Von Investoren übersehen: Chinas Marken drängen an die Weltspitze
13.09.2018
Laurent Saltiel, Chief Investment Officer – Emerging Markets Growth, Sergey Davalchenko, Portfolio Manager AllianceBernstein (AB) / Foto: © AllianceBernstein (AB)
China-Investoren blicken nervös auf den eskalierenden Handelskrieg mit den USA. Was viele übersehen: Chinas Marken haben sich einen Namen gemacht – und drängen vor allem durch heimischen Konsum bis an die Weltspitze vor, werden dabei aber oft von Investoren missverstanden.
Anleger assoziieren mit China häufig einen billigen Produktionsstandort. Doch viele chinesische Unternehmen haben mittlerweile Spitzenmarken von Weltrang erschaffen, die ihre ausländische Konkurrenz im Heimatmarkt übertreffen. Zeit, dass Anleger sich diese Realität bewusst machen.
Marken sind der Schlüssel zum dauerhaften Geschäftserfolg. Unternehmen mit einem starken Namen genießen enorme Wettbewerbsvorteile und Preismacht. Viele ausländische Anleger in China sehen jedoch nur kurzfristige Finanzdaten und unterschätzen den immateriellen Wert von Marken. Ein grober Fehler, denn Chinas Verbraucher bevorzugen immer öfter die heimischen Marken und lassen die ausländische Konkurrenz links liegen.
Chinesische Marken klettern in globalen Ranglisten nach oben
Bei ihren Finanzprognosen lassen Investoren die Markenanalyse meist außen vor. In China jedoch ist der schnelle Wertanstieg der lokalen Marken ein Schlüsselfaktor für das langfristige Wachstumspotenzial der Unternehmen. Tatsächlich zeigt eine kürzlich vom Werbekonzern WPP durchgeführte Studie: Unter den 100 weltweit führenden Marken befinden sich 15 chinesische Unternehmen. Alibaba und Tencent schafften es sogar in die Top 10. Und: Der Markenwert des Internet-Riesen Tencent wurde höher bewertet als die US-amerikanischen Brand-Ikonen Coca-Cola, Disney und Starbucks zusammengenommen.
Seit eine chinesische Marke vor zwölf Jahren zum ersten Mal in der Liste der Top 100 auftauchte, ist der Wert der chinesischen Top-Namen in dieser Auflistung um das Vierzehnfache gestiegen und überholte damit die Marken aus den Industrieländern mit einem gewaltigen Vorsprung (Abbildung). Heute machen chinesische Marken 14 Prozent des Gesamtwerts der 100 führenden Marken der Welt aus.
Anleger sollten diese Trends aufmerksam verfolgen. Schließlich haben Unternehmen mit einem starken Brand den Industrieländer-Aktienindex MSCI World laut WPP um Längen geschlagen, denn eine starke Marke hilft, einen langfristigen Wettbewerbsvorteil abzusichern.
Smartphone-Schlachten: Einheimische Marken verdrängen Apple und Samsung
Chinas Smartphone-Markt ist hierbei ein aufschlussreiches Beispiel. Im Jahr 2014 war Samsung mit einem Anteil von 14 Prozent noch Marktführer auf dem chinesischen Markt. Seitdem wurden die Südkoreaner von lokalen Unternehmen wie Huawei Technologies, OPPO und Vivo überholt (Abbildung). Die chinesischen Hersteller boten ähnliche Produkte zu wesentlich günstigeren Preisen und hatten ein besseres Gespür für die Bedürfnisse der heimischen Verbraucher. So frönten sie der Begeisterung ihrer Landsleute für Selfies und Design, indem sie höher auflösende Frontkameras einbauten und warteten mit einer vielfältigeren Auswahl an Farbdesigns für Mobilgeräte auf.
Heute dominieren chinesische Marken den Smartphone-Markt Chinas mit einem Anteil von 69 Prozent der Geräte, während Apple und Samsung es zusammen nur auf 11 Prozent bringen. Wir glauben: Indem sie sich als hochqualitative Alternativen zu globalen Giganten positioniert haben, sind Chinas Smartphone-Hersteller in der Lage, nicht nur ihr Wachstum in China beizubehalten, sondern auch im Ausland zu expandieren.
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