Inverse Zinsstruktur – Vorbote einer Rezession?
28.02.2020
Lidia Treiber, Director - Research bei WisdomTree / Foto: © WisdomTree
Im vergangenen Jahr belastete die Unsicherheit wegen des Brexits und der Handelskonflikte die Stimmung der Anleger stark. Infolgedessen war eine hohe Nachfrage nach eher traditionelleren Anlagen zu verzeichnen. Zur Mitte des ersten Quartals 2020 sehen wir uns mit einer neuen globalen Unruhe hinsichtlich der persönlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus im Laufe dieses Jahres konfrontiert.
Die Epidemie löste erneut eine starke Nachfrage nach historisch sicheren Anlagen aus. Die Nachfrage ist derart hoch, dass wir bei den Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen vor historischen Tiefständen stehen. Im Intraday-Handel lag die Rendite am 27. Februar 2020 bei 1,30 Prozent und übertraf damit das bisherige Rekordtief vom Sommer 2016. Angesichts dieser Niveaus kann man die Differenz zwischen den Renditen der zwei- und der zehnjährigen US-Anleihen heranziehen, um einen besseren Einblick das alte Barometer der wirtschaftlichen Gesundheit der US-Wirtschaft zu erhalten. Während dieses Barometer noch im August 2019 negativ war, liegt es derzeit per 25. Februar 2020 bei einem Spread von 13 positiven Basispunkten.
Auf der Suche nach einem besseren Verständnis dieser Unsicherheit ist zu konstatieren, dass das Congressional Budget Office, US-Bundesbehörde für Haushalts- und Wirtschaftsdaten, bereits im Dezember 2015 eine Studie zur Bewertung möglicher makroökonomischer Auswirkungen einer Vogelgrippe-Pandemie auf die US-Wirtschaft erstellt hat. Diese Studie gibt einen bemerkenswerten Einblick darüber, was passieren könnte, wenn aus dem derzeit weit verbreiteten Virus eine globale Pandemie wird. Der in der enthaltenen Bewertung zufolge könne eine Pandemie mit einem hochvirulenten Grippestamm (wie derjenige, der die Pandemie 1918 verursachte) kurzfristig ähnliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben wie eine durchschnittliche Nachkriegsrezession in den Vereinigten Staaten.
Unterdessen gab der Dow Jones Industrial Average Index seit 21. Februar 2020 stark nach. Der Chicago Board Options Exchange Volatility Index, der als Referenz für die zu erwartende Volatilität des Aktienmarktes auf Grundlage von S&P 500-Indexoptionen gilt, stieg unterdessen am 25. Februar 2020 auf 27,85 und fiel am folgenden Tag nur leicht auf 27,56. Dies mag die Art und Weise sein, wie die Märkte mit einer großen Menge an Angst und Unsicherheit umgehen. Es ist wichtig, die kommenden Wirtschaftsdaten weiterhin genau im Auge zu behalten, um die weltwirtschaftliche Situation besser einschätzen zu können.
Marktkommentar von Lidia Treiber, Director im Research von WisdomTree
Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen minus Rendite 2-jähriger Staatsanleihe