Was nun, Herr Trump?
01.04.2020
David Wehner, Senior Portfoliomanager bei der Do Investment AG (li.) und Thorsten Schrieber, Vertriebsvorstand bei DJE (re.) / Fotos: © Do Investment AG / DJE
finanzwelt: Wovon wird es abhängen, dass die US-Wirtschaft wieder auf einen Weg zu einer Erholung gelangt?
Schrieber: Die Märkte in den USA und Europa sind mit Liquidität und Nullzins-Niveau überzogen. Das ist zunächst einmal eine gute Voraussetzung dafür, dass Volkswirtschaften wieder auf die Beine kommen. Das Problem ist jedoch, wie es schon John Maynard Keynes trefflich formuliert hat, "Man kann ein Pferd zur Tränke führen, saufen muss es schon selbst". Letztendlich will er damit sagen, dass selbst bei attraktivsten Konditionen, der Unternehmer bereit sein muss, auch Kredite aufzunehmen, um sie dann entsprechend konjunkturstimulierend zu investieren. Tut er dies nicht - weil die Perspektiven unklar sind - dann bleibt der Effekt aus. Genau das ist das Problem in den USA, aber auch in Deutschland. Selbst alle staatlich gespannten Rettungsschirme werden uns dann nicht vor einer Pleitewelle bewahren können, wenn die kleinen und mittelständischen Unternehmen nicht bereit sind, sich zu verschulden. Die Großunternehmen, wie die Luftfahrtgesellschaften, werden es hier vergleichsweise einfach haben an entsprechende Milliarden-Kredite zu kommen - notfalls gegen staatliche Beteiligung.
Fazit: Die Länge des Shut-Downs wird die Heftigkeit bestimmen, von welchem Konjunkturniveau wir wieder in eine Erholungsphase kommen und wie hoch die Nachholeffekte im privaten wie gewerblichen Bereich sind. Dies wird stark beeinflusst durch den Corona-Verlauf in der größten Volkswirtschaft der Welt, der USA. Aber hier zeichnen sich ja bereits Tendenzen „Ökonomie vor Gesundheit“ ab.
Wehner: Der wirtschaftliche Einbruch sowie eine möglichst schnelle Erholung hängen vom Verlauf des Virus ab. Falls es gelingen sollte, das Virus einzudämmen und die Neuinfektionszahlen so stark zu reduzieren, dass die Wirtschaft sich in gewissen Teilen wieder öffnen lässt, ist in der ersten Phase eine Bodenbildung wahrscheinlich. Für eine Trendumkehr bedarf es eines Impfstoffes oder eines effektiven Medikamentes, welches die Symptome der Krankheit heilt und die Sterblichkeit auf ein Minimum reduziert.
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