Was hat der durchschnittliche Kleinanleger in seinem Portfolio?

26.06.2024

Aktien aus dem Finanz- und Technologiesektor stehen bei Anlegern in Deutschland hoch im Kurs: Werte aus diesen Branchen werden von Investoren am häufigsten gehalten, wie die Daten des jüngsten Retail Investor Beat (RIB) der Trading- und Investmentplattform eToro ergeben.

In der Studie mit 10.000 Kleinanlegern in 12 Ländern gaben 54 Prozent der Anleger in Deutschland an, dass sie Aktien von Unternehmen aus den Sektoren Finanzdienstleistungen und Technologie halten. An zweiter Stelle steht der Kommunikationssektor mit 38 Prozent, die Pharma- und Biotech-Branche folgt mit 37 Prozent an dritter Stelle. Technologieaktien standen in den letzten 18 Monaten besonders im Fokus, wobei sie überdurchschnittlich abschnitten und Aktien aus dem Finanzdienstleistungssektor voraussichtlich an Dynamik gewinnen werden, da der zweitgrößte und einer der billigsten Sektoren der Welt von der Kombination aus niedrigeren Zinsen und stärkerem Kreditwachstum profitiert.

Das durchschnittliche Portfolio eines Privatanlegers darf auch liquide Mittel enthalten: 70 Prozent der Anleger besitzen Sichteinlagen wie Sparkonten, während Aktien, die am Heimatmarkt des Anlegers notiert sind, an zweiter Stelle (56 Prozent) der Anlageklassen stehen, gefolgt Aktien, die ausländischen Börsen notiert sind (38 Prozent). Die Beliebtheit von liquiden Mitteln hat den RIB-Daten zufolge in diesem Jahr weiter zugenommen, da die risikofreien Sparzinsen von fünf Prozent in vielen großen Volkswirtschaften lange Zeit hoch waren.

Kleinanleger sehen Technologie und Kryptowährungen als größte Chancen

Auf die Frage, in welchem Sektor die Privatanleger in Deutschland am ehesten ihre Investitionen aufstocken würden, führt erneut der Technologiesektor die Liste an, die von 20 Prozent der Befragten gewählt wurde, gefolgt von einer diversifizierten Mischung aus Immobilien (8 Prozent), Gesundheitswesen (8 Prozent) und Finanzbranche (7 Prozent).

Unter den Anlageklassen werden Kryptowährungen als die größte Chance angesehen. 16 Prozent der Anleger gaben an, dass sie in Zukunft die weltweit bestperformende Anlageklasse anderen vorziehen würden. Es folgten Aktien internationaler Märkte (13 Prozent), in Deutschland notierte Aktien (13 Prozent), Rohstoffe (10 Prozent), liquide Mittel (10 Prozent), inländische Anleihen (6 Prozent), alternative Anlagen (4 Prozent) und ausländische Anleihen (4 %).

Jean-Paul van Oudheusden, Analyst bei eToro, kommentiert die Daten: „Trotz der starken Aktienmarktperformance im Jahr 2024 halten deutsche Privatanleger weiterhin an Bargeld fest. Doch durch die jüngste Zinssenkung der EZB und die absehbaren Maßnahmen anderer Zentralbanken dürften Aktien und Kryptowährungen in den kommenden Monaten attraktiver werden, während die Sparzinsen zu sinken beginnen.

Mit fallenden Zinsen sind Privatanleger gut positioniert, um von der anhaltenden Outperformance des Technologiesektors in diesem Jahr zu profitieren. Zusätzlich erwarten wir eine positive Entwicklung bei Finanzdienstleistungsaktien, da diese Sektoren bereits zu den am häufigsten von deutschen Privatanlegern gehaltenen gehören.“

Krypto oder Bargeld? Es kommt auf den Wohnort an

Die Daten zeigen, dass die Anlageabsichten von Privatanlegern aus verschiedenen Ländern erheblich voneinander abweichen. In Deutschland geben 16 Prozent der Befragten an, dass sie in den kommenden Monaten Kryptowährungen gegenüber allen anderen Anlageklassen bevorzugen werden. Auf dem zweiten Platz folgen in Deutschland und international notierte Aktien (jeweils 13 Prozent). 12 Prozent der Anleger wollen mehr in Rohstoffe investieren. Den Bestand an liquiden Mitteln wollen hingegen nur neun Prozent der Anleger erhöhen. Ein vergleichbar großes Interesse an Kryptowährungen ist ebenfalls in Spanien und den Niederlanden zu beobachten. Dieser Trend deckt sich weitgehend mit dem Besitz von Kryptowährungen in diesen Ländern. In Spanien und Deutschland besitzen 38 Prozent bzw. 32 Prozent der Kleinanleger Kryptowährungen. Dieser Anteil sinkt auf 25 Prozent im Vereinigten Königreich und 27 Prozent in den USA. Ein Großteil der Anleger aus diesen Ländern will nach eigenen Aussagen vor allem ihre liquiden Mittel erhöhen wollen, gleiches gilt für die Franzosen.

Jean-Paul van Oudheusden fügt hinzu: „Weltweit gibt es deutliche Unterschiede bei den Anlageklassen, die Investoren in den kommenden Monaten priorisieren möchten. Ein Grund dafür könnten die unterschiedlichen Sparzinsniveaus in den verschiedenen Ländern sein. Obwohl derzeit 70 Prozent der deutschen Investoren auf Bargeld setzen, rücken Kryptowährungen und Aktien zunehmend in den Fokus, da viele von ihnen ihre Investitionen in diese Bereiche ausweiten wollen". (fw)