Neues Deckungskonzept für die Textilbranche

20.08.2015

Mode, Makler und moderne Deckungskonzepte für die Textilbranche. Der führende Kreditversicherer Euler Hermes aus Paris präsentiert ein Deckungskonzept mit passenden Bausteinen für die Branche.

2015-08-21 (fw/db) Der weltweit führende Kreditversicherer Euler Hermes, eine Tochter der Allianz SE, bietet Textilunternehmen künftig einen speziell auf die Anforderungen der Branche zugeschnittenen Schutz vor Zahlungsausfällen.

Die Branchenpolice „Textil“ enthält zahlreiche Bausteine, die bisher am Markt einzigartig sind. Zum einen berücksichtigt die neue Police die saisonalen Spitzen der Textilindustrie durch automatische Erhöhungen des Versicherungsschutzes um 50 Prozent. So können die zeitweise wesentlich höheren Außenstände für Saisonware der verschiedenen Kollektionen abgesichert werden. Zum anderen bietet sie mit sehr langen Zahlungszielen von bis zu 180 Tagen eine optimale Lösung für die zum Teil langen Produktions- und Transportzyklen, die mit einer Fabrikation im Ausland verbunden sind. Fabrikationsrisiken sind ebenfalls abgesichert. Zudem ist die Erstbelieferung an Neukunden mit bis zu 10.000 Euro pro Neukunde versichert.

Erstbelieferungen an Neukunden ist für Lieferanten ein großes Risiko

„Jedes Jahr sprießen vor Saisonbeginn zahlreiche neue kleine Boutiquen und Geschäfte aus dem Boden, sowohl in Ballungsräumen als auch in touristischen Regionen. Das Risiko für Lieferanten bei Erstbelieferungen ist jedoch ungleich höher als bei langjährigen Geschäftspartnern, da keine Erfahrungen und kaum Zahlungsinformationen vorliegen. Das war bisher für viele Lieferanten ein Problem. Damit Textilunternehmen und Händler sich dieses Wachstumspotenzial nun risikofrei erschließen können, haben wir diesen neuen Baustein für unsere Textilpolice entwickelt. Aber auch die erstmalige Abfederung von automatischen saisonalen Spitzen und die Berücksichtigung der langen Transportwege beispielsweise per Schiff aus günstigen Produktionsländern für Bekleidung sind ein Novum, die den Handel in der Branche sicherer machen“, sagt Jonas Müller, Leiter Produktentwicklung bei Euler Hermes.

Nachlaufdeckung, Fabrikations- und Besteller-Risiko versicherbar

Die Branchenpolice „Textil“ berücksichtigt auch die in der Branche häufig üblichen langfristigen Liefervereinbarungen. Sie enthält deshalb eine Nachlaufdeckung von 30 Tagen, so dass der Lieferant bei Lieferverpflichtungen innerhalb dieser Frist geschützt bleibt, sollte sich die Bonität seines Abnehmers erheblich verschlechtern.

Die Vorproduktion ist für viele Firmen ein großes finanzielles Risiko, gegen das die Euler Hermes Versicherung Police umfassend schützen kann. Das Fabrikationsrisiko ist für maximal sechs Monate abgesichert. Wenn der Abnehmer die Ware also zum Zeitpunkt der Auslieferung nicht bezahlen kann, sind die Material- und Herstellungskosten dennoch gedeckt. Ähnlich verhält es sich beim sogenannten Besteller-Risiko bei Zulieferungen oder Produktion bei Drittunternehmen. Auch dies ist mit dem neuen Deckungskonzept versicherbar.

Risikoverlagerung vom Händler zum Lieferanten bei Lagerhaltung

In der Textilindustrie ist zudem immer häufiger eine kundennahe Lagerhaltung üblich. In vielen Fällen betreiben Lieferanten sogenannte Konsignationslager, also Lager in unmittelbarer Nähe ihrer Abnehmer. Sie halten die Ware dort vor, aber erst wenn der Abnehmer die Ware tatsächlich dem Lager entnimmt, wird eine Rechnung gestellt. Das bedeutet auch, dass Händler mit einer entsprechenden Marktmacht das Risiko an ihre Lieferanten weitergeben. In diesen Lagern ergeben sich teilweise Differenzen im Bestand, beispielsweise durch unberechtigte Entnahmen. Durch eine Absicherung gegen Veruntreuung in der neuen Euler Hermes Textilpolice sind die Konsignationslager auch gegen unberechtigte Entnahmen geschützt.

Schnelle Reaktionszeiten durch Selbstprüfung bis 25.000 Euro

Eine weitere Anforderung in der Textilbranche sind schnelle Entscheidungs- und Reaktionszeiten:

„Wenn sich ein Auftrag anbahnt, muss ein Unternehmer schnellstmöglich wissen, ob seine Lieferungen dann auch abgesichert sind, um dann umgehend den Auftrag zu sichern ohne große Risiken für ihn selbst. Bei Aufträgen bis zu 25.000 Euro kann er im Rahmen unserer Branchenpolice auch selbst die Bonität des Abnehmers überprüfen. Das bedeutet, er kann sofort den Auftrag annehmen, ohne vorher ein Kreditlimit zu beantragen, das ist erst bei größeren Aufträgen notwendig. Da die Margen in der Branche unter Druck sind, sieht die Police zudem nur eine geringe Selbstbeteiligung der Unternehmen vor“, sagte Müller.

Der Selbstbehalt liegt bei 10 Prozent, bei einer Selbstprüfung bei 20 Prozent. Das eigene finanzielle Risiko ist also sehr begrenzt. Für die Selbstprüfung ist ein entsprechender Nachweis positiver Zahlungserfahrungen ausreichend oder die kurze Abfrage in der rund um die Uhr verfügbaren Euler Hermes Online-Datenbank.

Geringe Margen, geringe bis mittlere Erträge, geringe Liquiditätsdecke

Für 2015 erwartet Euler Hermes stagnierende Umsätze für die Textilbranche insgesamt sowie einen weiterhin hohen Wettbewerbsdruck. Durch die geringen Margen ist die Ertragsprognose und Liquiditätsdecke ebenfalls relativ gering und das Ausfallrisiko oft hoch. Daher ist eine Deckung von Geschäftsrisiken über eine passende Versicherungslösung oft existenziell wichtig.

Lohnkosten sind ein Schlüsselfaktor

Allerdings sind die Trends in der Branche uneinheitlich. Während sich Hersteller technischer Textilien stark spezialisiert haben und in einem relativ hochpreisigen Nischensegment agieren, sind Hersteller von Bekleidung in Deutschland durch die hohen Lohnkosten kaum noch konkurrenzfähig. Sie sind seit Jahren gezwungen, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern, in asiatische Länder wie China oder Bangladesch oder zuletzt zunehmend auch nach Osteuropa.

Das schnelllebige Konsumentenverhalten, sogenanntes „fast Fashion“, zwingt Hersteller dazu, immer mehr Kollektionen pro Jahr auf den Markt zu bringen. Dies erfordert schnellere Lieferzeiten, die aus osteuropäischen Fabriken besser realisierbar sind als aus Asien.

Online-Shop gewinnt, 40 Prozent der Kleidung werden online gekauft

Der textile Einzelhandel kämpft zum einen mit einem hohen Preisdruck, vor allem getrieben durch Bekleidungs-Discounter, und zum anderen mit wetterbedingten Volatilitäten und vor allem der Notwendigkeit einer umfassenden Multi-Channel-Strategie, die mit hohen Investitionen verbunden ist. Die Bedeutung des Onlinehandels nimmt zu, er verzeichnet ein überproportionales Wachstum. Bereits rund 40 Prozent aller Waren im Bekleidungssektor werden in Deutschland heute schon online gekauft, Tendenz steigend, insbesondere auch in Nischensegmenten.

Gut vergleichbar, wenig beratungsintensiv

„Pullis, Bücher, Handys oder Wasserkocher haben eines gemeinsam: Es sind Produkte, die sehr gut vergleichbar sind und wenig beratungsintensiv. Deshalb ist bei Elektronikartikeln, Büchern und Textilien der Online-Anteil am Umsatz heute schon sehr hoch, während Möbel, Heimwerkerbedarf und Lebensmittel noch überwiegend im stationären Handel gekauft werden. Interessant ist auch, dass mit 42 Prozent mehr Männer als Frauen mit 39 Prozent lieber online einkaufen. Das Einkaufserlebnis im stationären Handel scheint für Frauen demnach noch etwas wichtiger zu sein. Aber auch stationäre Händler brauchen definitiv eine gute Internetpräsenz – ohne diese können sie nicht am Wachstum dieses Bereichs nicht partizipieren. Viele Konsumenten informieren sich vor dem Ladenbesuch schon einmal online – auf einen übersichtlichen und umfänglichen Internet-Auftritt kann heute kein Handelsunternehmen mehr verzichten“, sagte Margrit Leidenroth, Fachbereichsleiterin Kreditprüfung mit Schwerpunkt Textil.

finanzwelt-Service: Die vollständige Hermes-Studie zur Textilindustrie finden Sie hier im Internet.

Dietmar Braun