Das große Ganze sehen

12.06.2016

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Brandau: Das andauernde Niedrigzinsumfeld wirkt sich zwangsläufig ebenso auf die Produktwelten wie auch die Konditionen aus. Der Trend zu Teilschutz-Zertifikaten, beispielsweise den Klassikern Discount- und Bonuspapieren, hält weiter an. Daneben waren in den zurückliegenden Monaten auch Aktienanleihen sehr gefragt. Auf der anderen Seite blieben Zertifikate mit vollständigem Kapitalschutz die dominierende Anlagekategorie, mussten jedoch wegen ihrer ungünstigen Konditionen Federn lassen. Für Berater und Anleger gilt es, diese herausfordernden Zeiten mit den richtigen Anlagelösungen zu meistern. finanzwelt: Herr Meister, inwieweit spielen Teilschutz-Produkte wie Discount- und Bonus-Zertifikate oder auch Aktienanleihen bei Ihnen eine Rolle? Meister: Wir setzen Discount-Zertifikate immer dann ein, wenn der Markt gefallen und die Volatilität recht hoch ist. In solchen Phasen sind die Optionsprämien im Markt höher und Discounter bieten teilweise recht schöne Seitwärtsrenditen. In einer starken Drawdown-Phase des Marktes können Discounter aber natürlich auch entsprechend stark fallen, so dass wir aus Risikoüberlegungen heraus nie mehr als 10 % hier investieren. Im Fall des Sell-offs im Januar und Februar haben wir uns an diese Grenze herangetastet, liegen jetzt aber schon wieder darunter. Discounter ergänzen sich ganz gut zu unserer eher antizyklisch ausgerichteten Anlagephilosophie. finanzwelt: Wie sind Sie generell derzeit am Aktienmarkt positioniert? Juds: Ich bin momentan am stärksten in Europa gewichtet und global mit dividendenstarken Aktien. Den US-Markt habe ich etwas untergewichtet, weil ich die Bewertung inzwischen für sehr hoch halte. Aktien in Schwellenländern und in europäischen Nebenwerten habe ich zuletzt aufgestockt. Gerade die Aussichten in den Schwellenländern halte ich für günstig. Meister: Wir hatten im Sell-off seit Dezember bei Schwellenmärkten leicht zugekauft. Dies gilt für Anleihen und Aktien aus Schwellenländern. In den USA sind wir eher gering gewichtet, weil wir die Bewertungen nicht ganz so attraktiv finden. In Europa sehen wir eher noch mehr Gewinnsteigerungspotenzial bei Aktien bei zeitgleich attraktiven Bewertungen. Insgesamt liegt unsere Aktienquote derzeit knapp über 40 %, was für uns eher hoch ist. finanzwelt: Trotz der gestiegenen Kurse meiden jedoch viele ein Engagement am Aktienmarkt. Fehlt es an Aufklärung, um die teilweise sehr emotionsgeladenen Reaktionen bei Kursrückgängen zu vermeiden?