"Die Zukunft ist für wahr sehr vielversprechend"

16.03.2015

Hamish Mair

**Beteiligungskapital ist wieder en vogue. Die Private Equity-Investitionen haben zugenommen. Mehr und mehr Investoren, speziell aus dem institutionellen Bereich, erkennen die Chancen und verweisen auf das vergleichsweise gute Ertrag-Risiko-Profil. Exits laufen mitunter auf Hochtouren. "finanzwelt" sprach mit *Hamish Mair* von F&C Investments.**

finanzwelt: Nach Angaben der Analysegesellschaft Preqin hat sich das globale Vermögen der Private-Equity-Fonds seit Beginn des neuen Jahrtausends etwa verfünffacht. Rosige Zeiten für die Private-Equity-Industrie. Wie schätzen Sie die Stimmung ein?

Mair: Private Equity hat sich seit der Jahrtausendwende von einem Nischengeschäft zu einer Mainstream-Asset-Klasse gewandelt und hat in vielen europäischen Märkten die Junior-Aktienbörsen als wichtigste Eigenkapitalquelle für kleine und mittlere Unternehmen ersetzt. Die Investorenstimmung ist gut und die Anlageklasse hat die Rezession gut überstanden. Die Renditen fallen zumindest akzeptabel und teilweise sogar ausgezeichnet aus. In den meisten Fällen liegen sie deutlich über denen an der Börse, auch wenn die absoluten Zuwächse etwas geringer ausgefallen sind als ursprünglich angestrebt. Dabei verstehen Investoren die Anlageklasse heute deutlich besser und können sich auf eine deutlich bessere Infrastruktur stützen, als noch im Jahr 2000. Der Markt hat also an Breite und Tiefe gewonnen, er ist reifer und wird viel besser verstanden. Entscheiden ist jedoch, dass der Markt im Kern ineffizient bleibt. Darin liegt sein Reiz: Sorgfältige und gut informierte Anleger können daher weiter außergewöhnliche Renditen erzielen.

finanzwelt: Einige Marktteilnehmer sprechen sogar von einer Überhitzung im Beteiligungsmarkt. Teilen Sie diese Ansicht?

Mair: Grundsätzlich nicht. Verglichen mit den vergangenen Jahren und besonders mit den zuletzt erreichten Höhepunkten, wie beispielsweise 2007, mögen die Preise zwar hoch aussehen. Allerdings wissen die Investoren, dass die Gewinne noch einige Jahre steigen werden, so dass wir keine Preisspitzen beobachten. Das ist ein wichtiger Unterschied zur Ära vor der großen Finanzkrise, als den Investoren klar war, dass sie es mit Preis- und Gewinnspitzen zu tun hatten. Besonders bei kleineren und mittleren Firmen mit einem Unternehmenswert von unter 100 Millionen Euro sind die Bewertungen noch günstig.

finanzwelt: Im derzeitigen Private-Equity-Markt müssten sich dann gute Exit-Perspektiven bieten?

Mair: Wir befinden uns gerade mitten in einem Exit-Boom. Dahinter stecken zum Einen Unternehmen mit hohen Cash-Beständen, die durch Übernahmen wachsen wollen, und zum Anderen Private-Equity-Häuser mit frischem Kapital, die sich zur Zeit relativ günstig über Kredite von Banken versorgen können, nachdem diese ihre Krise überwunden haben. Dies wird durch die Erwartungen an das künftige Gewinnwachstum untermauert – das Ergebnis einer guten Geschäftsentwicklung und gestiegenem Investorenvertrauen.

finanzwelt: Schauen wir über die Landesgrenzen zu unseren Nachbarn in Europa. Wo machen Sie aktuell interessante Entwicklungen im PE-Markt fest? Welche allgemein gültigen Aussagen können Sie zum europäischen PE-Markt treffen?

Mair: Insgesamt bietet sich in Europa ein sehr positives Bild, aber mit einigen wesentlichen Unterschieden. Die besten Märkte sind in meinen Augen Großbritannien, Deutschland und Spanien. Frankreich steht dagegen unter Druck, vor allem aufgrund der Regierungspolitik, die sich gegen Unternehmen richtet. So verlangt zum Beispiel das „loi Hamon", dass alle Mitarbeiter im Voraus über eine Übernahme informiert werden müssen – ein offensichtliches Hindernis für den Abschluss von Deals. In Italien finden sich gute Einzelunternehmen, der Markt ist jedoch unzugänglicher als in Spanien, wo die Unternehmen nach der harten Austeritätspolitik jetzt Fortschritte machen. Polen dürfte kurzfristig durch das Geschehen in der Ukraine beeinflusst werden, bleibt jedoch langfristig attraktiv, vor allem aufgrund seiner Größe, seiner Kostenvorteile und wirtschaftlichen Dynamik sowie der geringen Korruption. Griechenland verfügt leider nicht über einen entwickelten Private-Equity-Sektor, auch wenn es davon profitieren könnte. Ansonsten sind die Märkte in fast allen Ländern gut entwickelt. Es gibt genug Kapital, Know-how und Vertrauen, um hervorragende Wertzuwächse zu erzielen – in meinen Augen bricht daher für Private Equity in Europa gerade ein goldenes Zeitalter an.

finanzwelt: Wird uns die Attraktivität von Private Equity, angesichts des Niedrigzinsumfelds, auch längerfristig erhalten bleiben?

Mair: Die Private-Equity-Investoren haben auch im Niedrigzinsumfeld ihre Renditeziele kaum bis gar nicht gesenkt und erwarten noch immer einen Zuwachs von jährlich 25 Prozent, um Deals abzuschließen. Die meisten haben in den vergangenen Jahren arbeiten müssen, um Werte zu erhalten und zu vermehren. Sie werden sich hüten, das erwirtschaftete Kapital zu verschwenden und ihre Glaubwürdigkeit zu beschädigen, indem sie sich jetzt mit bescheideneren Renditen zufrieden geben. Die Marktteilnehmer wissen, dass die niedrigen Zinssätze künstlich sind und nicht ewig auf dem aktuellen Niveau verharren werden. Bei ihren Deals planen sie daher mittlere bis hohe einstellige Zinssätze ein. Niedrige Einlagenzinsen treiben die Anleger aber in höher rentierende Anlageklassen, zu denen auch Private Equity gehört. Zudem hat das niedrige Zinsniveau den wenigen schlechten Deals geholfen, die wirtschaftliche Krise zu überstehen. Die aktuell niedrigen Zinssätze sind also ein kurzfristiger Vorteil, den Private-Equity-Investoren gerne ausnutzen, spielen aber in der langfristigen Planung keine Rolle. Im Kern bleibt Private Equity die langfristig orientierte Anlageklasse par excellence.

(Das Interview führte Alexander Heftrich)