Krisenmeister Europa

13.05.2020

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Die USA und Europa unterscheiden sich in ihren Maßnahmen gegen die Krise in erster Linie in Details: Zwar nahmen die Vereinigten Staaten mit rund zwölf Prozent gemessen an der Wirtschaftsleistung mehr Geld für direkte Anreize in die Hand als Europa (fünf Prozent), jedoch vergab Europa deutlich mehr Darlehensgarantien. Diese helfen dabei, mehr Arbeitnehmer in ihren Jobs zu halten, während dies in den USA aufgrund eines flexibleren Arbeitsmarktes weniger nötig ist.

Zeitpunkt des Ausbruchs für Wirtschafts-Comeback irrelevant

Im Bereich der Geldpolitik haben die Eurozone und auch die USA in etwa gleich starke Signale gesetzt. Die Volkswirtschaften in Schwellenländern sind im Vergleich hierzu deutlich zurückgeblieben. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass die Pandemie die Länder außerhalb Chinas mit Verzögerung getroffen hat und sie zudem weniger finanziellen Spielraum für derartige Maßnahmen haben. Auch die ökonomische Struktur der Wirtschaft in vielen Schwellenländern spricht eher gegen eine rasche Erholung: Die Krise hat gezeigt, dass Volkswirtschaften im Vorteil sind, die einen großen Teil ihrer Wertschöpfung aus dem Homeoffice erzielen können. Volkswirtschaften mit Schwerpunkten in den Bereichen Rohstoffförderung und Industrie dürften daher vorerst das Nachsehen haben.

Dass diejenigen Regionen, die früher von der Pandemie getroffen wurden, gegenüber Nachzüglern im Vorteil sind, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Dieser Irrtum wird umso deutlicher, je eher man die Exportabhängigkeit berücksichtigt: In den USA liegt diese bei zwölf Prozent, in China bei zwanzig Prozent und in Europa bei dreißig Prozent. Auch wenn die Pandemie in einer Region eingedämmt scheint, sorgt die hohe Abhängigkeit von der Nachfrage aus dem Ausland dafür, dass die Wirtschaft so schnell nicht wieder in Fahrt kommt." (ah)