40 % der Frauen in einer gerechteren Aufteilung von Kinderbetreuung und Pflege eine effektive Maßnahme hierfür sehen, während nur ein Viertel der Männer dieser Meinung sind.

Während Frauen also vor allem aktive Unterstützung fordern, sind Männer der Meinung, dass die Sparlücke zwischen den Geschlechtern vor allem auf intellektuellem Wege geschlossen werden könne. So sind 45 % der befragten Männer, die an die Existenz einer Sparlücke glauben, der Meinung, dass eine bessere Aufklärung zur Rentenlücke und zu Altersarmut diesem Problem Abhilfe schaffen könnten, 41 % glauben, dass eine Finanzbildung von klein auf eine effektive Maßnahme gegen die Sparlücke ist. Ein höheres Bewusstsein für Sparen und Investieren sehen 38 % als effektive Maßnahme an. Von den Frauen, die an eine Sparlücke glauben, ist für nur 21 % ein höheres Bewusstsein eine effektive Maßnahme um auch im Bereich Sparen Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern herzustellen.

Eine bessere Finanzbildung und ein besseres Bewusstsein für Geld und Geldanlage kann aber ein Problem nicht aus der Welt schaffen: Die sogenannte „Child Penalty“, also die Tatsache, dass Frauen finanziell dafür bestraft werden, Kinder zu bekommen. So haben die Ergebnisse eines internationalen Forscherteams ergeben, dass Mütter in Deutschland zehn Jahre nach der Geburt ihres ersten Kindes im Schnitt 61 % weniger verdienen, was u.a. damit zusammenhängt, dass Mütter temporär aus dem Berufsleben ausscheiden und häufig auch nicht mehr Vollzeit arbeiten. Ein wesentliches Problem: Es gibt in Deutschland noch keine einheitliche Regelung und flächendeckende Versorgung beim Thema Kinderbetreuung, was für viele Frauen das Thema Vollzeitarbeit schwierig macht. Dass eine bessere Kinderbetreuung aber eine effektive Maßnahme ist, um die Sparlücke zwischen den Geschlechtern zu schließen, glaubt nur eine Minderheit der Befragten: Bei den Frauen waren es ein Drittel, bei den Männern ein Viertel.

„Weg mit dem Ehegattensplitting“

Das Ehegattensplitting kann ebenfalls zu einem geringeren Nettoeinkommen führen, wenn durch eine Steuerklassenkombination der besser verdienden Ehepartner geringer und der geringer verdiende höher besteuert wird. In den meisten Fällen sind Frauen beim Ehegattensplitting benachteiligt. Entsprechend sehen 36 % der weiblichen, aber nur 23 % der männlichen Befragten das Ehegattensplitting kritisch. Dieser beliebte Steuervorteil kann sich langfristig negativ auf das Sparverhalten des Geringverdieners, dessen Rentenansprüche und weitere Sozialleistungen auswirken. Zudem lässt das Ehegattensplitting Paare und Alleinerziehende außen vor. Verfechter der Gleichstellung fordern deshalb seit Jahren, dass das Ehegattensplitting abgeschafft wird, weil dadurch die Ungleichheit manifestiert werde.

Wie das Sparverhalten mit einer wichtigen Lebensentscheidung zusammenhängt, erfahren Sie auf Seite 3