Rückversicherung – Made in Germany

02.02.2017

Das weiß selbst Donald Trump - ohne deutsche Risiko-Manager läuft nix. © kamasigns - Fotolia.com

Wenn die Deutschen etwas besonders gut auf der globalen Bühne können, dann ist es das Geschäft der Rückversicherung. Kaum etwas läuft global ohne die Zustimmung der deutschen Risikomanager.

Mit den Ergebnissen der Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2017 ist die Hannover Rück, eine Tochter des drittgrößten deutschen Versicherer Talanx AG, insgesamt zufrieden. Der deutliche Wettbewerb in den Märkten hält allerdings an, sodass sich die erwartete Stabilisierung bei den Raten noch nicht flächendeckend einstellte. Trotz herausfordernder Vertragserneuerungen profitierte das Unternehmen von seiner Kundennähe und der Fähigkeit, bedarfsgerechte Rückversicherungslösungen anzubieten.

„Dank einer über den Erwartungen liegenden Bruttoprämie konnten wir unser Prämienziel für 2017 erhöhen und gehen nun von einem Anstieg im niedrigen einstelligen Prozentbereich aus. Darüber hinaus heben wir auch infolge des erfolgreichen Abschlusses mehrerer Financial-Solutions-Verträge in der Personen-Rückversicherung unsere Prognose für das Nettokonzernergebnis 2017 von mehr als 950 Millionen Euro auf mehr als eine Milliarde Euro an“, so Ulrich Wallin, Vorstandsvorsitzender der Hannover Rück.

Die Situation auf dem weltweiten Schaden-Rückversicherungsmarkt zeigt sich insgesamt wenig verändert und bleibt herausfordernd. Die immer noch überwiegend guten Finanzergebnisse vieler Gesellschaften in Kombination mit dem Angebotsüberhang haben nicht zu einer grundsätzlichen Trendwende bei den Raten beigetragen. Das 2016 gestiegene Schadenaufkommen hatte nur auf lokaler Ebene positive Auswirkungen auf die Preise.

Eine deutlich erhöhte Nachfrage von Kundenseite ergab sich in Bezug auf die Solvenz entlastende Rückversicherungslösungen. Attraktive Möglichkeiten das Portefeuille auszubauen boten sich zudem in Nordamerika, hier vor allem in Kanada, wie auch im Kredit- und Kautionsgeschäft und im Bereich der Cyber-Deckungen. Allerdings hat die Hannover Rück, wegen eigener Anforderungen an die Profitabilität, in dieser Erneuerungsrunde nicht alle Verträge verlängert.

Vom gesamten Prämienvolumen des Vorjahres in der traditionellen Schaden-Rückversicherung (ohne fakultatives Geschäft und strukturierte Rückversicherung) in Höhe von 7.326 Millionen Euro standen zum 1. Januar 2017 knapp zwei Drittel der Verträge mit einem Volumen von insgesamt 4.685 Millionen Euro zur Erneuerung an. Hiervon wurden Verträge im Umfang von 4.006 Millionen Euro verlängert, Verträge in Höhe von 679 Millionen Euro hingegen gekündigt bzw. in veränderter Form erneuert.

Inklusive der Zuwächse von 459 Millionen Euro aus neuen Verträgen sowie in geringerem Umfang aus veränderten Preisen und Anteilen lag damit das erneuerte Prämienvolumen bei 4.621 Millionen Euro. Dies entspricht einem Rückgang bei unveränderten Wechselkursen von 1,4 Prozent in der traditionellen Rückversicherung.

Unter Einbeziehung des Geschäfts der strukturierten Rückversicherung ergab sich jedoch insgesamt ein Wachstum von sieben Prozent zum 1. Januar 2017.

USA-Geschäft noch in Ordnung

Mit der Vertragserneuerung für das Nordamerikageschäft ist die Hannover Rück sehr zufrieden. Die wirtschaftliche Erholung in den USA führte zu einem Anstieg der Erstversicherungsprämien und damit zu einer soliden Nachfrage nach Rückversicherungsschutz. Der Druck auf die Raten hat spürbar nachgelassen; Anzeichen einer Bodenbildung liegen mittlerweile spartenübergreifend vor.

Im Sachgeschäft konnte der Rückversicherer seine Verträge dank langjähriger Beziehungen zu weitgehend stabilen Raten und Bedingungen erneuern - bei kleineren und mittleren Accounts konnten sogar leichte Ratensteigerungen erzielt werden.

Auch im Haftpflichtgeschäft blieben die Preise insgesamt stabil; hier konnte die Gesellschaft ihr Prämienvolumen durch Neugeschäft leicht erhöhen. Sehr positiv verlief die Vertragserneuerung in Kanada: Dort konnten im Sachgeschäft in nahezu allen Programmen deutliche Ratenerhöhungen erzielt werden. Ausschlaggebend hierfür waren die hohen Schäden aus den verheerenden Waldbränden in der Provinz Alberta. Das gesamte Prämienvolumen für Nordamerika stieg deutlich um 6,5 Prozent.

Rückversicherung in Deutschland stagniert

In Deutschland, dem größten Einzelmarkt innerhalb des Segments Kontinentaleuropa, hat die Hannover Rück über ihre Tochtergesellschaft E+S Rück ihre führende Position halten können. Erfreulich zeigte sich besonders die Ratenentwicklung für das Kraftfahrtgeschäft: Deutliche Verbesserungen im Originalmarkt führten zu zusätzlichen Prämieneinnahmen. Aufgrund vermehrter regionaler Schadenereignisse im Vorjahr war eine höhere Nachfrage nach Naturgefahrendeckungen festzustellen. Das Prämienvolumen für das gesamte Deutschland-Geschäft blieb weitgehend stabil.

Sehr erfolgreich verlief die Vertragserneuerung in den Niederlanden und den nordeuropäischen Ländern, wo das Unternehmen sein Geschäft ausgeweitet hat. Aber auch in Frankreich konnte die Hannover Rück ihre bestehenden Kundenbeziehungen ausbauen. Das Geschäft in Zentral- und Osteuropa war wettbewerbsintensiv mit anhaltendem Druck auf die Raten. Allerdings konnte die Gesellschaft auch steigende Preise verzeichnen, beispielsweise in Polen. Das Prämienvolumen für das Segment Kontinentaleuropa ging um 1,2 Prozent zurück.

Spezialgeschäft Transportdeckung leidet

In der Transportrückversicherung gingen die Raten weiter zurück, wenngleich sich der Rückgang verlangsamte. Ein Teil des Geschäfts in diesem Segment wurde als nicht mehr preisadäquat aufgegeben. Im wichtigen Londoner Markt waren für Deckungen im Bereich Transport und Energy weitere Ratenreduzierungen hinzunehmen. Schadenbelastete Verträge erzielten hingegen Ratenanstiege. Die Hannover Rück reduzierte ihr Prämienvolumen im Transportgeschäft um 3,2 Prozent.

Luftfahrtdeckung stürzt etwas ab

Äußerst wettbewerbsintensiv zeigte sich wiederum die Luftfahrtsparte. Aufgrund der unverändert hohen Verfügbarkeit von Versicherungskapazität sanken die Raten um bis zu 10 Prozent im Markt. Während das Engagement der Hannover Rück besonders im proportionalen Bereich verringert wurde, blieb das nicht-proportionale Geschäft - das von einem moderateren Preisabrieb gekennzeichnet war - stabil. Das Prämienvolumen ging deutlich um 15,8 Prozent zurück.

Niedrigzinsen befördern Kreditrisiken

Erfreulich verlief die Vertragserneuerungsrunde in der Kredit- und Kautionsrückversicherung. Insbesondere in der Kreditrückversicherung konnten größere bestehende sowie neue Kunden-beziehungen ausgeweitet werden, sodass das Prämienvolumen in dieser Sparte gestiegen ist. Im Bereich Kaution ging das Prämienvolumen leicht zurück. Bei den politischen Risiken hat die Hannover Rück angesichts des dort immer noch sehr intensiven Wettbewerbs ihr Geschäft zurückhaltend gezeichnet und ihr Portefeuille stabil gehalten. Die Prämieneinnahmen für das zur Erneuerung anstehende Portefeuille in diesen drei Spezialsparten erhöhten sich um 7,7 Prozent.

Mit der Erneuerung des Geschäfts, das in Großbritannien und im Londoner Markt gezeichnet wird, ist die Hannover Rück zufrieden. In der nicht-proportionalen Kraftfahrtversicherung konnten die Prämien stabil gehalten werden. Das Unternehmen profitierte dabei von langjährigen Kundenbeziehungen. Neue Geschäftsmöglichkeiten ergaben sich aus einer verstärkten Nachfrage nach Cyber-Deckungen. Die Hannover Rück hat für diesen Markt insgesamt einen Prämienzuwachs von 7,9 Prozent erzielen können.

Globale Rückversicherung läuft

Die Märkte des asiatisch-pazifischen Raums waren von unterschiedlich stark ausgeprägtem Wettbewerb gezeichnet. Es war unumgänglich, Anteilsreduzierungen bei unprofitablem Geschäft - vor allem in China - vorzunehmen, die hier zu geringeren Prämieneinnahmen führten. Der übrige Teil in Asien bot ein gemischtes Bild mit leichten Prämienrückgängen für das Unternehmen.

Beim Naturkatastrophengeschäft kam es wegen ausgebliebener marktverändernder Großschäden in Teilen zu weiteren Ratenrückgängen. Hurrikan Matthew hat lokal für nötige Preisimpulse gesorgt. In den USA konnten Preisreduzierungen durch höhere Anteile in profitablen Programmen ausgeglichen werden. Angesichts des Preisdrucks in Lateinamerika hat das Unternehmen seinen Anteil reduziert. In Europa waren in einigen Ländern leichte Ratenerhöhungen zu verzeichnen. Die Hannover Rück konnte insgesamt bei stabilen Preisen ihr Prämienvolumen für das gesamte Naturkatastrophengeschäft um 2,9 Prozent erhöhen.

Im Bereich der strukturierten Rückversicherung entwickelte sich die Nachfrage bei die Solvenz entlastenden Rückversicherungslösungen sehr erfreulich. Die Hannover Rück verbuchte hier einen hohen Prämienzuwachs aus Europa, Nord- und Lateinamerika.

Hannover Re Prognose für 2017 angehoben

Trotz herausfordernder Vertragserneuerungen in der Schaden-Rückversicherung konnte die Hannover Rück ihre Gewinnziele für das laufende Jahr erhöhen: Die Gesellschaft erwartet nun ein währungskursbereinigtes Bruttoprämienwachstum für die Schaden- und Personen-Rückversicherung im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Die Kapitalanlagerendite wird weiterhin bei 2,7 Prozent erwartet.

Die Prognose für den Nettokonzerngewinn für 2017 wird von mehr als 950 Millionen Euro auf mehr als eine Milliarde Euro deutlich angehoben. Alle Aussagen stehen weiterhin unter dem Vorbehalt einer Großschadenbelastung im Rahmen des Erwartungswerts von 825 Millionen Euro sowie keinen unvorhergesehenen negativen Kapitalmarktentwicklungen. Als Ziel für die kombinierte Schaden-/ Kostenquote strebt die Hannover Rück unverändert einen Wert unterhalb von 96 Prozent an. (db)