Europäische Aktien besitzen Aufwärtspotenzial

05.10.2017

Cédric Spahr, Aktienmarktstratege, Bank J. Safra Sarasin AG / Foto: © J. Safra Sarasin AG

Der politische Ausblick im Euro-Raum sieht insgesamt solide aus. Die Umsetzung der Arbeitsmarktreformen und einige Steuerermässigungen in Frankreich bestätigen, dass die französische Regierung sich dem Druck der Strasse nicht beugen und wahrscheinlich die angekündigten Reformen umsetzen wird. In Italien sinkt das politische Risiko, da die Movimento Cinque Stelle (M5) von Beppe Grillo in den Umfragen an Boden verliert, was die Wahrscheinlichkeit einer Mitte-Links-Koalition nach den nächsten Wahlen in 2018 erhöht. Die Interimsregierung, die Italien unter Ministerpräsident Gentiloni regiert, verdient auch eine gewisse Anerkennung für die Verbesserung der wirtschaftlichen Bedingungen durch ihre kürzlich verabschiedete Steuerreform.

In Spanien dürfte ein starkes Wirtschaftswachstum die Fragezeichen bezüglich der Zukunft von Katalonien ausgleichen, auch wenn diese Frage langfristig nicht vom Tisch verschwinden sollte. Der Renditeunterschied zwischen spanischen und deutschen Staatsanleiherenditen stieg um bescheidene 15 Basispunkte, was nicht ernsthaft genug ist, um den spanischen Aktienmarkt in diesem Stadium deutlich zu beeinflussen. Schliesslich verursachte das Ergebnis der deutschen Bundestagswahlen kurzfristige Hindernisse für die Schaffung einer soliden Koalition. Allerdings sollte nach längeren Verhandlungen zwischen führenden politischen Parteien wahrscheinlich dieses Hindernis überwunden werden. Wir betrachten eine sogenannte «Jamaika» Koalition zwischen der CDU / CSU (schwarz), der FDP (gelb) und den Grünen (grün) als das wahrscheinlichste Szenario. Unsere Beurteilung der kontinentaleuropäischen Politik ist, dass das Glas vielmehr halb voll als halb leer ist. Diese Situation sollte bis 2018 bestehen bleiben.

Ein Blick auf technische Parameter deutet darauf hin, dass europäische Aktien im September aus einer Konsolidierungsperiode ausgebrochen sind, die Anfang Mai nach der französischen Präsidentschaftswahl begann. Die europäischen Aktienindizes dürften mit grosser Wahrscheinlichkeit ihre Höchststände vom Mai 2017 erneut testen und im späten 4. Quartal 2017 übertreffen, da das positive saisonale Marktverhalten eintritt. Besonders optimistisch beurteilen wir den Ausblick für Banken und Energieaktien, da der Ölpreis aufgrund einer starken Nachfrage aus China und einer besseren OPEC-Produktionsdisziplin wahrscheinlich in Richtung $65-70/Fass bis Anfang 2018 steigen dürfte.

Kolumne von: Cédric Spahr Aktienmarktstratege Bank J. Safra Sarasin AG