Nicht nur Elon Musk sei dank
14.05.2021
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Nachdem es jahrelang ruhig um ihn wurde, nahm der Bitcoin im vergangenen Herbst wieder richtig Fahrt auf und pulverisierte die alten Höchststände. Mit dazu beigetragen hat indirekt auch der aktuell reichste Mensch der Welt – aber nicht nur er.
Schöner kann man wohl kaum in das Jahr seines 50. Geburtstages starten: Am 7. Januar erklomm Elon Musk mit einem Vermögen von 185 Mrd. Dollar den ersten Platz in der Rangliste der 500 reichsten Menschen der Welt. Entscheidungen von Unternehmen, die der gebürtige Südafrikaner gründete, können dazu beitragen, dass sich auch so mancher Bitcoin-Investor aktuell über ein großes Vermögen freuen kann. „Zum einen hatte der Zahlungsverkehrsdienstleister PayPal im Oktober angekündigt, seinen Kunden den Handel über seine Plattform zugänglich machen zu wollen. Hierfür musste PayPal zunächst einmal im großen Stil Bitcoin ankaufen“, so Dr. Guido Zimmermann, Senior Economist Group Strategy/Macro der LBBW, über einen der wesentlichen Gründe über den rasanten Höhenflug des Bitcoins, der im Februar sogar an der 60.000 Dollar- Marke kratzte. Die Entscheidung von PayPal, Bitcoin zu akzeptieren, sieht Holger Kuhlmann, Medienbeauftragter und Kryptoanalyst von Matrixchain, als entscheidenden Schritt für die Akzeptanz und den Zugang zu der Digitalwährung an. Dass der Bitcoin mehr als drei Jahre nach seiner rasanten ersten Rallye erneut so einen Höhenflug erlebte, ist auch auf eine direkte unternehmerische Entscheidung von Elon Musk zurückzuführen. „Schlussendlich verkündete Tesla Anfang des Jahres 2021, rund 1,5 Mrd. USD an überschüssiger Liquidität in Bitcoin angelegt zu haben und die Abrechnung über Bitcoin für seine Kunden in Zukunft ermöglichen zu wollen“, so Dr. Guido Zimmermann, laut dem der Anstieg des Bitcoins aber nicht nur im Zusammenhang mit Elon Musk steht. „Zum anderen hatte sich der US-Softwarehersteller MicroStrategy 2020 dazu entschieden, in Bitcoin anzulegen. Des Weiteren ermöglicht es der US-Fonds Grayscale institutionellen Anlegern, technisch sehr einfach in Bitcoin zu investieren“.
Corona als Preistreiber
Was als „neuartige Lungenkrankheit in China“ begann, stürzte die Welt in eine beispiellose (Wirtschafts-)Krise: COVID-19. Wie in jeder Krise, so gibt es auch aktuell Gewinner. Zu diesen zählt (indirekt) auch der Bitcoin „Das Interesse an Digitalwährungen ist im Zuge der Corona-Pandemie unter anderem durch die stark wachsenden Staatsverschuldungen gestiegen. Anleger fürchten eine mittel- bis langfristig steigende Inflation, wogegen sie sich mit Alternativen absichern wollen und sich Bitcoin zulegen“, erläutert Holger Kuhlmann. Die Corona-Krise sorgt zudem dafür, dass sich eine schon länger an den Finanzmärkten bestehende Entwicklung auch in Zukunft fortsetzen dürfte: Niedrige Zinsen und damit die Notwendigkeit für Investoren, mehr Risiken einzugehen. Das wirkt sich auch auf den Bitcoin-Kurs aus. „Als weiteren Grund sehe ich allgemein die Risikobereitschaft unter den Anlegern. Die weltweite Rekordjagd an den Aktienmärkten hat gezeigt, dass die Märkte weiterhin im Risk-on-Modus sind“, so der Kryptoexperte weiter. „Auch ist gerade bei Kleinanlegern eine Furcht, einen weiteren Preisanstieg zu verpassen, zu konstatieren“, ergänzt Dr. Zimmermann. Dass der Bitcoin immer mehr Bedeutung als Spekulationsobjekt gewinnt, legt eine Infografik von Handelskontor nahe: Demnach gab es im März 5,41 Millionen Bitcoin-Adressen, auf denen die Kryptowährung weniger als zwölf Monate gehalten wurde, ein Anstieg um fast zwei Millionen gengenüber November. Der Anteil der Adressen, auf denen die Bitcoins weniger als einen Monat gehalten wurden, sank in diesem Zeitraum von fast 65 % auf knapp 59 %.
Auch wenn neue Bitcoins durch Rechenoperationen am Computer entstehen, wird ihre Produktion als „Mining“ bezeichnet, was sich mit „Bergbau“ übersetzen lässt. Ob Absicht oder nicht: Manche Finanzmarktteilnehmer sind der Meinung, dass der Bitcoin mit einem Produkt verglichen werden kann, das tatsächlich aus der Erde geholt wird – was ebenfalls den Kurs der Kryptowährung beflügelt. So sorgen laut Dr. Guido Zimmermann populäre Narrative wie die Rolle von Bitcoin als „digitalem Gold“, als Schutz vor Inflation sowie als hochrentierliches Investment in einem Niedrigzinsumfeld ebenfalls für einen Preisanstieg des Bitcoins.
Bleibt der steile Fall dieses Mal aus?
In den Fokus der Öffentlichkeit rückte der Bitcoin erstmals im Jahr 2017, als die Digitalwährung eine rasante Rallye hinlegte – und ebenso jäh abstürzte. Wird sich die Geschichte dieses Mal wiederholen? Nein, meint Holger Kuhlmann. „Die Bitcoin-Rallye dürfte abgesehen von kleineren Korrekturen eher weiter zu als abnehmen, denn die Schlagzeilen um institutionelle Investoren à la Tesla, Microstrategie und Co. wirken sich positiv auf den Markt aus“, prognostiziert der Kryptowährungsexperte, dass der Bitcoin wohl nicht so schnell aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinde, wie er es vor drei Jahren getan hat. (ahu)