Anleihen: Ist der Bärenmarkt überstanden?

22.09.2022

David Riley, Chief Investment Strategist bei BlueBay Asset Management. Foto: @ BlueBay Asset Managemen

Höhere Renditechancen bei CoCo-Bonds

Anlegern auf der Suche nach höheren Erträgen bieten nachrangige Schuldverschreibungen europäischer Banken wie CoCo-Anleihen eine Rendite von fast 10 Prozent. Diese liegt damit deutlich höher als die Dividendenrendite europäischer Bankaktien – bei geringerer Volatilität und niedrigerem Rückschlags-Risiko. Das Eigenkapital der europäischen Banken ist so hoch wie nie zuvor und die Institute haben erhebliche Rückstellungen für potenzielle Kreditausfälle gebildet.

Unsere Analyse deutet darauf hin, dass das Risiko einer Aussetzung der Kupons von CoCo-Bonds sehr gering und die Gefahr einer Umwandlung in Eigenkapital noch niedriger ist. Aus unserer Sicht bewerten die Marktteilnehmer die Bankschuldtitel aufgrund der schlechten Erinnerungen an die globale Finanzkrise falsch. Obwohl CoCo-Bonds volatil sein können, halten wir sie daher für interessant.

Selektive Chancen in den Schwellenländern

Für mutige Anleger bieten Staats- und Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern zahlreiche gute Gelegenheiten. Die Zentralbanken mehrerer aufstrebender Volkswirtschaften haben im vergangenen Jahr mit aggressiven Zinserhöhungen den Weg dafür geebnet, dass sich ihre Währungen trotz des US-Dollar-Höhenflugs gut halten. Die Inflation und die Zinssätze der Notenbanken dürften ihren Höchststand erreicht haben und bieten Potenzial für Kurssteigerungen sowie einen laufenden Ertrag durch die wesentlich höheren Staatsanleiherenditen als in den entwickelten Märkten.

Der JP Morgan-Index für Staatsanleihen der Schwellenländer in Hartwährung weist trotz eines durchschnittlichen Investment-Grade-Ratings eine Rendite von fast 8 Prozent auf. Weil die Fundamentaldaten von Staats- und Unternehmenspapieren in den Schwellenländern stark divergieren, gilt aber ‚caveat emptor‘: möge der Käufer sich in Acht nehmen.

Bärenmarkt nicht vorbei – Anleihen bieten aber Chancen

Es ist noch nicht an der Zeit, das Ende des Bärenmarktes für Anleihen auszurufen: Die Zentralbanken heben die Zinssätze aggressiv an, nachdem sie zuvor nicht auf die hohe und steigende Inflation reagiert haben. Dennoch sind die Renditen für Kernsegmente aus dem Bereich festverzinslicher Wertpapiere inzwischen so hoch, dass sichere Staatsanleihen eine gewisse Portfolioabsicherung gegen einen schweren globalen Wirtschaftsabschwung bieten können. Ebenfalls interessante Chancen gibt es unserer Meinung nach, insbesondere bei europäischen Investment-Grade-Anleihen und nachrangigen Bankanleihen, bei hochverzinslichen US-Unternehmens- und selektiv auch bei Schwellenländerpapieren.“

Gastbeitrag von David Riley, Chief Investment Strategist, BlueBay Asset Management.