Krim-Krise schockt Investoren

03.03.2014

**Die Entwicklungen in der Ukraine bereiten Russlands Präsidenten Sorgen und zwingen ihn, Stärke zu demonstrieren. "finanzwelt" sprach mit **Jan Meister, Geschäftsführer Meritum Capital Managers GmbH, zur Lage in Russland.

Eine pro-europäische Demokratisierung in einem wichtigen Nachbarland könnte schließlich auch der Bevölkerung Russlands zeigen, dass es sich lohnen kann, für echte Demokratie auf die Straße zugehen. Die Krim dient nun als Schauplatz für diese Stärke und der Westen reagiert soweit mit einem verbalen Konter. Der eigentliche weltwirtschaftliche Einfluss sollte sich aber in Grenzen halten, zumal die Lage Putins wenig eindrucksvoll ist. Die ukrainische Wirtschaft als solche ist recht unbedeutend und die russische Wirtschaft ist immer noch stark abhängig von Öl- und Gas-Exporten. Die einfachste Möglichkeit der Ukraine zu schaden, besteht aus russischer Sicht in der Kürzung oder Verteuerung der Gasexporte in die Ukraine. Russisches Gas ist eine der wichtigsten Energiequellen für die Ukraine. Allerdings ist nicht wahrscheinlich, dass man Europa kurzfristig die Gaszufuhr begrenzen wird, weil europäische Gas-Lieferungen für Russland eine sehr wichtige Einnahmequelle darstellen. Die eingeschränkte Gaslieferung nach Europa dürfte dennoch das größte wirtschaftliche Risiko sein. Andererseits war der Winter milde, der Frühling kommt und die Gasvorräte sind nicht knapp.

Wichtiger noch ist, dass Russland gegenüber Sanktionen im Fall von einem militärischen Eingreifen in der Krim durchaus anfällig ist: (1) Benötigt man die Devisen aus den Rohstoffexporten. (2) Muss es gelingen, die Kapitalflucht aus dem eigenen Land zu verhindern. Die russische Binnenwirtschaft lebt von Investitionen in den Standort und einem stabil wachsenden Konsum der Mittelschicht. Russische Oligarchen und Freunde von Präsident Putin sollten wenig Interesse haben, das Land unnötig zu destabilisieren. Im schlimmsten Fall gibt es Sanktionen und Gaslieferungen von Russland nach Europa sind betroffen. Europa dürfte dies zwar schaden, aber nicht aus der Bahn werfen. Russland schneidet sich jedoch ins eigene Fleisch. Der Verfall der russischen Währung spiegelt dies wider. Für Investoren außerhalb Russlands können Marktrückschläge attraktive Kaufgelegenheiten ergeben. Für ein Investment in Russland muss man an Putins Vernunft glauben, nicht über das Ziel hinauszuschießen.