Osteuropäische Anleihen: Stars zum Greifen nah

09.02.2014

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne." Was Hermann Hesse so treffend auf den Punkt gebracht hat, könnte derzeit auch für festverzinsliche Papiere aufstrebender osteuropäischer Länder gelten. Staaten wie Ungarn, Polen oder Rumänien scheinen ihre Hausaufgaben gemacht zu haben und sind gestärkt aus der Krise hervorgegangen.

Positive Faktoren, wie die Verknüpfung mit den Produktionsketten westeuropäischer Industrieländer, ein erfolgreicher Reformprozess und ein verbesserter wirtschaftlicher Ausblick europaweit, läuten offensichtlich die Phase des Aufschwungs ein. Der Vorteil: In dieser frühen Phase ist die Erholung bei den Anleihen noch nicht eingepreist.

Die Finanzkrise, die 2007 in den USA ihren Anfang nahm und 2008 vorläufig in der Pleite der US-Großbank Lehman Brothers gipfelte, hat die aufstrebenden osteuropäischen Länder genau so getroffen wie den Rest der Welt – unvorbereitet. Selbst krisengebeutelt, wurden Ost- und Zentraleuropa anschließend in die Eurozonen-Krise hinein gezogen, die die ganze Region in Beschlag nahm. So war Ungarn 2008 das erste Land, das mit einem Milliardenkredit des Internationalen Währungsfonds gerettet werden musste, Lettland und Rumänien folgten. Heute geht es den Ländern Zentral- und Osteuropas relativ gut. Die ehemals relativ hohen Leistungsbilanz- und auch Fiskaldefizite konnten erfolgreich abgebaut werden. Beispiel Ungarn: Nach einer jahrelangen Schuldenpolitik, die ein großes Leistungsbilanz- und Fiskaldefizit mit sich brachte, ist Ungarn heute ein „twin surplus"-Land, mit Leistungsbilanzüberschuss und Primärüberschuss auf der fiskalen Seite.

Wechselwirkung mit westlichen Industrieländern

Ein großer Pluspunkt für das aufstrebende Osteuropa war, dass der Nachbar Deutschland als „Konjunktur-Lokomotive" funktionierte, nachdem es ihm selbst wieder besser ging. Heute sind Länder wie die Tschechische Republik, Ungarn oder Rumänien fest in die Produktionsketten, beispielsweise der deutschen Automobilbranche, eingebunden. Es ist messbar, dass es in erster Linie kleine, offene Volkswirtschaften sind, die eine sehr starke Korrelation zum deutschen Exportsektor haben, der gut und stabil läuft. So geht ein Großteil des seit 2010 wieder anziehenden Wachstums in Osteuropa auf das Konto der Exporte in die westlichen Staaten.

Klassiker der Emerging Markets outperformt

Überraschend war hierbei, wie positiv sich die osteuropäischen Anleihen gegenüber denen anderer Regionen entwickelt haben und auch, mit welchem Tempo. Asien oder Latein-Amerika wurden als „Stars" der Emerging Markets gefeiert. Die Aufmerksamkeit bei dieser Assetklasse lag immer auf Ländern, die weit weg waren, nicht bei denen vor der europäischen Haustür. Im vergangenen Jahr hat sich gezeigt, dass man nicht immer nur Erfolg hat, wenn man in die „Stars" investiert. Wenn man sich das letzte Jahr anschaut, hat Osteuropa andere Emerging Markets ganz klar outperformt.

Und es scheint, als sei das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Anfang 2012, als die Krise in Westeuropa auf ihrem Höhepunkt war, schien es nicht abwegig, dass Länder wie Italien oder Spanien eine Umschuldung vornehmen müssen. Ausgangspunkt waren also extrem niedrige Niveaus – im Nachhinein attraktive Niveaus für die Performance festverzinslicher Wertpapiere. Unserer Meinung nach sind Osteuropa-Anleihen aber immer noch nicht teuer, wenn man sich die Spreads verschiedener Länder anschaut. Bei ungarischen Staatsanleihen wird auf einer Fünfjahresbasis eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 30 Prozent bei den Spreads eingepreist. Verglichen mit den makroökonomischen Daten, die wir sehen, ist das zu hoch. Daher sind die Papiere für uns immer noch attraktiv.

Rendite-Risiko-Profil punktet

Nach heutigem Kenntnisstand gehen wir davon aus, dass sich die Stabilisierung der aufstrebenden osteuropäischen Länder fortsetzen wird. Die Zeiten geringer Volatilität wie vor der Lehman-Krise werden zwar so schnell nicht wiederkehren. Der positive wirtschaftliche Ausblick, sowohl für die USA als auch für Europa in West und Ost, sollte Risikoassets wie osteuropäische Anleihen, ihren Währungen, ihren lokalen Zinsen jedoch sehr zugute kommen. Davon können Osteuropa-Anleihen-Fonds profitieren; denn ihre Risiko-Rendite-Profile sind im Vergleich zu den Performance-Perspektiven für Aktienfonds sehr attraktiv.

(Autor: Aristoteles Damianidis, Fondsmanager des UBS (Lux) Bond SICAV – Emerging Europe (EUR) P-acc)