Diversifikation nach dem Brexit
27.09.2016
Mike Brooks
Die Auswirkungen des Brexit reichen jedoch weit über die britischen Märkte hinaus. Janet Yellen, die Chefin der Federal Reserve, warnte im Vorfeld des Referendums, dass ein Brexit „die finanziellen Bedingungen und die wirtschaftlichen Aussichten in den USA negativ beeinträchtigen könnte“ - und die Renditen von US-Staatsanleihen so niedrig bleiben würden. Allgemeiner formuliert ist zu erwarten, dass bei einer vom Populismus ausgehenden Verlangsamung des globalen Wachstums, die Anleiherenditen weltweit für längere Zeit auf niedrigem Niveau verharren werden. Das zeigt sich auch am Beispiel Deutschlands, das nun wie Japan bereits negative Anleiherenditen aufweist. Diese niedrigen Staatsanleiherenditen ziehen auch die Ertragsaussichten von Investment Grade-Unternehmensanleihen nach unten.
Was also sollen Anleger tun, um kontinuierlich Wachstum zu erzielen, wenn das Risiko-Ertragsverhältnis von Aktien sich verschlechtert hat und Staatsanleihen nur sehr niedrige Renditen bieten?
Diversifikation wäre eine mögliche Lösung.
Es gibt immer mehr Anlagemöglichkeiten außerhalb der traditionellen Assetklassen, die auf eine Reihe anderer Renditetreiber setzen, um potenziell attraktive Renditen zu generieren. In turbulenten Zeiten ist das ideal, denn es hat sich gezeigt, dass sich mit diesem Ansatz gute Renditen generieren lassen, die Volatilität aber geringer ist als bei anderen Strategien - und auch das führt zu einer weiteren Verbesserung der Risiko-Ertragsaussichten.
Zu diesen diversifizierenden Assetklassen gehören auch Infrastruktur-Investments, die relativ stabile, langfristige Cashflows bieten und eine geringe wirtschaftliche Exposure aufweisen. Des Weiteren zählen – natürlich nach sorgfältiger Prüfung - auch verschiedene Formen von höher rentierlichen Kreditpapieren wie z. B. Hochzinsanleihen, ABS-Papiere, Kredite und Peer-to-Peer-Kredite zu diesen diversifizierenden Anlageinstrumenten. Schwellenländeranleihen sind in diesem Jahr ebenfalls wieder beliebter geworden, da die Schwellenländer von einem länger anhaltenden Niedrigzinsumfeld profitieren.
Dazu gibt es manche Anlagen, die durch den Brexit sogar attraktiver werden könnten, insbesondere angesichts der Kursverluste des britischen Pfunds. So könnte es zum Beispiel bei hochwertigen Studentenunterkünften für internationale Studenten einen Nachfrageschub geben, da sich nach dem Brexit eher mehr als weniger ausländische Studenten für ein Studium im Vereinigten Königreich entscheiden könnten. Die Lebenshaltungskosten werden aufgrund des gefallenen britischen Pfunds niedriger sein und die britische Regierung könnte ausländische Studenten mit sehr offenen Armen begrüßen, wenn die Zuwanderungspolitik sich stärker auf Qualifikationen fokussiert, wie das viele konservative Politiker aus dem Brexit-Lager fordern. Dies würde die Nachfrage nach den relativ dünn gesäten hochwertigen Studentenunterkünften steigern und damit das Mietwachstum in diesem Sektor antreiben.
Wir wissen nicht, ob 2016 das Jahr werden wird, in dem die seit den 1980er Jahren andauernde lange Periode des wirtschaftlichen Neo-Liberalismus ihr Ende nimmt. Solange hier Ungewissheit besteht, wird es wohl eher volatil bleiben. Bei volatilen Märkten ist ein diversifizierender Ansatz aber umso wertvoller.
Marktkommentar von Mike Brooks, Head of Diversified Multi-Asset Strategies bei Aberdeen Asset Management