„Aus sozialpolitischer Sicht wäre das Provisionsverbot eine Katastrophe“

15.02.2024

Michael H. Heinz, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK). Foto: BVK

Die Zahl der Versicherungsmakler geht immer mehr zurück. Nach dem Vermittlerregister des DIHK sind die Registrierungen der über die Unternehmen registrierten gebundenen Versicherungsvertreter innerhalb eines Jahres um 5,6 Prozent (- 6.176) gesunken. Wie bewerten Sie das?

Heinz: Der zunehmende Vermittlerschwund stellt für die Absicherung der Bevölkerung und den sozialpolitischen Auftrag unseres Berufsstands eine fragwürdige Entwicklung dar. Wir bedauern die neuerliche Abnahme der Registrierungen sehr.

Zwar mag das hohe Durchschnittsalter der Vermittler eine gewisse Rolle spielen, aber nach unserem Dafürhalten ist dieser Vermittlerschwund maßgeblich eine Folge der Verunsicherung des Berufsstands durch die Diskussion um mögliche Provisionsverbote durch die EU-Kommission. Außerdem belasten die seit Jahren fortschreitende Regulierung, Bürokratisierung und immer neue Auflagen die Versicherungsvermittler. Daher sagen wir schon jetzt für 2024 wieder einen bedauerlichen Rückgang der Registrierungen voraus.

Was fehlt, ist wie in vielen Branchen der Nachwuchs. Was raten Sie jungen Menschen, die trotz all der Widrigkeiten dennoch den Beruf des Versicherungsvermittlers ergreifen möchten?

Heinz: Der BVK rät jungen Menschen, sich ein eigenes Bild zu machen. Der Vermittlerberuf ist sehr vielseitig und erfordert ein hohes Maß an Qualifikation und permanenter Weiterbildung. Im schrumpfen Vermittlermarkt liegen große Chancen für den Nachwuchs. Diesen zu fördern ist eine zentrale Aufgabe der BVK-Junioren, denen inzwischen über 630 Nachwuchsvermittler angehören. Mit diversen Veranstaltungen und Webinaren setzen wir uns aktiv für die unter 35-jährigen ein.  

Der bisher stark fragmentierte Markt der Versicherungsmakler in Deutschland steht in einer harten Umbruchphase. Die Zahl der M&A-Transaktionen steigt an, die Konzentrationsprozesse nehmen zu. Treiber sind vor allem auch Private Equity-Investoren, die über ihre Maklerplattformen Buy-and-Build-Strategien vorantreiben. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Heinz: Die Konsolidierungswelle im Maklermarkt beobachten wir sehr genau. Insbesondere der Einstieg ausländischer Investoren stehen wir skeptisch gegenüber. Zudem beobachten wir, dass Makler über Anbindungen über Maklerpools zunehmend den direkten Kontakt zu den Versicherern verlieren. Dies ist aus unserer Sicht eine bedenkliche Entwicklung.

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