Eine generelle Blase gibt es nicht

17.06.2019

Ottmar Heinen, Vorstandssprecher der PROJECT Beteiligungen AG / Foto: © PROJECT

Im finanzwelt-Interview erklärt Ottmar Heinen, Vorstandssprecher der PROJECT Beteiligungen AG, die Strategie des Projektentwicklers im aktuellen Marktumfeld und warum der neue Standort Wien so attraktiv ist.

finanzwelt: Die Kaufpreise für Immobilien steigen und steigen. Ist ein Ende in Sicht oder geht die Rallye weiter? Ottmar Heinen» Die von den Immobilienweisen im Frühjahresgutachten für das Jahr 2019 prognostizierte Preissteigerung in den deutschen A-Städten setzt sich erwartungsgemäß fort. Das bestätigt auch die aktuelle Studie ‚Wohnungsmarktanalyse Neubauwohnungen in ausgewählten Metropolregionen Q1/2019‘ unserer Research-Spezialisten. Demnach sind in allen acht untersuchten Ballungszentren die Angebotspreise für Neubauwohnungen sowohl auf Ebene der Stadtgebiete als auch der Metropolregionen gestiegen. Die Spanne reicht von 1,6 % in Hamburg bis zu 13,5 % in Düsseldorf. Wir gehen davon aus, dass die Kaufpreise künftig auch weiterhin anziehen, jedoch nicht mehr das zweistellige Wachstumsniveau der vergangenen Jahre erreichen. Der Markt kann sich mittelfristig in eine stabile Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau begeben. Erste Anzeichen dafür gibt es in Hamburg.

finanzwelt: Gibt es Standorte in Deutschland, die von Blasenbildung betroffen sein könnten? Heinen» Eine Blase wird immer von eindeutigen Indikatoren, wie eine ausufernde Kreditvergabepraxis der Banken, die mit einer massiven Überschuldung der Haushalte einhergeht, begleitet. Davon kann überhaupt nicht die Rede sein. Stattdessen übersteigt die Nachfrage nach Wohnraum das Angebot bei weitem. Die Preisanstiege sind damit das Ergebnis der Logik der freien Marktwirtschaft, wonach Angebot und Nachfrage den Preis regeln. Vereinzelte Preisüberhitzungen sind in Premium-Lagen aller Metropolregionen zu beobachten. Mit 20.699 Euro/m² führt München das Ranking der Metropolregionen mit den höchsten Angebotspreisen der von uns untersuchten Ballungszentren an. Berlin liegt mit 20.244 Euro/m² nahezu auf dem Niveau der bayerischen Landeshauptstadt. Das sind jedoch Extreme, die als punktuelle Preisüberhitzungen einzustufen sind. Eine generelle Blase gibt es nicht und ist auch anhand der Marktparameter weiterhin nicht erkennbar.

finanzwelt: In welche Standorte kann man noch investieren? Heinen» Wir konzentrieren uns auf die Speckgürtel der Metropolregionen Berlin, Hamburg, München, Nürnberg, Rheinland, Rhein-Main und Wien. Dort identifiziert unser eigener Asset Manager PROJECT Immobilien nach wie vor eine gute Auswahl an Baugrundstücken. Unsere Ankaufspipeline um-fasst derzeit Projekte im Gesamtwert von mehr als 3,4 Mrd. Euro, die sich für Immobilienentwicklungen im wohnwirtschaftlichen oder gewerblichen Bereich eignen und attraktive Renditen für unsere über 24.000 privaten und institutionellen Investoren versprechen.

finanzwelt: Sollte man lieber in gute Lagen von zweitklassigen Standorten ausweichen oder in zweitklassige Lagen von guten Standorten, um Renditen zu erzielen? Heinen» Das sollte keine Grundsatzentscheidung sein, sondern immer individuell geprüft werden, denn beide von Ihnen angesprochenen Lagen haben ihre jeweiligen Chancen und Risiken. Um das Potenzial optimal einzuschätzen, untersucht unser Research deshalb alle relevanten Grundstücksparameter bis auf Mikroebene. Der Trend hin in die Metropolen wird sowohl aus infrastruktureller als auch aus demografischer Entwicklung anhalten. Historisch sind zudem in konjunkturell schwächeren Phasen oder gar in Krisenzeiten Menschen immer eher in die großen Metropolen als in B-Standorte oder aufs Land gezogen

Wie die aktuelle Lage bei PROJECT ist und was Ottmar Heinen über Crowdinvestment denkt, erfahren Sie auf Seite 2