Antriebsfaktor Währungsmärkte

26.04.2016

John J. Hardy, Head of FX Strategy bei der Saxo Bank

Wie John J. Hardy, Head of FX Strategy der Saxo Bank feststellt, kommt am 27. April der Offenmarktausschuss der US-Notenbank (FOMC) zusammen, um die aktuelle geldpolitische Aussage zu treffen. Diese folgt auf ein rundherum gemäßigtes FOMC-Meeting im März, bei dem die gemäßigte Linie und das verzweifelte Hände-Ringen der Notenbank vor einem weltweiten Markthintergrund überraschte.

(fw/rm) Der Schwerpunkt auf globale Aspekte in den Überlegungen der US-Notenbank bekräftigten zudem den Verdacht einiger Investoren, dass die Fed sich durchaus bewusst ist, dass sie quasi die Rolle als Zentralbank für die ganze Welt innehat (und nicht nur für die USA) und dass sich die Welt schlichtweg keinen stärkeren USDollar nach Zinserhöhungen der Fed leisten kann. Fairerweise muss man zugeben, dass die US-Notenbank in einer wenig beneidenswerten Position ist und in den kommenden sechs Monaten nicht nur international, sondern auch national das volle Programm an Ereignisrisiken durchstehen muss, und das wegen des wohl außergewöhnlichsten Wahlkampfs für die Präsidentschaftsvorwahlen seit den 1960er Jahren, der das Land so gründlich spaltet, dass eine Gefährdung des Wirtschaftswachstums nicht ausgeschlossen werden kann. Die US-Notenbank muss diese politisch brisanten Themen natürlich auf Samtpfoten umgehen, kann also nicht ausdrücklich darauf hinweisen, wie diese populistischen Aufstände am politischen und allgemeinen Grundgerüst der USA rütteln; allerdings ist diese Problematik schon zwangsläufig in das politische Kalkül der Fed eingeflossen. Die USNotenbank unter Yellen würde vermutlich am liebsten eine Auszeit nehmen und sich in einer Höhle weitab der Zivilisation verstecken – und erst im November wieder herauskriechen und die entstandenen Schäden beurteilen. Leider kann sich die Fed diesen Luxus nicht leisten. Ganz gleich, was in den nächsten fünf FOMC-Meetings bis zur USPräsidentschaftswahl am 8. November noch passiert, werden alle Aktionen und Argumente der US-Notenbank in einem zunehmend politischen Licht betrachtet. Diese Risiken gelten zudem in beiden Richtungen – ob es nun einen Sturzflug der Wirtschaft gibt oder sie weiter an Fahrt aufnimmt, ohne dass die Fed entsprechend reagiert –, weil die US-Notenbank in jedem Fall der Bevorzugung beschuldigt würde. Und schon hat Donald Trump, der voraussichtliche Kandidat der Republikaner, kräftig gegen die Geldpolitik der US-Notenbank ausgeteilt; er ließ durchblicken, dass er die Fed schwächen und Janet Yellen das Ruder aus der Hand nehmen wolle, sobald ihre laufende Amtszeit Anfang 2018 ende. Anders gesagt, können wir auf eine geldpolitische Aussage der Fed warten, dass sie alles tun werde, um jegliche Einflussnahme zu vermeiden. Der USD kann unabhängig von den Aussagen der Fed stärker werden. Auch die japanische Zentralbank (BoJ) hält in dieser Woche ein Meeting über ihre künftige Geldpolitik ab, und das zu einem Zeitpunkt, an dem die aktuelle Geldpolitik massiv an ihre absoluten Grenzen stößt, sowohl hinsichtlich des maximal zu verkraftenden Rückgangs der Zinssätze als auch hinsichtlich der Anzahl der Anleihen, die die BoJ von immer unwilligeren Verkäufern ankaufen kann. (Die glücklichen Inhaber der japanischen Staatsanleihen mit der längsten Laufzeit sitzen schließlich noch auf enormen nicht realisierten Gewinnen – eine vierzigjährige JGB legte in den ersten Monaten dieses Jahres um mehr als 25 Prozent [in JPY] zu, während die Erträge in den Keller fielen.) Einer Zentralbank geht die Munition natürlich nie aus, weil sie die geltenden Regeln ständig umschreiben kann. Der bekannte Blogger Mike Shedlock trägt dieses Argument vor und plädiert dabei scherzhaft für eine geldpolitische Mischung, mit der das Inflationsziel der japanischen Zentralbank im Handumdrehen erreicht würde, beispielsweise die Besteuerung der japanischen Staatsanleihen mit einem Prozent pro Monat und die Einführung einer negativen Umsatzsteuer durch die Regierung Abe. Aber irgendwann erreicht selbst eine Zentralbank das Ende der politischen und selbst der gesellschaftlichen Fahnenstange (inwieweit geht das derzeitige politische Klima in den USA auf das Konto der Fed-Geldpolitik?), ansonsten würde sie Gefahr laufen, sich de facto zum Diktator einer entkräfteten Wirtschaft und dysfunktionaler Märkte aufzuschwingen. Die japanische Zentralbank will unter keinen Umständen an diesen Punkt gelangen, selbst wenn sie derzeit die weltweit radikalste Geldpolitik verfolgt und bereits die Regierung dringend bittet, ihr einen größeren Teil der politischen Last abzunehmen. Beim wöchentlichen Meeting wird die BoJ wohl leider nur wieder Flickschusterei betreiben – oder gar nichts tun. Der Yen wird dadurch unter Umständen stärker, hat aber womöglich bereits das maximale Potenzial erreicht, wenn Japan den geldpolitischen Radikalismus in den kommenden Monaten zwangsläufig auf die nächste Stufe hebt. www.saxobank.com