Schwieriger Jahresauftakt

09.03.2014

Dr. Ekkehard Wiek

Das neue Jahr begann an vielen asiatischen Märkten so, wie das alte geendet hatte. In den ersten Handelstagen waren die Kursentwicklungen überwiegend mit negativen Vorzeichen versehen. Die nächsten Wochen dürften volatil bleiben.

Krise der Schwellenländer?

Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos waren die Schwellenländer, nicht nur die Asiens, eines der beherrschenden Themen. Sorgen bereiteten nicht zuletzt die verstärkten Kapitalabflüsse aus Ländern wie Indien, Thailand und Indonesien, aber auch aus der Türkei, Argentinien und Brasilien. IWF-Chefin Christine Lagarde mahnte beschleunigte Reformen in den Volkswirtschaften der Schwellenländer an – ein vollkommen neuer Tonfall. Bislang waren Experten davon ausgegangen, dass vor allem der Kurswechsel der amerikanischen Notenbank Hauptverursacher der Währungsturbulenzen in den Schwellenländern sei. Denn fundamental ist die Situation zumindest in Südostasien immer noch recht komfortabel. Das Wachstumstempo ist nach wie vor hoch, der Bankensektor ist stabil und die Aktienbewertung ist niedrig. Doch gute Fundamentaldaten sind noch keine Garantie für steigende Börsen. Auch muss man aktuell die politische Großwetterlage in Asien berücksichtigen. China fährt außenpolitisch einen aggressiveren Kurs, auf den Japan ebenfalls einzuschwenken scheint, die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel sind nach wie vor gegeben, Indien und Thailand kommen aktuell nicht zur Ruhe.

Chinas Wachstum bleibt im Blickpunkt

Die BIP-Zahlen Chinas aus dem vierten Quartal wurden von den Investoren unterschiedlich beurteilt. Während die einen den Rückgang um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal betonten, sahen die anderen das Land auf einen nunmehr nachhaltigen Wachstumskurs um die sieben Prozent. Die zweitstelligen Wachstumsraten der Vergangenheit waren nicht zuletzt auch durch Infrastrukturmaßnahmen erkauft worden, welche die Bildung von Blasen, etwa im Immobiliensektor, begünstigt hatte. Einhellig positiv wurde die Inflationsentwicklung gesehen, die zuletzt mit 2,5 Prozent unter der Zielsetzung von drei Prozent geblieben war und auch auf Jahressicht mit 2,6 Prozent erfreulich niedrig blieb. Sorgen bereiten die rückläufige Entwicklung der Industriepreise sowie die Einkaufsmanagerdaten, die nach 49,5 Punkten im Januar auf 48,3 Punkte im Februar gefallen sind. Vor allem Hongkong und Japan quittierten die neuerliche Eintrübung der Wachstumsdaten mit kräftigen Verlusten, die chinesischen Festlandbörsen reagierten nicht ganz so heftig.

Japan nach neuen Hochs im Korrekturmodus

Der Nikkei und der marktbreitere Topix erwischten ebenfalls einen schwachen Jahresstart. Der Aufwärtstrend des Yen gegenüber dem Dollar machte den großen Exportwerten Toyota, Honda, Panasonic oder Sony zu schaffen. Nachdem der Nikkei bei 16.800 Punkten ein neues Hoch gesetzt hatte, kam es zu deutlichen Gewinnmitnahmen. Zwar setzte bei 14.000 Punkten Anfang Februar eine Gegenbewegung ein, die den Index wieder über die Marke von 15.000 Punkten führte, trotzdem dürfte die weitere Entwicklung volatil bleiben. Ein erneuter Rückgang um fünf bis zehn Prozent ist kurzfristig durchaus vorstellbar.

Breiter Markt ohne klare Tendenz

Für die Randmärkte ist bisher noch keine klare Richtung zu erkennen. Während Korea, Indien, Singapur und Malaysia im Januar seitwärts/abwärts tendierten, zeigten sich die Börsen Thailands, der Philippinen und Indonesiens freundlich. Neuseeland konnte seinen seit einem Jahr bestehenden Aufwärtstrend fortsetzen und auch in Australien ist der positive Trend intakt.

Wir raten auch im neuen Jahr gerade in Asien zu Stockpicking. Die heterogenen Märkte der Region sind nach wie vor prädestiniert für die Suche nach unterbewerteten Substanztiteln.

(Autor: Dr. Ekkehard J. Wiek, Vermögensverwalter und Asien-Fondsmanager, W&M Wealth Managers (Asia) Pte Ltd. in Singapur)