Vorsicht Kostenfalle!

23.01.2025

David Tappe. Foto: @ TAPPE CONSULTING AG.

In vielen Bank- und Versicherungsverträgen lauern versteckte Kosten und überhöhte Gebühren, die ahnungslose Anleger oft erst bemerken, wenn es zu spät ist. Ob bei Lebensversicherungen, Fonds oder Altersvorsorgeprodukten – die versteckten Kosten schmälern die Rendite erheblich und lassen das Ersparte langsamer wachsen, als es eigentlich sollte.

Bei einem Investmentfonds verlangen viele Banken beispielsweise einen Ausgabeaufschlag auf den investierten Betrag. Das bedeutet für die Anleger langfristige Rendite-Einbußen – wenn jemand 10.000 Euro investiert und der Ausgabeaufschlag bei 5 Prozent liegt, fließen tatsächlich nur 9.500 Euro in den Fonds. Die restlichen 500 Euro sind Gebühren, die direkt an die Bank oder den Vermittler gehen. Dieser Beitrag verrät Ihnen praxisnahe Tipps, um finanzielle Verluste durch unnötige Gebühren bei Bank- und Versicherungsverträgen zu vermeiden.

So teuer ist die Beratung bei Banken und Maklern: Ein Rechenbeispiel

Die Entscheidung zwischen kostenfreien Direktinvestitionen und beratungsbasierten Lösungen hat einen großen Einfluss auf das langfristige Vermögenswachstum – vor allem wegen der anfallenden Kosten. Ein Beispiel: Wer 30.000 Euro Startkapital hat und monatlich 300 Euro spart, kann bei einer breit gestreuten Investition am Aktienmarkt mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 9 Prozent vor Kosten nach 30 Jahren auf 912.000 Euro kommen. Doch sobald ungünstige Anlagestrategien oder klassische Berater ins Spiel kommen, schrumpft die Rendite spürbar.

Zu den häufigsten Kosten zählen Fondskosten: Während ETFs mit 0,2 bis 0,8 Prozent relativ günstig sind, liegen die Gebühren aktiv gemanagter Fonds oft bei 1,5 bis 2,5 Prozent. Dazu kommen Depotgebühren, Transaktionskosten, Spread-Kosten, Cashlock-Kosten, Indexkonstruktion-Effekte, Market-Impact-Kosten und Steuern auf Gewinne. Selbst bei einer optimalen Strategie bleiben nach Abzug dieser Kosten im besten Fall nur noch 6 Prozent Rendite pro Jahr übrig.

Häufig verschlechtern sich die Ergebnisse noch weiter, da viele Anleger – ob mit oder ohne Berater – Strategien wechseln oder Fonds austauschen. Dieses Verhalten vernichtet zusätzlich Renditen. Das Sprichwort "Hin und Her macht Taschen leer" bringt es auf den Punkt. Bleiben jedoch optimistische 6 Prozent Rendite ohne die Unterstellung der fast immer gemachten Anlagefehler, ergibt sich bei den gleichen Sparsummen ein Endwert von 466.000 Euro. Im Vergleich zu den ursprünglichen 912.000 Euro entsteht so eine Differenz von 446.000 Euro – allein durch Kosten und mögliche Fehler.

Bei Versicherungen sind die Kosten in der Regel noch höher. Verwaltungskosten und Provisionen können die Rendite um weitere 2 Prozent senken, wodurch im genannten Beispiel nur noch 4 Prozent erzielt werden. Das Endvermögen sinkt dann auf 303.000 Euro. Verglichen mit den 912.000 Euro eines kostenfreien Investments ergibt sich hier ein Verlust von über 600.000 Euro. Dabei sind 4 Prozent Rendite noch großzügig gerechnet: Viele Anleger in Deutschland erreichen tatsächlich nur Renditen von 2 Prozent oder weniger – ein weiteres Beispiel für den erheblichen Einfluss von Kosten und Strategiefehlern auf das Vermögen.

Transparenz bei Beratungskosten: Warum eine externe Prüfung oft unverzichtbar ist

Bankberater, Versicherungsvertreter oder Versicherungsmakler agieren in erster Linie als Verkäufer. Sie haben häufig keinen vollständigen Überblick über die Kostenstruktur oder vermeiden es, diese offenzulegen. Wer als Anleger versucht, die tatsächlichen Kosten selbst zu ermitteln, stößt schnell auf Hindernisse: Offene und versteckte Kosten sind oft in langen und komplizierten Geschäftsberichten versteckt.

Ein wichtiger Schritt ist daher, sich immer alle relevanten Unterlagen aushändigen zu lassen. Doch selbst wenn diese vollständig sind, ist es für Laien meist schwierig, die Gesamtkosten zu erkennen – viele Informationen sind unklar oder unvollständig dargestellt. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, die Unterlagen von einem unabhängigen Experten prüfen zu lassen. Dieser hilft, die Kostenstruktur verständlich aufzuschlüsseln und mögliche versteckte Gebühren zu identifizieren.

Honorarberater vs. Provisionsberater: Objektive Beratung im Kundeninteresse

Der Unterschied zwischen einem Honorarberater und einem Bank-, Versicherungsvertreter oder -makler liegt darin, dass der Honorarberater ausschließlich im Interesse des Kunden arbeitet und keine Provisionen erhält. Ganz anders sieht es bei den klassischen Beratern aus: Diese verdienen nur dann, wenn sie einen Vertrag verkaufen. Deshalb steht bei ihnen vor allem das Verkaufsinteresse im Vordergrund und nicht die beste Lösung für den Kunden.

Verbraucherschützer empfehlen daher, sich an einen unabhängigen Honorarberater zu wenden. Diese Art der Beratung ist objektiv und nicht von Provisionen beeinflusst. Bei der Auswahl eines passenden Beraters gibt es einige Punkte zu beachten: Eine professionelle Online-Präsenz, positive Kundenbewertungen und langjährige Erfahrung sind gute Indikatoren. Auch Qualifikationen, Referenzen und Medienauftritte können helfen, die Glaubwürdigkeit einzuschätzen. Trotz aller fachlichen Kriterien spielt am Ende auch die persönliche Ebene eine Rolle. Ein Berater, dem man vertraut und bei dem man ein gutes Bauchgefühl hat, ist oft die beste Wahl für eine langfristige Zusammenarbeit.

Gastbeitrag von David Tappe, Finanzexperte sowie Gründer und Vorstand der TAPPE CONSULTING AG.