J.P. Morgan AM: Schwellenländer nicht abschreiben!
19.09.2013
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Die Experten von J.P. Morgan Asset Management rechnen trotz der derzeitigen Schwächephase nach wie vor mit einer Erholung in den Schwellenländern. Allerdings werde diese mit Verzögerung eintreten.
(fw/ah) „Eigentlich sollte genau jetzt die U-förmige Erholung beginnen, die wir noch vor wenigen Monaten erwartet haben", so George Iwanicki, Schwellenländer-Stratege bei J.P. Morgan Asset Management, „doch noch lässt diese auf sich warten." Im Gegenteil sorgen derzeit eher Negativschlagzeilen von China über Indien bis hin zu Südafrika für Verunsicherung.
Der Stratege erwartet jedoch, dass sich im Verlauf des zweiten Halbjahrs 2013 ein Aufwärtstrend einstellen sollte. „Die verzögerte konjunkturelle Erholung in den Schwellenländern hat dazu geführt, dass bisher weder die Gewinne gestiegen sind noch die Gewinnerwartungen angezogen haben", erläutert Iwanicki. So steckten die Märkte in einem Umfeld fest, in dem wenig Momentum aus der Gewinnsituation komme.
Gründe hierfür sieht der Stratege vor allem in zwei Kürzungen, „Taperings" genannt: So habe erstens die US-Notenbank angekündigt, das quantitative Lockerungsprogramm zurückzufahren. Zweitens will die chinesische Regierung der Kreditvergabe außerhalb des Bankensektors einen Riegel vorschieben. Das chinesische Tapering verzögert die Wachstumserholung in den Emerging Markets, was die Gewinnspannen der dortigen Unternehmen belastet, so dass noch mehr zyklischer Abwärtsdruck auf die Gewinne entsteht. Und die Ankündigung der Fed, den Kurs des billigen Geldes zu beenden, trifft die Schwellenländer gleich zweifach: Erstens wurde das Wachstum der Binnennachfrage massiv angekurbelt, um die Schwäche in den Exportmärkten auszugleichen. Zweitens blieben die Nominalzinsen in den Schwellenländern auf einem höheren Niveau als in den entwickelten Märkten und zogen entsprechend hohe Kapitalflüsse an. Diese beiden Faktoren sorgen nun dafür, dass die bislang üppigen Leistungsbilanzüberschüsse zurückgehen und in manchen Ländern sogar Leistungsbilanzdefizite entstehen.
Drei Länder trifft das besonders, nämlich Südafrika, die Türkei und Indien. „Bei allen drei Ländern ist das Leistungsbilanzdefizit auf rund 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen und damit auf ein Niveau, auf dem selbst bei einem Schwellenland zu befürchten ist, dass es Auslandsschulden aufnehmen muss", so Iwanicki.