GDV-Spitze ohne Frau bestätigt
25.11.2014
Alexander Erdland bleibt GDV-Präsident. Die Mitgliederversammlung bestätigte heute das Gremium ohne eine Frau als Mitglied. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist immerhin Top-Speaker des Treffens.
2014-11-26 (fw/db) Der oberste deutsche Versicherungs-Lobbyist ist der alte. Dr. Alexander Erdland bleibt zwei weitere Jahre Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Das Präsidium bestätigte den Vorstandsvorsitzenden des baden-württembergischen Finanzkonzerns Wüstenrot & Württembergische AG (W&W) am heutigen Mittwoch für eine weitere Amtsperiode.
Auch die Zusammensetzung des gesamten 16-köpfigen GDV-Präsidiums bleibt komplett unverändert. Das Gremium als vereinsrechtlicher Vorstand des Verbandes wurde in Berlin von der dort tagenden Mitgliederversammlung bestätigt.
Es ist keine einzige Frau im Gremium vertreten. Die Frauen-Quote von null Prozent, spiegelt nicht den Anteil der in der deutschen Assekuranz tätigen Frauen wieder. Wichtigste Rednerin beim heutigen Versicherungstag war aber eine Frau, es ist die Bundeskanzlerin Angela Dorothea Merkel.
Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Erdland führt den GDV seit November 2012 als ehrenamtlicher Präsident. Seine bisherige Amtszeit wurde vor allem von der historischen Niedrigzinsphase und der Reform der Lebensversicherung geprägt. Hier wie dort war und ist die Stimme des GDV-Präsidenten regelmäßig zu hören, um die politischen Positionen des Verbandes zu erläutern. Der 63-Jährige kündigte an, sich weiterhin in aktuelle Debatten einzuschalten, um der Versicherungsbranche mit ihrer Schlüsselfunktion für den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland Gehör zu verschaffen.
Niedrigzinsen, Regulierung und gesellschaftlicher Umbruch
Laut Erdland stehen die deutschen Versicherer in den kommenden Jahren vor drei zentralen Herausforderungen.
„Wir müssen Antworten auf die Niedrigzinsphase finden, wir sehen uns vor fundamentalen Veränderungen des Regulierungsrahmens und wir befinden uns in einem tiefgreifenden demografischen, kulturellen und technischen Umbruch der Gesellschaft“, sagte der alte und neue GDV-Präsident. „Wenn wir unserer unternehmerischen Verantwortung in diesen Zeiten gerecht werden wollen, gibt es zum Kurs der Erneuerung keine Alternative.“
Erdland ist seit 2006 Vorstandsvorsitzender der aus den Traditionsunternehmen Wüstenrot und Württembergische hervorgegangenen W&W AG, die sich als ein Mischkonzern einer Assekuranz und einer Bank als ganzheitlicher Vorsorgespezialist am Markt etabliert hat. Seine Karriere hatte Erdland bei der Norddeutschen Genossenschaftsbank in Hannover begonnen; in der Folgezeit nahm er Vorstandsmandate bei unterschiedlichen Instituten wahr, darunter die DG Bank in Frankfurt/Main. 1999 erfolgte seine Berufung zum Vorstandsvorsitzenden der Bausparkasse Schwäbisch Hall. Der im westfälischen Oelde geborene „Wahl-Schwabe“ Erdland ist verheiratet und Vater von vier Kindern.
Dem alten und neuen GDV-Präsidium gehören an:
- Dr. Alexander Erdland (Präsident des GDV, Vorsitzender des Vorstandes, Wüstenrot & Württembergische AG, Stuttgart)
- Dr. Josef Beutelmann (Vorsitzender des Vorstandes, Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland e. V., München)
- Dr. Nikolaus von Bomhard (Vorsitzender des Vorstandes, Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG in München)
- Dr. Thomas Buberl (Vorsitzender des Vorstandes, AXA Konzern AG, Köln)
- Dr. Friedrich Caspers (Vorsitzender des Vorstandes, R+V Versicherung AG, Wiesbaden)
- Dr. Markus Faulhaber (Vorsitzender des Vorstandes, Allianz Lebensversicherungs-AG, Stuttgart, Vorsitzender des Hauptausschusses Lebensversicherung/Pensionsfonds)
- Thomas Flemming (Vorsitzender der Vorstände, Mecklenburgische Versicherungsgruppe, Hannover)
- Dr. Frank von Fürstenwerth (Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung des GDV und geschäftsführendes Präsidiumsmitglied, Berlin)
- Dr. Christian Hinsch (Vorsitzender des Vorstandes, HDI-Gerling Industrie Versicherung AG, Hannover, stellv. Vorsitzender des Hauptausschusses Schaden-/Unfallversicherung)
- Uwe Laue (Vorsitzender der Vorstände, Debeka-Versicherungsgruppe, Koblenz; Vorsitzender des Vorstandes, Verband der Privaten Krankenversicherung e. V., Köln)
- Dietmar Meister (Vorsitzender des Vorstandes, Generali Deutschland Holding AG, Köln)
- Dr. Torsten Oletzky (Vorsitzender des Vorstandes, ERGO Versicherungsgruppe AG, Düsseldorf)
- Dr. Markus Rieß (Vorsitzender des Vorstandes, Allianz Deutschland AG, München)
- Dr. Norbert Rollinger (Vorsitzender des Vorstandes, R+V Allgemeine Versicherung AG, Wiesbaden, Vorsitzender des Hauptausschusses Schaden-/Unfallversicherung)
- Dr. Wolfgang Weiler (Sprecher der Vorstände, HUK-COBURG Versicherungsgruppe, Coburg)
- Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl (Vorsitzender des Vorstandes, SV Sparkassen Versicherung Holding AG, Stuttgart)
Fazit: Dass das Gremium komplett bestätigt wurde zeigt das Vertrauen und die Einigkeit der deutschen Assekuranz in ihre Führungsspitze. Die hat viel zu tun, es geht um das LVRG und Folgen, neue Formen der Vergütung im Vertrieb, die Reform der betrieblichen Altersvorsorge, den Ruf und die Bedeutung der deutschen Assekuranz und Rückversicherung. Die finanzwelt wünscht viel Erfolg und vielleicht kann der Verband zumindest eine Frau nachwählen, eine Managerin gäbe es sicher.
Dietmar Braun