"Uns hat überrascht, dass es noch keine solche Police gab"

21.04.2021

Thomas Schrader, Geschäftsführer ias-Versicherung / Foto: © ias

Die ias-Versicherung hat die deutschlandweit erste Police an, mit der die finanziellen Folgen von Fahrverboten abgedeckt werden (mehr erfahren Sie hier). An welche Zielgruppen sich der Versicherungsschutz richtet und warum er gerade aktuell wichtig sein könnte, darüber sprachen wir mit ias-Geschäftsführer Thomas Schrader.

finazwelt: Sie bieten Deutschlands erste Police an, die die finanziellen Ausfälle bei Führerscheinverlust abdeckt. Wie sind Sie auf diese, auf den ersten Blick vielleicht etwas ungewöhnliche, Idee gekommen? Thomas Schrader: Die Idee an sich ist nicht neu. Auf dem britischen Markt ist sie seit Jahren fester Bestandteil und für viele Berufsfahrer kaum noch wegzudenken. Es hat uns eher überrascht, dass es im Autoland Deutschland noch keine solche Police am Markt gab. Es war also schnell klar, dass auch bei uns ein solcher Schutz für Autofahrer, insb. Berufskraftfahrer interessant sein dürfte. Denn für manchen Autofahrer kann selbst ein temporäres Fahrverbot aufgrund kleinerer Verstöße von ein bis drei Monaten bereits berufsexistentielle Bedeutung haben. Mit unserer Police sollen die weitreichenden wirtschaftlichen Folgen eines Fahrverbots zukünftig abgemildert werden. Alltagssituationen existenziellen Ausmaßes sollen hierdurch verhindert werden.

finanzwelt: Bei Fahrverboten, die auf eine rücksichtlose Fahrweise zurückzuführen sind, greift die Versicherung nicht. Wie kontrollieren Sie das? Schrader: Der erzieherische Effekt eines Fahrverbots wird durch das Modell der ias nicht konterkariert. Vergehen, die auf rücksichtsloser Fahrweise beruhen, sind vom Versicherungsschutz dementsprechend ausgenommen. Der Fahrverbots-Bescheid enthält insoweit stets eine eindeutige Begründung, auf die wir zurückgreifen können. Auf diesem Wege ist es uns möglich, sicherzustellen, dass nur die Verstöße grundsätzlich regeltreuer Autofahrer erfasst werden. So bieten wir bei kleineren Verstößen eine Möglichkeit zur Beibehaltung des Lebensstandards und bewahren die Kunden eventuell vor einem möglichen Jobverlust.

finanzwelt: An welche Zielgruppen richtet sich die Police? Schrader: Die Versicherung richtet sich insbesondere an Berufskraftfahrer, Handelsvertreter, Kuriere, Mitarbeiter im Außendienst und ähnliche Berufsgruppen, die auf individuelle Fortbewegung angewiesen sind. Gerade diese sind in Folge eines temporären Fahrverbots durch einen möglichen Zwangsurlaub oder Jobverlust gefährdet. Entsprechend daraus folgende Einkommenseinbußen können schnell die wirtschaftliche Existenz bedrohen und führen gegebenenfalls zum privaten finanziellen Kollaps. Aber auch der Arbeitgeber kann mittelbar durch die Police geschützt werden. Nehmen wir das Beispiel eines Taxifahrers, der ein temporäres Fahrverbot auferlegt bekommen hat. Auf Grundlage unseres Versicherungsschutzes, kann er auf einen selbständigen Fahrer mit Personenbeförderungserlaubnis zurückgreifen. Weder für ihn noch für seinen Arbeitgeber ergeben sich also weitergehende Einschränkungen.

finanzwelt: Warum glauben Sie, dass gerade die Corona-Situation für steigende Nachfrage nach der Police sorgt? Schrader: Gerade in Zeiten, in welchen die Arbeitslosigkeit pandemiebedingt stetig steigt und sich der Wettbewerb laufend verhärtet, achten die Menschen auf einen gefestigten Arbeitsplatz. Sie wollen sich möglichst sicher fühlen und sicherstellen, dass Folgen eines Fahrverbots keine Folgen auslösen, die gerade diese aufgebaute Sicherheit gefährden. Ich denke, dass gerade deshalb die Führerschein-Versicherung während der Pandemie gut ankommt.

Hinzukommt, dass die Menschen in Anbetracht der Corona-Situation wieder verstärkt auf die individuelle Mobilität setzen und sich die Fortbewegung wieder mehr auf den eigenen Pkw konzentriert. Aufgrund momentan gegebener Wirtschaftslage und weiterhin ungebremster Kostenentwicklung, würde eine mögliche Auto-Immobilität einen nicht kalkulierbaren Kostenfaktor für die Haushalte darstellen. Sollte es zu einem Führerscheinverlust kommen, folgen häufig die Aufkündigung bestehender Versicherungen oder auch die Trennung vom Fahrzeug. Das wiederum wirkt sich insgesamt negativ auf den hierbei angestoßenen Kreislauf aus.

finanzwelt: Warum wird sozialen Komponenten versicherungsseitig immer mehr Bedeutung beigemessen? Schrader: Der Mensch und seine Bedürfnisse rücken immer stärker in den Fokus. Daran orientiert sich natürlich auch die Versicherungswirtschaft, denn eigentlich ist schon das Kernelement einer Versicherung sozial und Ausdruck einer Wertegemeinschaft, die den Einzelnen vor Schäden schützt. Man versucht, den Bürgern in allen Bereichen ihres Lebens eine Absicherung zu bieten. Es geht um Risikominimierung und Kontinuität. Gerade in der aktuellen Pandemielage wird deutlich, wie wichtig eine gewisse Abfederung in allen hiervon betroffenen Lebenslagen sein kann.

verias24 - the key to insurance (ahu)