Depots nicht einfach laufen lassen
22.09.2017
Thomas Hünicke geschäftsführender Gesellschafter WBS Hünicke Vermögensverwaltung GmbH / Foto: © WBS Hünicke Vermögensverwaltung
Kaufen, Schlaftabletten nehmen und reich aufwachen: Das ist der Traum vieler Anleger. Sie erwarten, dass ihre Depots „einfach so“ steigen, ohne dass sie sich viel darum kümmern müssen. Aber das funktioniert natürlich nicht immer. Zwar zeigt der historische Track Record der bekannten Indizes, dass ein langer Atem auch zum Anlageerfolg führt. Aber genauso zeigt der Blick in die Börsenkurse, dass es auch lange Durststrecken in Dax, MSCI World und Co. geben kann. Und dann sind Anleger natürlich gefordert, zu reagieren und ihre Depotzusammenstellung konsequent zu überprüfen und zu überarbeiten.
Natürlich ist es auf der einen Seite wichtig, sich nicht von kurzfristigen Marktentwicklungen treiben zu lassen und jede, vielleicht kurzfristige Veränderung mit einer kompletten Depot-Restrukturierung zu antworten. Der Faktor Zeit ist ganz entscheidend, um den Wert des Depots nach und nach zu steigern. Durch Geduld und Standhaftigkeit sind, das zeigt die Erfahrung, die besten Ergebnisse zu erzielen – denn hin und her macht Taschen leer. Dies ist freilich nicht mehr als eine Binsenweisheit, aber ein entscheidender Ratschlag in der Ausrichtung der eigenen Vermögensverwaltung.
Aber auf der anderen Seite sollten Veränderungen an den Kapitalmärkten immer genau beobachtet werden. Denn in manchen Fällen kann Abwarten auch dazu führen, dass die Vermögenssubstanz geschädigt wird. Eine zwischenzeitliche Delle ist das eine, diese lässt sich in der Regel schnell wieder kitten, wenn sich die Märkte generell erholen. Aber auch zwischenzeitliche Dellen können sich zu langfristigen, tiefen Einschnitten entwickeln. Das gilt vor allem dann, wenn zu einer (zeitlich begrenzten) Krise noch generelle Marktveränderungen hinzukommen. Will heißen: Über die Jahre kann (und wird) es zu relevanten Verschiebungen in der ökonomischen Situation kommen. Alte Branchen werden sich schwächer, neue stärker entwickeln – und Bereiche, mit denen man heute noch nicht rechnet, können auf einmal „durch die Decke gehen“.
Dann sind Reaktionsschnelligkeit und Handlungsfähigkeit gefragt, um mit allen langfristigen Entwicklungen Schritt zu halten. Neue Welten können genauso wenig ignoriert werden wie sukzessive Rückgänge alter Industrien. Dafür hilft es natürlich auch, Trends zu beobachten: Wie geht es mit der Autoindustrie weiter? Haben fossile Brennstoffe und Energieträger noch eine Zukunft? Welche medizinischen Möglichkeiten warten auf uns? Wer sich ständig informiert, Themen analysiert und einordnet, kann bessere Entscheidungen treffen und sein Depot immer wieder den neuen Gegebenheiten anpassen, um bestmögliche Erfolgschancen zu erarbeiten.
Zu den Möglichkeiten der Volatilitätsreduzierung des Depots gehören beispielsweise, in guten Marktphasen Gewinne zu realisieren und in schlechten Phasen zuzukaufen, die Gewichtung der einzelnen Aktien, verteilt über viele Branchen, nicht so groß werden zu lassen und auf Aktien gut bewerteter Gesellschaften zu setzen, die einen guten Track Record haben und gering verschuldet sind – diese erholen sich nach einem Rückgang in der Regel schneller als andere Werte
Wer jedoch im Schlafmodus verweilt und meint, es werde schon alles gut gehen, kann arge Schwierigkeiten bekommen. Schließlich besteht die Gefahr, dass er den Absprung aus Werten verpasst, die keine Zukunft mehr haben.
Kolumne von Thomas Hünicke, geschäftsführender Gesellschafter der unabhängigen WBS Hünicke Vermögensverwaltung GmbH aus Düsseldorf