EZB-Entscheid: Rekordzinstief
04.06.2014
**Mit Spannung war die heutige Sitzung der *Europäischen Zentralbank (EZB)* erwartet worden. Viele Marktteilnehmer hatten einen erneuten Zinsschritt erwartet. Die Währungshüter rund um Mario Draghi senkten den Leitzins von 0,25 % auf 0,15 %.**
(fw/ah) Dabei blieb es aber nicht. Banken müssen künftig erstmals einen Strafzins bezahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Dafür wird der Einlagezins erstmals unter die Nulllinie auf minus 0,10 % reduziert. Die Notenbanker hoffen, damit der seit einiger Zeit sehr niedrigen Inflation im Euroraum entgegen treten zu können.
Die Entscheidung kommentiert der Chefvolkswirt der TARGOBANK, Dr. Otmar Lang, wie folgt: „Die Entscheidung der EZB, den Leitzins auf 0,15 % abzusenken, vor allem aber der Beschluss für einen negativen Einlagezinssatz von minus 0,1 % ist für den Euro-Raum völliges Neuland. Auch wenn sich die konkreten Auswirkungen für private Sparer stark in Grenzen halten werden, ist die Strategie der EZB aus mehreren Gründen kritisch zu sehen.
Zum einen nimmt die Niedrigzinspolitik immer extremere Formen an, obwohl schon die bisherigen Maßnahmen keinen wirklich durchgreifenden Erfolg zeigten. Eines ihrer wichtigsten Ziele, nämlich die Banken zu einer großzügigeren Kreditvergabe an die Wirtschaft zu bewegen, hat die EZB bislang nicht erreicht. Zum anderen erreichen die europäischen Aktienmärkte – und insbesondere der DAX – befeuert durch die niedrigen Zinsen Woche für Woche neue Höchststände. Diese Entwicklung ist jedoch nicht durch die konjunkturelle Entwicklung in Europa unterlegt. Insbesondere für europäische Aktien sehe ich daher die Gefahr für eine Blasenbildung. Ähnliches gilt auch für die Rentenmärkte. Last but not least existiert derzeit auch keine wirkliche Deflationsgefahr, die extreme Maßnahmen rechtfertigen würde.
Wir befinden uns in einer Phase deutlich rückläufiger Inflationsraten, was positiv zu werten ist. Schließlich erhöht ein stabiles inländisches Preisniveau die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Genau das ist es, was gewünscht ist. Die heutige Entscheidung der EZB geht daher zu weit."