Was ist von Präsident Trump zu erwarten?

08.12.2016

Axel D. Angermann, Chefsvolkswirt der FERI Gruppe / Foto: © FERI

Die Modellberechnung ergibt zwei widerstreitende Befunde, die wahrscheinlich in einer gewissen zeitlichen Abfolge eintreten würden:

  • Im Jahr 2017 erfährt die US-Wirtschaft vor allem aufgrund der deutlichen Zunahme der Investitionen einen spürbaren Expansionsschub. Die Bauinvestitionen steigen um mehr als 8%. Dies und die sinkenden Unternehmenssteuern haben einen starken Anstieg auch der Ausrüstungsinvestitionen zur Folge. Das niedrige Niveau der Arbeitslosigkeit (die Quote sinkt weiter auf 4,7%) führt bei einer deutlich steigenden gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zu signifikanten Lohnsteigerungen, die sich wiederum in spürbar höheren privaten Konsumausgaben niederschlagen (+3,5%). Im Ergebnis wächst die US-Wirtschaft 2017 um 3,4% und damit um gut einen Prozentpunkt stärker als bislang angenommen.
  • Weil der fiskalische Impuls auf eine bereits seit sieben Jahren im Aufschwung befindliche und nahe der Kapazitätsgrenze agierende Wirtschaft trifft, führt er allerdings auch zu steigenden Inflationsraten. Ende des Jahres 2017 liegt die Inflation bei mehr als 3 Prozent. Die US-Notenbank sieht sich daher zu deutlich schnelleren und stärkeren Zinsanhebungen gezwungen, obwohl sie grundsätzlich ihrer moderaten Linie treu bleibt. Das höhere Wachstum, steigende Inflationserwartungen und ein weiterer Anstieg der Langfristzinsen stärken außerdem den Dollar: Der reale handelsgewichtete Wechselkurs steigt um 14,5% und damit ähnlich stark wie im Jahr 2015.
  • Doch steigende Inflation, steigende Zinsen und ein starker Dollar fordern ihren Tribut: Bereits im Laufe des Jahres 2018 dürfte die Wirtschaft spürbar an Dynamik verlieren, und für das Jahr 2019 ist mit einem konjunkturellen Abschwung zu rechnen: Schlechtere Exportaussichten und der abflauende private Verbrauch führen schließlich zu einer Verringerung der Investitionsneigung, die per Saldo stärker ist als die noch fortdauernden positiven Effekte höherer Infrastrukturinvestitionen. Nach einem Zuwachs des BIP um immer noch 2,5% im Jahr 2018 tritt die US-Wirtschaft im Jahr 2019 auf der Stelle. Negative Auswirkungen des starken Dollar auf die Weltwirtschaft und insbesondere die Schwellenländer mit der Folge einer weiteren Eintrübung der Exportaussichten sind in diesem Szenario noch nicht berücksichtigt.

Insgesamt ergibt sich also ein geteiltes Bild. Vieles spricht zunächst für die an den Finanzmärkten derzeit gehandelte Erwartung eines deutlichen Wachstumsschubs im Jahr 2017. Deutsche Exportunternehmen sollten allerdings weiter blicken und auch die signifikante Gefahr eines mittelfristig bevorstehenden konjunkturellen Abschwungs einkalkulieren. Die Staatsverschuldung der USA dürfte übrigens bereits im Jahr 2019 bei knapp 115% des BIP liegen (aktuell: 106%) – dieser Umstand stellt angesichts der weiterhin unangefochtenen Rolle der USA als „sicherer Hafen“ in Krisenzeiten allerdings keinen Grund zur Besorgnis dar (zumindest nicht für die absehbare Zukunft).

Marktausblick von Axel D. Angermann, Chefvolkswirt FERI