Geldpolitische Änderung im Oktober?
12.09.2017
Florian Weber, Fixed Income Stratege, Bank J. Safra Sarasin AG / Foto: © Bank J. Safra Sarasin AG
Allerdings glauben wir auch, dass die jüngste Euro-Stärke auch durch eine Dollar-Schwäche unterstützt wird. Der Markt hat die Trumpflation Trades fast vollständig herausgepreist. Außerdem reduzieren dovishe Kommentare von Brainard die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Leitzinserhöhung. Der Markt preist die nächste 25bp Leitzinserhöhung mit 100% Wahrscheinlichkeit erst für Juli 2018 ein. Dies ist auch negativ für den Dollar. Während wir die schwächeren US-Inflationszahlen anerkennen, sehen wir die aktuelle Marktpreisung aufgrund des BIP-Wachstums und der Festigkeit des Arbeitsmarktes als übermäßig dovish. Bis Juli 2018 rechnen wir mit drei Zinserhöhungen - Dezember 2017, März 2018 und Juni 2018. Wenn der Markt die Zeit verkürzt, bis die nächste volle Leitzinserhöhung eingepreist ist, könnte der EUR/USD-Wechselkurs wieder fallen und auch die Zinsen würden weltweit steigen.
Zinsmarkt: Bullische Reaktion – Verlängerung ist kein tapering?
Im Gegensatz zum Devisenmarkt schien der Zinsmarkt die Pressekonferenz als neutral-bis-dovish wahrgenommen zu haben. Bund-Renditen fielen und Peripherieanleihen stiegen stark an. Die Schlussfolgerung des Zinsmarkts scheint zu sein:
- Europa bleibt die beste "Goldilocks" Region - starkes Wachstum, stark stimulierende Zentralbank und gedämpfter Inflationsdruck
- Die EZB wird trotz der starken Wachstumsaussichten weiterhin dovish bleiben. Das Datum, bis eine 25bp Leitzinserhöhung mit 100% Wahrscheinlichkeit eingepreist ist, wurde auf Q1 2020 verschoben
- Die EZB wird nur die Flexibilität innerhalb der aktuellen Parameter ihres Programms nutzen. Dies unterstützt deutsche Bunds, wo die Knappheit am stärksten akut ist, und sollte für Supras und CSPP berechtigte Anleihen positiv sein.
Allerdings wurde wahrscheinlich sowohl die Rallye in deutschen Bundesanleihen als auch der Anstieg des Euro durch einen starken Anstieg der US-Arbeitslosenansprüche, die auf 298T gestiegen waren, unterstützt. Dies ist vermutlich auf Hurrikan Harvey zurückzuführen. Die Rallye in deutschen Bunds wurde vor allem durch niedrigere reale Zinsen getragen. Die Realrendite von 10-jährige Deutsche Bund ist auf negative 1,0% zurückgegangen. Dieser Rückgang der realen Rendite erklärt vollständig die niedrigeren nominalen Anleiherenditen. Der Zinsmarkt scheint "Verlängerung", wenn auch mit niedrigerem Tempo, statt "tapering" zu preisen. Dies wäre auch im Einklang mit einer starken positiven Reaktion von Peripherieanleihen, dessen Zinsunterschied zu deutschen Anleihen nach dem Treffen fiel.
Wir glauben, dass der Markt das Tempo unterschätzt, mit dem die Staatsanleihekäufe innerhalb des Anleihekaufprogramms reduziert werden könnten. Als die EZB ihr Kauftempo von 80 Milliarden/Monat auf 60 Milliarden/Monat reduzierte, fiel die Verringerung fast vollständig auf die Anleihekäufe im Rahmen des QE-Programms. Wir glauben, dass dies diesmal wieder passieren könnte und sehen weiterhin ein Ende der Anleihekäufe innerhalb von 1H 2018, auch wenn das gesamte QE-Programm länger läuft. Dies sollte für Staatsanleihen, Bonds und Peripherie negativ sein, während sie für Unternehmensanleihen positiv sind.
Kolumne von Florian Weber, Fixed Income Stratege, Bank J. Safra Sarasin AG