Aktiengewinne durch Unternehmenstransaktionen

20.08.2018

Thomas Hünicke geschäftsführender Gesellschafter WBS Hünicke Vermögensverwaltung GmbH / Foto: © WBS Hünicke Vermögensverwaltung

Der M&A-Markt, also das Geschäft mit Unternehmenskäufen, -verkäufen und -fusionen boomt. Für Anleger kann dies enormes Wachstumspotenzial bedeuten: Viele Aktien steigen im Rahmen von M&A-Aktivitäten.

Die Zahlen sind beeindruckend. Weltweit wurden in den ersten drei Monaten 2018 Unternehmensübernahmen und Fusionen mit einem Gesamtvolumen von über einer Billion Dollar abgeschlossen – eine deutliche Zunahme im Vergleich zum ersten Quartal 2017 (749 Milliarden Dollar). Der durchschnittliche Transaktionswert im ersten Quartal 2018 stieg ebenfalls deutlich an: um rund 30 Prozent auf ein Zehn-Jahres-Hoch von 124 Millionen US-Dollar, stellt die Beratungsgesellschaft KPMG heraus.

Auch sogenannte M&A-Deals (Mergers & Acquisitions) mit deutscher Beteiligung bewegen sich auf einem hohen Niveau: Trotz einer im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres leicht gesunkenen Anzahl von 550 Deals stieg das Transaktionsvolumen bei Deals mit deutscher Beteiligung auf 82,8 Milliarden US-Dollar. Damit bewegt sich der Markt weiterhin auf beachtlich hohem Niveau, so die Ergebnisse der aktuellen M&A Insights von Allen & Overy.

Wer diesen Markt detailliert beobachtet, kann als Aktieninvestor sehr gute Ergebnisse erzielen. Denn regelmäßig werden Aktienkurse positiv von Übernahmeplänen beeinflusst. Ein Beispiel aus der Vergangenheit: Seit 2008 sind die Aktienkurse von Versicherungsgesellschaften, die größere Akquisitionen tätigten, um rund vier Prozentpunkte stärker gestiegen als die von Wettbewerbern ohne Akquisitionen („Insurance M&A Success Tracker“ von Willis Towers Watson mit Mergermarket und Cass Business School). Vergangenes Jahr hat die Übernahme Stillwater Mining durch den Bergbaukonzern Sibanye zu interessanten Kursgewinnen der Stillwater-Aktie geführt. Im Vorfeld der Übernahme ist der Wert innerhalb weniger Monate um rund 40 Prozent gestiegen.

Kürzlich hat das Automobil- und Maschinenbauunternehmen Schaeffler-Gruppe die SPACE DRIVE-Technologie des Zuliefererunternehmens Paravan GmbH erworben. Das hat die Schaeffler-Aktie Schwung verliehen: 13 Prozent Kursgewinn innerhalb weniger Tage sind das Ergebnis. Ein Übernahmekandidat ist das Eisenbahn-Logistik- und Waggonvermietunternehmen VTG. Die Aktie hat seit Ende 2014 rund 130 Prozent Plus gemacht, JPMorgan Chase hat jetzt ein öffentliches Übernahmeangebot gemacht, das aber als zu niedrig eingestuft wird. Beobachter erwarten daher einen weiteren Anstieg.

Sehr interessant erscheint auch der Blick in die Biotech-Branche. Sarepta Pharmaceuticals beispielsweise gilt als Übernahmekandidat und hat seinen Börsenkurs seit April verdoppelt. Und der US-Biotech-Riese Gilead Sciences hat vor einem Jahr für 11,9 Milliarden US-Dollar das kleine US-Biotech-Unternehmen Kite Pharma übernommen, das zuvor nur mit etwas mehr 2,3 Milliarden US-Dollar an der Börse bewertet wurde.

Zugleich sind Aktien von Übernahmekandidaten oftmals nicht so leicht zu finden, denn die allermeisten Deals finden nicht auf Blue Chip-Ebene statt, sondern eher in der zweiten oder dritten Reihe. Denn vor der Aufgabe, die Märkte und Übernahmegerüchte genau zu verfolgen, spezielle Sektorenkompetenz aufzubauen und dann auch den Mut zu besitzen, frühzeitig die Werte einzukaufen, wenn die ersten leisen Anzeichen für einen Deal auftreten. Eine Alternative können daher M&A-Fonds sein. Diese konzentrieren sich auf Aktien von Firmen in Übernahmesituationen und nehmen den Anlegern umfangreiche Recherche- und Analyseaufgaben ab. Zu den bekannteren Fonds gehören beispielsweise der KR Deutsche Aktien Spezial und der 4Q-European Opportunities, ein Zertifikate-Investment kann über das German M & A-Zertifikat abgebildet werden.

Kolumne von Thomas Hünicke, geschäftsführender Gesellschafter der unabhängigen WBS Hünicke Vermögensverwaltung GmbH aus Düsseldorf