Langfriststrategie statt Börsenguru
10.04.2018
Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG / Foto: © Bayerische Vermögen AG
Die Nervosität ist zurück. Anleger versuchen, sich mit Expertenmeinungen ein Bild über den weiteren Verlauf an den Märkten zu machen. Vom nahenden Börsencrash bis zu einem wesentlich höheren DAX-Stand ist jede Prognose vertreten. Eine Sicherheit hat der Anleger: Kurzfristig ist die Börse nicht zu prognostizieren, und sogenannte Börsengurus liegen regelmäßig daneben.
Der gereifte Stratege kann mit Schwankungen umgehen. Er verteilt Gelder in den für ihn passenden Quoten auf Aktien, Renten, Immobilien und eventuell Gold. Er wird Gewinne abschöpfen, wenn eine Anlageklasse zu gut gelaufen ist. Er weiß, dass Aktien, Anleihen und Immobilien auch gleichzeitig fallen können. Das könnte zum Beispiel passieren, wenn die Zinsen stärker steigen als allgemein erwartet wird. Die beste Alternative ist dann wahrscheinlich Cash, denn die Nullzinspolitik hat viele Vermögenswerte verteuert.
Der erfahrene Anleger wird jedoch nie komplett auf Aktieninvestments verzichten, denn sie bieten trotz Crashs und Korrekturen inflationsbereinigt die höchsten Langfristerträge.
Kurzfristige Marktschwankungen ausblenden
An der Börse sind die Investoren besonders erfolgreich, die gut analysieren, möglichst wenige Transaktionen durchführen und das kurzfristige Marktgeschehen ausblenden können. Meist werden Aktien langfristig gehalten und erst verkauft, wenn alle die Aktie kaufen wollen und diese dann zu teuer ist.
Für Privatanleger ist es deshalb wichtig in Aktienmärkten nach festgelegten Grundregeln investiert zu bleiben und nicht immer wieder ein- und auszusteigen. Wer aus dem Aktienmarkt komplett aussteigt, der muss damit rechnen, dass die Kurse weiter steigen. Meist ist man dann nicht bereit zu höheren Kursen zu kaufen. Aus Überzeugung, dass die Börse wieder fallen muss, wird der Wiedereinstieg verpasst. Kein Anleger kann aber wissen, wann der Tiefpunkt gekommen ist um wieder zu investieren.
Staatsfonds setzen vor allem auf Aktien
Nicht ohne Grund investieren die größten Staatsfonds der Welt überwiegend in Aktienunternehmen und ignorieren weitgehend kurzfristige Markteinflüsse . Mit einem internationalen Korb von Qualitätsunternehmen soll das Geld eines Landes werterhaltend und sicher angelegt werden. Internationale Aktienmärkte schaffen bei langfristiger Betrachtung Renditen, die sechs Prozentpunkte über der Inflation liegen. Das schafft keine andere Anlageklasse. Dafür muss man aber auch größere Kursschwankungen aushalten.
Zu den im historischen Vergleich preiswertesten Märkten zählen übrigens immer noch Schwellenländeraktien der ersten und zweiten Reihe. Langfristig sollte sich daher eine Erhöhung der Schwellenländeraktienquote positiv auf die Gesamtwertentwicklung des Aktienanteils auswirken.
von: Gottfried Urban, Vorstand Bayerische Vermögen AG