Der Bank of Japan ist jedes Mittel recht

07.10.2016

Guido vom Schemm, Geschäftsführer GVS Financial Solutions

Im Kampf gegen schwaches Wachstum und sinkende Preise scheint Japans Zentralbank jedes Mittel recht zu sein. Nachdem jahrelang im großen Stil Staatsanleihen gekauft wurden, greift die Bank of Japan seit einigen Monaten auch bei Aktien mittels ETFs kräftig zu.

Japan rutschte in der Vergangenheit immer wieder in die Deflation. Dies ist ein Teufelskreis aus fallenden Preisen, sinkenden Gewinnen bei Unternehmen, weniger Investitionen und höherer Arbeitslosigkeit. Eigentlich ist es somit verwunderlich, dass der japanische Aktienmarkt trotz der in Japan herrschenden wirtschaftlichen Tristesse noch immer so hoch notiert. Des Rätsels Lösung ist, wie vieles im Leben, relativ banal. Der japanische Aktienmarkt wird von der japanischen Zentralbank regelmäßig gedopt, damit die Börsianer in Feierlaune bleiben können. Die Bank of Japan kauft ETFs auf den japanischen Aktienmarkt und aufgrund dieser Nachfrage müssen die ETF-Emittenten die Aktien des jeweiligen japanischen Aktienindex nachkaufen, was entsprechend die Preise erhöht oder – bei Abgabedruck – die Kurse stabilisiert. Der japanische Aktienmarkt ist also fest in der Hand des größten Dealers - der Bank of Japan. Sie besitzt nämlich bereits die Hälfte der ETFs auf den japanischen Aktienmarkt.

Diese massiven Aktienkäufe bergen allerdings eine große Gefahr. Die Bank of Japan wird nämlich nicht mehr aus dem Aktienmarkt aussteigen können, ohne einen Crash zu provozieren. Vermutlich will sie das auch gar nicht, sondern wird die Aktien-ETFs wohl auf Dauer halten müssen. Schließlich erhält sie das Geld quasi zum Nulltarif und kassiert zumindest die Dividenden. Notfalls kann das Spiel so lange weiter gespielt werden, bis der Bank of Japan der gesamte japanische Aktienmarkt gehört. Erinnerungen an den Sozialismus kommen zwangsläufig hoch.

Zwei Dinge dürften Investoren in den letzten Monaten allerdings klar geworden sein. Echtes Wirtschaftswachstum ist mit der Notenpresse nicht zu erreichen. Das Gelddrucken ermöglichte bisher nur ein Strohfeuer. Darüber hinaus sieht man, dass die Notenbanken beim Versuch das Wirtschaftswachstum und die Inflation anzukurbeln jeder Weg recht ist. So ist es durchaus denkbar und  vielleicht sogar bald Realität, dass die europäische und amerikanische Notenbank zukünftig auch Aktien kaufen werden. Für Sparer heißt dies, dass das Doping mittels immer extremerer Verschuldung noch fortgeführt werden muss.  Letztendlich wird im besten Fall nur Zeit gekauft. Die Entzugserscheinungen dürften umso schlimmer werden, falls die BoJ nicht sogar zum goldenen Schuss ansetzt. In diesem Zusammenhang sollte klar sein, dass nie der Staat,  sondern immer dessen Bürger, Pleite gehen.

Kolumne von Guido vom Schemm, Geschäftsführer GVS Financial Solutions

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