Ist passiv das bessere aktiv?
16.10.2017
André Kunze, Geschäftsführender Gesellschafter der Prometheus Vermögensmanagement GmbH/ Foto: © Prometheus
Nichtsdestotrotz lässt sich in der Tat feststellen, dass es diverse Märkte gibt, bei denen aktive Manager gegenüber einem passiven Ansatz häufiger die Nase vorne haben. Regelmäßig festzustellen ist dies bei Indizes, die von wenigen großen Werten dominiert werden oder einseitige Branchen- bzw. Segmentgewichtungen aufweisen sowie bei Märkten, die weniger (informations)effizient sind.
Doch bekanntlich macht eine Schwalbe noch keinen Sommer. Insofern berufen sich die Anhänger passiver Investments auf die Überzeugungskraft der zahlreichen Studien, die belegen, dass aktives Management in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle das Nachsehen hat. Die Diskussion, ob aktiv oder passiv besser ist, hat für diese Investoren an dieser Stelle ein Ende.
Sind die Anderen, also die Aktiven, denn nun die dümmeren Anleger, da sie wider besseren Wissens auf das falsche Pferd setzen? Gegenfrage: Wenn Sie zehn Frisöre zur Auswahl haben, nehmen Sie den, der Ihnen die Haare garantiert durchschnittlich schneidet oder den, der Ihnen gegen ein höheres Entgelt ein selbstbewusstes Grinsen unter die Matte zaubert?
Nur weil es mehr durchschnittliche und schlechte Frisöre gibt, heißt das nicht, dass es keine guten gibt. Ist es im Zweifel nicht klug, sich aus einem gegebenen Angebot das beste herauszupicken? Gehen wir im täglichen Leben nicht exakt so vor? Fokussieren wir uns bei den wichtigen Dingen auf den Durchschnitt oder entscheiden wir uns für das Bessere? Den besseren Bäcker, das bessere Handy, die bessere Waschmaschine, das bessere Auto? Geben wir die Suche nach dem Besseren auf, nur weil es rar gesät ist?
Sich auch bei der Kapitalanlage nicht mit dem Durchschnitt bzw. dem Index zufrieden zu geben, macht also durchaus Sinn. Wer den Roger Federer unter den Fonds oder Vermögensverwaltern sucht, wird ihn im Zweifel auch finden.
Letztlich gibt es sowohl für aktives als auch für passives Investieren gute Gründe. Auch wenn wir gerne dazu neigen, Dinge entweder schwarz oder weiß zu sehen, ist es wenig zielführend, beide Disziplinen gegeneinander auszuspielen. Beide haben ihre Berechtigung und bringen unterschiedliche Vorteile mit sich. Während passive Strategien häufiger die Nase vorne haben, bringen gute aktive Strategien langfristig ein deutliches besseres Chance-/Risikoprofil mit sich.
Der verstärkte Trend der letzten Jahre zu passiven Strategien hat einen ganz banalen Grund: Die nahezu ununterbrochene Aktienmarktrallye der letzten acht Jahre war ein äußerst fruchtbarer Boden für passive Strategien, da aktives Risikomanagement in einem Einbahnstraßenmarkt nicht in der Lage ist, einen Mehrwert zu erzielen.
In einem wieder anspruchsvolleren Marktumfeld wird sich dies zweifelsohne anders darstellen. Die nächste Krise wird guten aktiven Managern in die Karten spielen, während Anleger in passiven Strategien auch mal wieder deren Schattenseiten erleben werden.
Trends kommen und gehen. Auf aktiv folgt passiv und auf passiv folgt aktiv. Das wird sich auch in den nächsten Kapitalmarktzyklen nicht ändern. Die Frage „Aktiv oder passiv?“ stellt sich also nicht wirklich. Es geht ausschließlich um die persönliche Präferenz. Genau wie bei der eigenen Frisur.
Kolumne von André Kunze, Geschäftsführender Gesellschafter der Prometheus Vermögensmanagement GmbH