Stockpicking bei Schwellenländern

03.02.2015

Wojciech Stanislawski

**In einer Welt, die von reichlich Liquidität, Nullzinsen sowie zunehmend verzweifelten Notenbanken dominiert wird, könnte 2015 ein Jahr werden, in dem sich Schwellenländer als relativ attraktiv erweisen. Qualitätswachstum macht den Unterschied, bemerkt **Wojciech Stanislawski, Manager des Comgest Growth Emerging Markets Portfolios.

(fw/ah) Das Umfeld in den Emerging Markets (EM) erweist sich als nach wie vor schwierig. Viele Schwellenländer zeigen kaum Fortschritte bei der Umsetzung struktureller Anpassungen, die notwendig sind, um mit den schwachen globalen Wachstumsverhältnissen und der austrocknenden US-Dollar-Liquidität fertig zu werden. Das Decoupling der Schwellenländer von den entwickelten Ländern hat bis heute nicht stattgefunden und die Währungsschwäche in den Schwellenländern könnte ein Vorbote größerer Probleme sein. Diese Währungsschwäche könnte zum Beispiel Auslöser einer Liquiditätsfalle am EM-Anleihemarkt sein, wenn internationale Anleiheinvestoren plötzlich und mit hohen Volumina der Region den Rücken kehren. Das würde die Finanzierungskosten dieser Länder explodieren lassen. Die zuletzt positiven Gewinnrevisionen an den großen Aktienmärkten in Indien und China – beides Länder mit einem klaren Reformkurs – deuten darauf hin, dass sich bei den fundamentalen Trends möglicherweise ein Lichtblick abzeichnet.

Investoren sind mittlerweile eher skeptisch gegenüber den globalen Schwellenländern eingestellt, da sie die genannten Herausforderungen klar erkennen. Dies sind insofern gute Nachrichten, als dass sich dadurch die Gefahr einer sehr negativen Wachstumsüberraschung

verringert hat.

Für 2015 rechnet der Konsens mit einem Gewinnwachstum von 9.7 % je Aktie (EPS) für den MSCI EM Index. Die Erfüllung dieser Prognose könnte schwierig werden, denn immerhin standen die EPS-Wachstumserwartungen in den letzten vier Jahren regelmäßig und deutlich unter Druck. Insbesondere der Verfall der Ölpreisnotierungen dürfte sich als Belastung für das Gewinnwachstum eines Index erweisen, in dem der Energie- und Rohstoffsektor sehr stark gewichtet ist. Lediglich die Region Asien ex Japan dürfte als Netto-Ölimporteur dank besserer Terms of Trade tendenziell profitieren. Das Gewinnwachstum je Aktie im MSCI EM hat in den vergangenen drei Jahren mit durchschnittlich 4,2 % p. a. enttäuscht.

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