Entertainment ersetzt keine Beratung

21.06.2024

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Finanzielle Vorsorge wird immer wichtiger. Das setzt bereits bei Heranwachsenden an. Seit einigen Jahren steigt glücklicherweise das Interesse an den Kapitalmärkten, Börse, Handel, Aktien etc. Richtig verpackt ziehen diese Themen auch Jüngere in Bann. Die sozialen Medien spielen in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Doch es ist kein free Lunch – coole Aktionen ersetzen kein Wissen. 

„[…] Person, die in sozialen Netzwerken besonders bekannt, einflussreich ist und bestimmte Werbebotschaften, Auffassungen oder Ähnliches vermittelt.“
- Definition von Influencer/in laut Duden

Wir schreiben das Jahr 2024 und gerade die jüngere Generation ist in den sozialen Medien sehr präsent. Insofern liegt es auch nahe, sich beim Thema der Finanzen/finanzielle Vorsorge über die diversen Kanäle zu informieren. YouTube, Instagram oder TikTok sind für viele die ersten Anlaufstationen. Der Zugang ist einfach und der Vorteil liegt scheinbar auf der Hand. Kompliziertes einfach und unterhaltend erklärt. So weit, so gut.

Easy money

Vorhang auf in der Welt der „Finfluencer“. Diese „Experten“ treffen scheinbar den Nagel auf den Kopf. Einerseits steigt auch bei der jüngeren Generation zunehmend das Bewusstsein, für das Alter finanziell vorzusorgen, andererseits lässt sich mit entsprechenden Tipps über das Einmaleins der Geldanlage vermeintlich schnell Geld verdienen. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum Verständnis: 2017 gab es nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts 905.000 junge Aktionäre zwischen 14 und 29 Jahren in Deutschland. 2022 waren es schon knapp zwei Millionen der unter 30-Jährigen, die an der Börse investieren. Es ist gut und richtig, dass sich die Generation Z für Themen rund um den Kapitalmarkt interessiert. Know-how ist der Schlüssel für den langfristigen Erfolg. Sicherlich haben auf der anderen Seite auch die sozialen Medien ihren Anteil an dieser Erfolgsstory. Viele Protagonisten vermitteln tröge Sachverhalte auf eine unterhaltsame Art und Weise. Leicht verständliche Kost, die man überall konsumieren kann. Ob in der U-Bahn, zuhause, in der Uni oder im Club. Doch die Welt ist leider oftmals komplizierter als es vordergründig den Anschein hat. Wissensvermittlung ist eine Sache. Kritisch wird die Sache, wenn man sich als „Experte“ stilisiert und vorgibt, dass die Geldanlage ganz easy sei und jeder – mit den richtigen Tipps – reich werden könne. Stichwort: „finanzielle Freiheit“. Was für ein Schlaraffenland! Träumereien, Realität oder doch nur Abzocke? Wie so oft im Leben liegt die Wahrheit wohl in der Mitte. Heißt, bei der Geldanlage bitte nicht den Verstand ausschalten und jeglichen Versprechen folgen.

Finfluencer rufen Aufsicht auf den Plan

Die Schar an Finfluencern, die in den sozialen Medien mit lockeren Videos insbesondere Heranwachsende anspricht, hat die Politik und die Aufsicht wachgerüttelt. BaFin und Teile der Politik befürchten, dass Verbraucher die Vorschläge und Empfehlungen der sogenannten Finfluencer nicht mehr ausreichend hinterfragen und ggf. Verluste erleiden. Eine Untersuchung des Swiss Finance Institute von knapp 30.000 Finfluencern bestätigt, dass ihre Tipps oft nicht verlässlich sind. Nur knapp 30 % der Finfluencer waren der Erhebung zufolge „fähig“, 16 % hingegen nicht und 56 % sogar das Gegenteil. Ein ernüchternder Befund. Würde eine Regulierung hier entscheidend helfen? Regulation kann ein zweischneidiges Schwert sein. Mit Vor- aber auch Nachteilen.

Beratung muss erlernt sein

Wer sich über Finanzen informieren will, landet früher oder später in den sozialen Medien. Das ist richtig. Eine Entwicklung, die unumkehrbar ist. Sie in Ihrem Berateralltag tun gut daran, das Feld der finanziellen Vorsorge nicht mitunter windigen Geschäftemachern zu überlassen. Punkten Sie mit Ihrem Wissen, das Sie sich in entsprechenden Kursen, Weiterbildungsangeboten und über Jahre angeeignet haben. Natürlich reicht es heute nicht mehr aus, das jüngere Zielpublikum mit einer Powerpoint-Präsentation zu begeistern. Das bedeutet, Berater müssen sozialen Medien nicht nur ernst nehmen, sondern in diesen aktiv stattfinden. Unterhaltsam, aber seriös. Ein Spagat, der sich meistern lässt. So können Sie neue Zielgruppen erschließen und dieses Geschäft nicht nur der stetigen Zahl an Finfluencern überlassen. Es ist doch ein gutes Zeichen, dass die jüngere Generation sich vermehrt am Kapitalmarkt engagiert. Laut Deutschem Aktieninstitut investieren viele breit gestreut, langfristig und regelmäßig. Rückenwind, den auch Sie im Kundenkontakt mitnehmen können. (ah)