Quo Vadis, EZB?

22.11.2016

Peter E. Huber / Foto: © StarCapital AG

In anderen Ländern ist man schon weiter. So hat die Bank of Japan in den letzten dreieinhalb Jahren 38% aller Staatsschulden aufgekauft. Unter anderem von Pensionskassen, damit diese Aktien kaufen können. Wohl wissend, dass mit zinslosen Staatsanleihen keine solide Altersvorsorge mehr gewährleistet werden kann. Der norwegische Staatsfonds, der zur Altersvorsorge gegründet wurde, legt sein Vermögen von 880 Mrd. $ zu 60% in Aktien und zu 40% in Anleihen an. Eine Regierungskommission hat jetzt vorgeschlagen, die Aktienquote auf 70% zu erhöhen, zulasten der Bonds. Sie hält das damit verbundene Risiko für langfristige Anleger für völlig überschaubar.

Das progressivste Konzept verfolgt die Schweizer Notenbank. Sie druckt Geld und kauft damit ausländische Währungen, um den Franken stabil zu halten. Ein Teil dieser Devisen legt sie in Aktien an. Der Bestand an US-Aktien liegt inzwischen bei 62 Mrd. $ (!). Insgesamt hat sie bereits für über 130 Mrd. $ Aktien erworben und kauft weiter zu. Ein einfacheres System der Vermögensbildung kennen wir nicht.

Von einer solchen pragmatischen Lösung ist die EZB noch meilenweit entfernt. Im Gegenteil hat sie sich in eine ganz prekäre Sackgasse manövriert. Durch entsprechende Regulierungsmaßnahmen hat sie Banken und Versicherungen quasi gezwungen, in die Staatsfinanzierung einzusteigen. Es ist schon fragwürdig, warum Staatsanleihen weiterhin als risikolos eingestuft werden und kein Kapital zu hinterlegen ist, während für Aktien 35% fällig werden.

Als Folge haben zum Beispiel deutsche Versicherungen 80% ihrer Anlagen in Anleihen investiert. Die Deutschen haben ein Drittel ihrer Ersparnisse den Versicherungen zur Geldanlage anvertraut.

Vor diesem Hintergrund kann die EZB eine Zinswende nur ganz behutsam einleiten, um eine Katastrophe zu vermeiden. Denn wenn die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen in den nächsten zwölf Monaten nur leicht um zwei Prozent steigen würde, hätte dies Kursverluste von 17% (!) zur Folge. Ein Crash an den Rentenmärkten wäre die Folge. Na dann, viel Spaß!

Marktkommentar von Peter E. Huber, Fondsmanager und Vorstand von StarCapital