Draghi-Put und die Folgen
21.07.2014
Euro-Krise? War da was? Mit seinem Statement vom Juli 2012 „Whatever it takes" hat Mario Draghi ein Zeichen gesetzt. Ist die Krise in Europa ad acta gelegt oder haben wir es mit einer trügerischen Ruhe zu tun?
(fw/ah) Dr. Heinz-Werner Rapp, Chief Investment Officer bei der FERI AG. Rapp warnt: „Die Situation in der Euro-Zone ist nicht wirklich sicher. Nach zwei Jahren Vollnarkose durch den Draghi-Put könnte bald ein böses Erwachen drohen."
Zwar habe die Notenbank konsequent zur Entspannung der Lage beigetragen, aber der Markt entferne sich von der fundamental gerechtfertigten Realität. Heute herrschen in der Euro-Zone wieder Zinsniveaus wie in den besten Zeiten vor der Krise. Dies erscheint paradox, da praktisch alle EURO-Länder seitdem ihren Schuldenstand kräftig ausgeweitet und ihre individuelle Bonität meist deutlich reduziert haben.
Nach Auffassung von Rapp sehen Investoren in Draghis Worten bis heute eine implizite Garantie, nicht nur für den Fortbestand des Euro, sondern auch für die Solvenz der hoch verschuldeten Länder. „Staatsanleihen der EMU-Peripherie wurden dadurch für viele Investoren zu einem scheinbar risikolosen „free lunch", erklärt der FERI-Vorstand. Die Situation an den EMU-Anleihemärkten sei mittlerweile aber deutlich überhitzt und durch Herdenverhalten geprägt. In dieser Situation würden fundamentale Risiken weder korrekt wahrgenommen noch adäquat eingepreist. Durch großvolumige Carry Trades ausländischer Investoren, etwa aus Japan, würde dieser Trend noch verstärkt.
Rapp weist darauf hin, dass der Markt die wahren Risiken derzeit deutlich unterschätzt. Anleger an den europäischen Anleihe-Märkten sollten in nächster Zeit auf abrupt einsetzende Korrekturen vorbereitet sein.