Baugewerbe: 4 Prozent Umsatzwachstum erwartet
06.09.2016
Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe
„Wir erwarten ein sehr gutes Baujahr 2016, das zeigen die Konjunkturdaten des ersten Halbjahres.“ Dies erklärte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, Felix Pakleppa, am 07. September in Neumünster, anlässlich der Eröffnung der NordBau 2016.
(fw/rm) „Wir gehen nunmehr von einem Umsatzwachstum von gut 4 Prozent bis hin zu 5 Prozent in 2016 aus. Zu Jahresbeginn hatten wir noch mit plus 3 Prozent gerechnet.“ Der Wohnungsbau treibt die Baukonjunktur: Der Umsatz liegt mit ca. 17,5 Mrd. € im ersten Halbjahr um 11 Prozent über dem Vorjahresniveau. Diese dynamische Entwicklung dürfte sich weiter fortsetzen, denn die Auftragseingänge liegen um 20 Prozent über dem Vorjahresniveau. Mit nahezu 180.000 Wohnungen wurden zudem ca. 41.000 Wohnungen (+30 Prozent) mehr genehmigt, als vor Jahresfrist. Trotz dieser positiven Aussicht warnte Pakleppa vor einem Attentismus der Investoren, der sich breit macht. Denn die Diskussion um eine steuerliche Förderung im Mietwohnungsbau – Erhöhung der linearen AfA von zwei auf vier Prozent oder Einführung der degressiven AfA – führe dazu, dass die Menschen abwarten würden. Er forderte daher den Bundestag auf, der Einführung einer degressiven Afa für den Mietwohnungsbau, wie von der Bundesregierung beschlossen, endlich zuzustimmen. Derzeit wird die Mehrzahl der Wohnungen im eher hochpreisigen Segment gebaut. „Besonders in den Ballungsgebieten werden aber Wohnungen für junge Familien und Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen benötigt. Dafür hat die Bundesregierung die sog. Entflechtungsmittel an die Länder für den sozialen Wohnungsbau von 518 Mio. Euro auf eine Milliarde annähernd verdoppelt – leider ohne Zweckbindung. Hier fordern wir die Bundesländer auf, diese Mittel passgenau für neue Wohnungen einzusetzen und für genügend Bonität zu sorgen.“ So Pakleppa weiter. Gleichzeitig erteilte er einer weiteren Verschärfung der EnEV eine Absage: „Wir haben mit der EnEV 2014/2016 einen Status erreicht, der den für 2020 geforderten EU-Standard und damit den Niedrigstenergiestandard jetzt schon erreicht, der aber zu einer Kostensteigerung von knapp zehn Prozent geführt hat. Das reicht!“ Auch im Wirtschaftsbau zeigt sich die Nachfrage wesentlich größer als erwartet. Die Aufträge liegen um ca. 20 Prozent oberhalb des Vorjahresniveaus. Und auch die Baugenehmigungen fallen für alle Gebäudetypen deutlich höher aus, als vor Jahresfrist. „Die deutsche Wirtschaft scheint robuster und perspektivisch positiver gestimmt zu sein als dieses in der Öffentlichkeit zum Ausdruck kommt,“ so der Hauptgeschäftsführer des größten und ältesten Bauverbandes in Deutschland. Und auch die öffentliche Hand hat im ersten Halbjahr 2016 deutlich mehr Aufträge erteilt, als in 2015. Mit einem Ordereingang von fast 13 Mrd. Euro weist der öffentliche Bau ein deutliches Plus von ca. 20 Prozent auf. Dabei sticht das Bestellvolumen im anteilsstarken Tiefbau mit einem Plus von über 20 Prozent heraus. Der im Bundeshaushalt für 2016 eingestellte Investitionshochlauf bei der Straße um ca. eine Milliarde Euro zeigt Wirkung. „Wir haben allerdings Sorge, wie weit dieser Aufschwung tragen wird. Denn die Bundesländer haben zu wenig Personal, um die Baumaßnahmen entsprechend zu projektieren und zu planen – und ohne Planung gibt es keine Bauaufträge. Daher sind nun die Bundesländer aufgefordert, ihre Planungskapazitäten wieder aufzustocken, damit die vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel auch tatsächlich auf die Straße kommen,“ erklärte Pakleppa. „Der Personalengpass in den öffentlichen Straßenbauverwaltungen darf nämlich nicht dazu führen, dass Infrastrukturprojekte verstärkt als ÖPP-Projekte durchgeführt werden.“ www.zdb.de