Die Kapitalmärkte brauchen Europa
21.11.2017
Dr. Hans-Ulrich Engel, Präsident des Deutschen Aktieninstituts / Foto: © Deutsches Aktieninstitut
Dr. Hans-Ulrich Engel, Präsident des Deutschen Aktieninstituts, setzte sich auf dem heutigen Empfang des Deutschen Aktieninstitutes in Brüssel gemeinsam mit EU-Vizepräsident Valdis Dombrovskis für die Integration der europäischen Kapitalmärkte ein. Die Kapitalmarktunion mit ihren ehrgeizigen Zielen müsse weiterentwickelt werden.
Dombrovskis, Vizepräsident der Europäischen Kommission und zuständig für Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion, betonte die Bedeutung der Kapitalmarktunion für Wirtschaft und Gesellschaft. Sie stünde im Mittelpunkt der Bemühungen der Europäischen Kommission, um die Investitionstätigkeit in Europa anzukurbeln und Wachstum und Beschäftigung zu schaffen.
„Europäische Unternehmen", so Dombrovskis, „benötigen neben gut funktionierenden Banken hochentwickelte Kapitalmärkte, um die notwendige Finanzierung für Investitionen in Arbeitsplätze, Wachstum und Innovation zu erhalten. Diese sind auch wichtig, um sicherzustellen, dass unsere Wirtschafts- und Währungsunion künftigen Schocks gegenüber resistent ist. Mit der Kapitalmarktunion – dem ehrgeizigen Programm der Europäischen Kommission zur Vertiefung und Integration der europäischen Kapitalmärkte – haben wir bereits viel unternommen: Die Begebung eines Prospekts zur Kapitalbeschaffung auf öffentlichen Märkten wird bald einfacher und kostengünstiger sein, und neue Regeln für einfache, transparente und standardisierte Verbriefungen werden eingeführt. In diesem Sommer haben wir unsere ehrgeizigen Ziele zur Entwicklung der EU-Kapitalmärkte bis 2019 noch höher gesteckt, und ich hoffe, auf die Unterstützung der Unternehmen und Mitgliedstaaten zählen zu können, diese Ziele zu erreichen.“
An die Rede des EU-Vizepräsidenten anknüpfend diskutierten Dr. Hans-Ulrich Engel und Roland Boeckhout, Mitglied des Management Board Banking der ING Group, über die Erwartungen der Wirtschaft an die Kapitalmarktunion. Engel hob dabei hervor, dass Europa attraktive Rahmenbedingungen für den Börsengang und die Börsennotiz brauche. „Wenn Unternehmen wegen des hohen Regulierungsniveaus in Europa den Schritt an die Börse nicht machen oder sich von der Börse zurückziehen, geht dies mittelfristig zu Lasten der Innovationskraft der Unternehmen. Die Rahmenbedingungen für Börsengang und Börsennotiz müssen deshalb unabhängig von der Unternehmensgröße deutlich verbessert werden,“ unterstrich der Präsident des Deutschen Aktieninstituts.
„ING unterstützt nachdrücklich das Ziel der Europäischen Kommission, die Kapitalmärkte stärker zu integrieren. In der stark bankenfinanzierten Wirtschaft der Europäischen Union ist es sehr wichtig, alternative Finanzierungsquellen freizusetzen, um wirtschaftliches Wachstum zu fördern und mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Wir sind der Ansicht, dass es höchste Priorität hat, wieder einen starken Verbriefungsmarkt aufzubauen, der die effiziente Allokation von finanziellen Mitteln unterstützt und die Streuung der Risiken auf die richtigen Investoren erlaubt“, hob Boekhout hervor.
Nach Meinung von Engel und Boekhout ist die Kapitalmarktunion aus Sicht börsennotierter Unternehmen eines der wichtigsten Projekte der EU. Diese werde wesentlich dazu beitragen, die ökonomischen und damit auch sozialen Bedingungen in Europa zu verbessern. Industrie und Finanzwirtschaft brächten sich weiterhin konstruktiv in die Debatte zur Ausgestaltung der Kapitalmarktunion ein, um sicherzustellen, dass die Kapitalmärkte im Interesse aller leistungsfähig, effizient und nachhaltig gestaltet würden, so Boekhout und Engel. (ahu)