Carpe Diem in Krisenzeiten
10.05.2022
Reiner Grönig / Foto: © UnternehmensBörse Grönig & Kollegen AG
Das Heute im KMU lässt sich nur genießen, wenn das Morgen abgesichert ist – komme was wolle.
Krisen drängen sich in unseren Alltag. Für viele kommen sie so plötzlich wie Platzregen und prasseln auf uns hinein. Ihre Folgen überschwemmen unsere gewohnten Denkräume, manche Strukturen stürzen im Ganzen ein. Sie hinterlassen Teile von Systemen, die vor Kurzem noch funktionierten. Gruppen werden getrennt, Perspektiven sind vernebelt, Bekanntes hat sich aufgelöst. Die Regenstürme sind wiederkehrend und teils langanhaltend. Der nächste große Einbruch kommt in letzter Zeit früher als erwartet. Gerade waren wir noch mit den Aufräumarbeiten der letzten Krise beschäftigt oder haben es überhaupt erst wieder geschafft, ein angepasstes Grundgerüst zu entwickeln – da kommt der nächste Sturm mit Wucht auf uns zu.
Das anstrengende Leben als Steh-Auf-Männchen
Es ist frustrierend und anstrengend, wie die aufeinanderfolgenden Krisen einem die Resilienz eines Steh-Auf-Männchens abverlangen: Eben erst neu arrangiert und schon gleich die nächste Veränderung. Das kann erschüttern und einen erstarren lassen vor der sich auftürmenden Aufgabenlast. In der Dringlichkeit der Krisenbewältigung und dem Reagieren und Abarbeiten von neuen Problemen, bleibt kaum noch Zeit für die eigentlichen Vorhaben – sofern diese überhaupt noch umsetzbar sind. Diese psychische Belastung ist nicht zu unterschätzen. Veränderungen fallen nie leicht. Verglimmt unter den Tropfen der Krisenstürme aber peu a peu auch das Hoffnungslicht, dann schwimmen die größten Felsen irgendwann mit weg. Damit so etwas nicht passiert, müssen wir umdenken.
Klimakrise, Pandemie und der Krieg zwischen Ukraine und Russland: Was der Mittelstand davon deutlich mitbekommt, sind u.a. wirtschaftliche Auswirkungen. Betriebe gingen in Kurzarbeit, meldeten Insolvenz an oder aber sie verzeichneten deutliche Erfolge durch stärkste Nachfragen. Gleichzeitig machen mit der Generation der Babyboomer in diesen Jahren viele Führungskräfte den Schritt in die Rente. Auch das Thema Unternehmensnachfolge fühlt sich oft wie eine Krise an. Viele sind auf solche Ausnahmesituationen nicht gut vorbereitet. Aber hier kommt erst die wirklich schlechte Nachricht: Diese Ausnahmen sind bald Alltag. Nichts deutet darauf hin, dass wir in Zukunft weniger Krisen konfrontieren müssen. Umso größer die Relevanz, dass Unternehmen sich darauf vorbereiten und Strukturen eventuell grundlegend überholen.
Vorneweg Laufen, statt hinterher Kommen
Aber wer kommt bei den ganzen Krisen noch hinterher? Die wenigsten. Deshalb hilft uns die Beantwortung dessen nicht. Eine Umstrukturierung muss her. Es gilt, die Frage zu beantworten: Wer läuft vorneweg? Vor der Krise zu handeln und nicht erst danach, sollte im Fokus stehen. Langjähriger Managing Director und Head of Product bei der Deutschen Bank sowie aktuell Geschäftsführer seines eigenen Unternehmens, Reiner Grönig weiß, wie wichtig die zeitliche Komponente ist: „Der rechtzeitige Beginn bei der Planung eines Strukturwandels zählt zu den entscheidendsten Erfolgsfaktoren, denn eine zukunftsgerichtete Regelung benötigt einen langfristigen Vorlauf. Je frühzeitiger die Aufgabe angegangen wird, desto mehr Gestaltungsoptionen halten sich Geschäftsführende offen.“
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