Behavioral Finance: Anlagefallen vermeiden
29.07.2024
Dr. Marc-Oliver Lux. Foto: Dr. Lux & Präuner
Der größte Feind des Anlegers blickt ihm jeden Morgen aus dem Badezimmerspiegel entgegen. Tatsächlich werden nur wenige Renditesucher Opfer windiger Abzocker oder durch horrende Gebühren um ihren Investorenlohn gebracht. Die Mehrzahl scheitert schlicht an sich selbst.
Disziplin ist der wichtigste Teil des Erfolgs – egal, ob man kurzfristig oder langfristig Geld anlegt. Gerade bei Börseninvestments ist Prinzipientreue gefragt. Doch sobald es sich um das eigene Geld handelt, ist das leichter gesagt als getan. Grund: Das menschliche Gehirn kennt jede Menge Psychotricks, die vor Verlusten aller Art schützen und die das Weiterleben trotz schwerer Schicksalsschläge möglich machen sollen. Dochbeim Anlegen ist die eigene Psyche oft im Weg.
Hier ein paar typische Anlagefallen, die sich jeder bewusst sein sollte bzw. die sich mit Hilfe sachkundiger Vermögensbetreuung vermeiden lassen sollten:
- Panik vermeiden
Die meisten Anleger haben sich für ihre Börsenengagements konkrete Renditeziele gesetzt. Doch die sind nur unter Schwankungen zu erreichen. So ist es der schlechteste Zeitpunkt zum Verkauf, wenn die Kurse stark bergab gehen. Häufig ist es besser, die Nerven zu behalten und investiert zu bleiben.
- Gier unterdrücken
Nicht nur bei plötzlichen Kurseinbrüchen, auch auf dem Weg nach oben schlagen die Emotionen vieler Anleger hohe Wellen. Wenn es Zeit ist, Gewinne mitzunehmen: Tun Sie es! Auf die nächsten zwei, drei Punkte bei der Rendite zu warten, kann gefährlich sein.
- Ungeduld umgehen: Nicht täglich ins Depot schauen
Auch wenn man dank Internet und mancher Smartphone-App die eigene Wertpapieranlage ständig im Auge behalten kann, sollte man dennoch manchmal wegsehen. Am besten lässt man sein Portfolio ruhen wie einen Kuchenteig und schaut nur hin und wieder nach dem Rechten. Zeit und Geduld sind hier die entscheidenden Erfolgsfaktoren.
- Vorsicht vor falschem Favoritentum
Wenn Anleger ein oder zwei Lieblingsaktien haben, ist das schön. Man sollte aber nicht die Rahmenbedingungen aus dem Auge verlieren. Selbst das bequemste Paar Schuhe istirgendwann einmal durchgelaufen.
- Ziele setzen, aber beweglich bleiben
Bestimmte Vorstellungen vom Renditepotenzial einzelner Aktien oder Indizes zu haben und diese gegebenenfalls schriftlich niederzulegen, ist nicht grundsätzlich schlecht – vor allem, um die ursprünglichen Szenarien von Zeit zu Zeit mit den neuen Gegebenheiten abzugleichen. Dennoch gilt: Nicht dogmatisch an einem Kursziel festhalten, sondern flexibel bleiben!
- Kurzsichtigkeit und Voreingenommenheit umgehen
Vor allem wenn es brenzlig zu werden droht, neigen Anleger zu selektiver Wahrnehmung: Sie nehmen nur noch die Negativ-Nachrichten wahr, die ihre schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen scheinen. Gerade in solchen Situation ist sachkundige Unterstützung essentiell. Meistens ist es besser, einige Schritte zurück zu treten, um – wie bei einem Gemälde – einen besseren Gesamteindruck zu bekommen.
Bitte kein blinder Aktionismus! In turbulenten Börsenphasen verfallen viele Anleger in einen „Rette sich wer kann“-Modus – und fügen ihrem Depot dadurch unnötigen Schaden zu. Wenn der Wirbelsturm schon an den Dachziegeln zerrt, ist es sinnlos, rauszulaufen und noch die Gartenmöbel festzuzurren. Man ist besser beraten, sich einsicheres Plätzchen zu suchen und abzuwarten, bis sich die Lage beruhigt hat.
Marktkommentar von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München.