Die Rezession in Schach halten
15.04.2020
Ivan Mlinaric, Geschäftsführer der Quant.Capital Management GmbH / Foto: ©Quant.Capital
Um die Pandemie erfolgreich einzudämmen ist es notwendig, die Zahl der Neuinfektionen soweit zu kontrollieren, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Statt einer stark exponentiell steigenden Kurve ist eine langsamer steigende, flachere notwendig. „Das Gleiche gilt mit anderen Vorzeichen auch für die Bekämpfung der Rezession“, sagt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer der Quant.Capital Management GmbH.
Für beide Kurven gilt: Je restriktiver die Maßnahmen gegen die Pandemie, desto stärker wirken sie. Allerdings asymmetrisch, denn wo die Härte und Dauer der Einschränkungen die Kurve der Neuinfektionen abflachen lässt, sorgt sie bei der Wirtschaftsleistung für umso steilere Ausschläge. „Die gesellschaftlichen Folgen des Lockdowns ergeben sich aus zwei Dimensionen: Zeit und Härte“, sagt Mlinaric. Je rigider der Staat in das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben eingreift, desto größer sind die Folgen. „Das gilt im Positiven wie im Negativen“, sagt Mlinaric.
So ist zu berücksichtigen, dass alle Einschränkungen zwar die Kurve der Neuinfektionen flacher werden lassen. Gleichzeitig führen sie zu immer größeren Schäden, je länger sie dauern. Und irgendwann können die Lasten von Staat und Sozialsystemen nicht mehr geschultert werden.
„Ziel muss es sein, nach der Kurve der Neuinfektionen auch die Kurve der wirtschaftlichen Folgen abzuflachen“, sagt Mlinaric. „Ähnlich wie bei der Bekämpfung der Pandemie die Kurve unterhalb der Kapazitätsgrenze des Gesundheitssystems gehalten werden soll, muss die Kurve der gesellschaftlichen Belastungen unterhalb der Tragfähigkeitsgrenze der Sozialsysteme und des gesamten Staates gehalten werden.“ Eine baldige, schrittweise Öffnung der Wirtschaft ist dafür zwingend erforderlich.
Die Balance zu finden ist schwierig. „Es ist aber auch der einzige Weg, wie wir zu einer Normalität nach der Pandemie finden können“, so Mlinaric. Eine schrittweise Lockerung der Einschränkungen muss immer so erfolgen, dass die Kurve der Neuinfektionen unterhalb der Kapazitätsgrenze des Gesundheitssystems bleibt, aber innerhalb der Tragfähigkeitsgrenze der Sozialsysteme. „Möglich also, dass es zu einer Schlangenlinienbewegung kommt“, sagt Mlinaric. Die Politik wird vereinzelte Maßnahmen zur Öffnung versuchen müssen, auch auf die Gefahr hin, dass diese sich als Irrtum erweisen. Solange kein Impfstoff zur Verfügung steht, ist „Flatten the curve“ das Gebot der Stunde. (ah)